Univer­si­täts­tage zu Sehnsucht nach Vergan­gen­heit

Das Juleum ist Veranstaltungsort der Helmstedter Universitätstage. Foto: Stadt Helmstedt

Angesichts der aufge­bran­deten Debatte, ob misslie­bige Denkmale zerstört werden müssen, steht in Helmstedt eine spannende Diskus­sion mit den Referen­tinnen und Referenten der 26. Auflage an: „Droht die Vergan­gen­heit die Gegenwart zu überwäl­tigen?“

Der Corona-Pandemie zum Trotz finden die Helmstedter Univer­si­täts­tage vom 24. bis 27. September statt. „In den Vorträgen der 26. Auflage wird der Sehnsucht nach Vergan­gen­heit auf unter­schied­li­chen Ebenen von der Nostalgie bis zur Aufar­bei­tung, von der schmerz­haften Tabubre­chung bis zur Kommer­zia­li­sie­rung, von der Moder­ni­sie­rung bis zur Restau­rie­rung im Stadtbild nachge­spürt“, erläutert Martin Sabrow, wissen­schaft­li­cher Leiter der Univer­si­täts­tage, das Programm.

Anmel­dungen erfor­der­lich

Angesichts der aktuell geltenden Hygie­ne­vor­schriften sind schrift­liche Anmel­dungen zu allen Programm­punkten erfor­der­lich. Das dafür notwen­dige Formular ist auf der Inter­net­seite www.universitaetstage.de erhält­lich. Die Veran­stalter können insbe­son­dere angesichts des Abstands­ge­bots lediglich eine begrenzte Anzahl an Zuhöre­rinnen und Zuhörern je Vortrag in das Juleum lassen. Deswegen kann nicht allen Inter­es­sierten ein Sitzplatz garan­tiert werden. Auf die einge­gan­genen Anmel­dungen wird so schnell wie möglich geant­wortet. Für dieje­nigen, die keinen Platz mehr in der Aula erhalten wird es auf dem Juleumshof Audio-Übertra­gung geben. Am 25. und 26. September wird darüber hinaus ein Internet- Livevestream auf www.universitaetstage.de angeboten.

In sieben Vorträgen (siehe unten) von anerkannten Wissen­schaft­lern werden die Bedeutung der Vergan­gen­heit und ihre Rolle in der Gegenwart aufge­ar­beitet. Die Frage­stel­lung der Abschluss­dis­kus­sion mit den Referenten und Referen­tinnen „Droht die Vergan­gen­heit die Gegenwart zu überwäl­tigen?“ strotzt angesichts der aktuellen Debatte um Rassismus und Kolonia­lismus vor Spannung. Was wird aus dem Koloni­al­denkmal am Braun­schweiger Prinzen­park, was aus Bismarck-Denkmal in Hamburg oder dem Karl-Marx-Denkmal in Chemnitz?

Kultu­relle Orien­tie­rung

„Die Stellung der Vergan­gen­heit in der jewei­ligen Gegenwart ist histo­ri­schen Wandlungen unter­worfen. In manchen Zeiten genießt sie große Wertschät­zung, in anderen geringe. Heute gilt sie als eine unent­behr­liche Ressource des gesell­schaft­li­chen Selbst­ver­ständ­nisses und der kultu­rellen Orien­tie­rung; zu anderen Zeiten sorgte man sich mit Friedrich Nietzsche darum, dass eine zu starke Besinnung auf das Gewesene das Leben zu ersticken drohe“, schreibt Martin Sabrow im Programm­heft. Diese Sicht, die bis in die 1970er Jahre vielfach vertreten wurde, habe einer radikalen Umwertung Platz gemacht: Die Vergan­gen­heit stelle in der westli­chen Welt heute eine zentrale Instanz kultu­reller Selbst­ver­ge­wis­se­rung dar, so Sabrow weiter.

Im Rahmen­pro­gramm wird der Wim Wenders Film „Im Laufe der Zeit“ bereits am 24. September (19 Uhr) im Kino Roxy Licht­spiele in Helmstedt gezeigt. Wenders drehte entlang der Grenze zur DDR auch in Helmstedt seinen preis­ge­krönten Film mit Hanns Zischler und Rüdiger Vogler als herum­rei­sende Sonder­linge in den Haupt­rollen. Im Anschluss an den Film folgt eine Diskus­sion mit Schau­spieler Hanns Zischler und dem Publikum. Der Eintritt ist frei (Anmeldung unter 05351–33238 oder www.helmstedterkinos.com).

Tradition als Univer­si­täts­stadt

Die Helmstedter Univer­si­täts­tage sollen einer­seits an die Helmstedter Tradition als Univer­si­täts­stadt von 1576 bis 1810 und anderer­seits an die deutsche Teilung von 1945 bis 1990 erinnern. Die Veran­stal­tung wird unter anderem von der Stiftung Braun­schwei­gi­scher Kultur­be­sitz gefördert. Ihr Direktor, Tobias Henkel, ist Beirats­vor­sit­zender der Helmstedter Univer­si­täts­tage.

Die Vorträge

25. September:

  • 17.30 Uhr Vom Wert der Vergan­gen­heit, Prof. Dr. Martin Sabrow (Potsdam/Berlin)
  • 18.30 Uhr Strate­gien der Vergan­gen­heits­auf­wer­tung: Deutsch­lands Super­gra­bungen, Prof. Dr. Matthias Wemhoff (Berlin)

26. September

  • 11 Uhr: NS-Gedenk­stätten als Sehens­wür­dig­keiten?, Dr. Axel Drecoll (Orani­en­burg)
  • 12 Uhr: Kontro­verse als Programm: Geschichts­fern­sehen und Debat­ten­kultur in Deutsch­land, Prof. Nico Hofmann (Berlin)
  • 14.30 Uhr: Denkmale der Vergan­gen­heit stehen immer in der Gegenwart. Die Neue Wache von Karl Friedrich Schinkel in Berlin, Prof. Dr. Gabi Dolff-Bonekämper (Berlin)
  • 15.30 Uhr: Sehnsucht nach Verdun? Faszi­na­tion und Wandel des Schlacht­feld­tou­rismus Dr. Stefanie Samida (Heidel­berg)
  • 17 Uhr: Nostalgie: Vom Nachteil und Nutzen der Sehnsucht nach Vergan­gen­heit, Dr. Tobias Becker (London)
  • 18 Uhr: Droht die Vergan­gen­heit die Gegenwart zu überwäl­tigen? Abschluss­dis­kus­sion, moderiert von Modera­tion Prof. Dr. Martin Sabrow

Kontakt:

Stadt Helmstedt
Kultur und Tourismus
Anja Kremling-Schulz
Markt 1
38350 Helmstedt

Tel: 0 53 51 / 17 – 2500
Email: anja.kremling-schulz@stadt-helmstedt.de
Internet: http://www.stadt-helmstedt.de

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