Hehlin­gerin Annegret Schulze wohnt in Privat-Biblio­thek

Anne Schulze aus Hehlingen hat fast 25 Jahre den Literaturkreis geleitet. Foto: Anja Weber / regios24
Anne Schulze aus Hehlingen hat fast 25 Jahre den Literaturkreis geleitet. Foto: Anja Weber / regios24

Sie leitete bis zum Frühjahr den Litera­tur­kreis und liest um die 120 Bücher jährlich.

Überwäl­ti­gend. Einfach überwäl­ti­gend. Ich bleibe stehen und sehe die Wände hinauf und hinunter: Bücher, überall Bücher. Unzählige, sorgfältig einge­stellt in decken­hohe, weiße Holzre­gale. Im Oberge­schoss geht es so weiter. Annegret Schulze lächelt. Sie kennt andere Reaktionen: Ungläu­biges Staunen darüber, dass sie Bücher sammelt, eine private Biblio­thek aufgebaut hat. Wegwerfen nach dem Lesen, haben ihr Besucher sogar geraten. Das trifft ihren Nerv. Denn Schulze liebt und liest Bücher. Etwa 120 jährlich.

Logo Braunschweiger ZeitungDieser Artikel ist zuerst erschienen am 28.08.2019 (Bezahl-Artikel)
Überall, zu jeder Zeit. Auch beim Fernsehen, wenn ihr Mann gebannt auf den Monitor schaue, vertiefe sie sich in ein Buch. Es sind anspruchs­volle Werke. Nicht eines, dass man „im Super­markt vom Stapel greifen kann“. Sie kennt sich aus, hat Siegfried Lenz ebenso gelesen wie Günther Grass, Julie Zeh wie Elfriede Jelinek. „Die letzten hundert Jahre inter­es­sieren mich“, und antwortet mit einem klaren Nein, als ich sie nach einer Biografie von Madame Pompadour oder Victoria Luises frage.

Die jüngere, deutsche Geschichte in ihrem europäi­schen Kontext erschließt sich Schulze durch die Literatur, durch Romane, Erzäh­lungen, Anekdoten und Biogra­fien. „Das ist ungeheuer spannend“, bekennt sie und ist dankbar, dass sie vor etwa 25 Jahren von Karl-Wilhelm von Wintzin­ge­rode das Amt der Geschäfts­füh­rerin im Litera­tur­kreis übernommen hatte. Dadurch habe sie wichtige, lebende Autoren kennen gelernt. „Sie sind nach einer Lesung im kleinen Kreis viel offener, reden auch über Persön­li­ches ungefil­tert“. Das sei ein Vorteil gewesen, Jahr für Jahr im Winter­halb­jahr sechs Lesungen in der Aula des Ratsgym­na­siums zu organi­sieren.

Das Ehrenamt hat sie im Frühjahr an Anna Deileke übergeben. „Sie macht das ganz fantas­tisch“, lobt Schulze ihre Nachfol­gerin und betont: „Sie hat eine tolle Reihe organi­siert“. Und sie selbst sei froh, jetzt zu tun, „was mir am meisten Spaß macht: Empfeh­lungen!“ Da nehme sie gerne Einla­dungen an, auch wenn nicht alle Zuhörer „von mir ausge­wählte Autoren kennen“. Schulze legt viel, viel Wert auf Inhalt, Stil und Sprache eines Buches. „Sonst muss ich nicht kommen.“
„Die Literatur hat mich berei­chert, mir Türen ins Leben und in Welt geöffnet. Ich habe so viel, viel mehr verstanden“, begründet Annegret Schulze ihre unver­brüch­liche Liebe zum Buch. Die geht weit zurück in ihre Kindheit, beför­derte eine Lehre als Buchhan­dels­kauf­frau und vertiefte ihre Arbeit im Buchhandel: „Da musste ich immer auf dem Laufenden bleiben“. Das tat sie auch, vertiefte ihre Kennt­nisse durch Reisen, auch ins Ausland. Lesungen in Dänemark oder Italien seien anders, als in Deutsch­land. Das Autoren­ge­spräch sei hierzu­lande viel zu selten. Wissen über den jewei­ligen Schrift­steller hält sie für wichtig, denn es trage dazu bei, „das Werk zu verstehen“.

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