Nieder­sachsen baut Quanten­com­puter – Braun­schweig ist mit dabei

Das Foto zeigt eine Einheit eines Hochleistungsrechners. Foto: Jan Woitas / dpa
Das Foto zeigt eine Einheit eines Hochleistungsrechners. Foto: Jan Woitas / dpa

Quanten­com­puter können riesige Daten­mengen in kürzester Zeit verar­beiten. Die TU Braun­schweig und die PTB sind an dem Projekt beteiligt.

Das Land Nieder­sachsen und mehrere Univer­si­täten, Forschungs­ein­rich­tungen und Unter­nehmen haben sich zu einem Bündnis zusam­men­ge­schlossen, das bis 2025 einen Quanten­com­puter entwi­ckeln soll. Dazu solle die Expertise von mehr als 400 Wissen­schaft­lern der betei­ligten Insti­tuten gebündelt werden, teilten das Wissen­schafts­mi­nis­te­rium und die Volks­wagen-Stiftung am Freitag mit. Das Konzept der Quanten­com­puter ist eine Reaktion auf die Tatsache, dass die bislang übliche Entwick­lung von Hochleis­tungs­com­pu­tern an ihre physi­ka­li­schen Grenzen stößt.

Logo Braunschweiger ZeitungDieser Artikel ist zuerst erschienen am 02.10.2020 (Bezahl-Artikel)

Ein Quanten­com­puter speichert Infor­ma­tionen nicht wie gängige Computer als Bits, die nur zwei mögliche Zustände annehmen können, nämlich Eins oder Null. Ein „Qubit“ eines Quanten­com­pu­ters kann vielmehr beides gleich­zeitig sein. Das Quanten­teil­chen hält solange beide Zustände inne, bis man es sich ansieht oder misst. Damit können Quanten­com­puter theore­tisch um ein Vielfa­ches schneller und leistungs­fä­higer sein als herkömm­liche Rechner.

Mehr als 220 Millionen Euro für Quanten­for­schung in den letzten zehn Jahren

Gründungs­in­sti­tu­tionen des neuen Forschungs­ver­bunds „Quantum Valley Lower Saxony“ sind die Leibniz-Univer­sität Hannover, die TU Braun­schweig, die Physi­ka­lisch-Techni­sche Bundes­an­stalt (PTB) in Braun­schweig, das Albert-Einstein-Institut der Max-Planck-Gesell­schaft sowie das Institut für Satel­li­ten­geo­däsie und Inerti­al­sen­sorik des Deutschen Zentrums für Luft- und Raumfahrt (DLR) in Hannover und der Medizin­tech­nik­kon­zern Sartorius AG. Mehr als 220 Millionen Euro seien in den vergangen zehn Jahren in die Quanten­for­schung geflossen, damit sei die nieder­säch­si­sche Quanten­for­schung auf Spitzen­ni­veau.

Ziel sei nicht nur, in der Spitzen­for­schung voran­zu­kommen. Mit einer eigenen Geschäfts­stelle solle ab Januar 2021 der Techno­lo­gie­transfer in die Wirtschaft und die Start-up-Szene einen Schub erhalten. Im „Letter of Intent“ des Bündnisses, der der Deutschen Presse-Agentur vorliegt, heißt es, Quanten­tech­no­lo­gien hätten „tiefgrei­fende Auswir­kungen auf Industrie und Gesell­schaft“ und gleich­zeitig eine „erheb­liche Bedeutung für unsere zukünf­tige techno­lo­gi­sche Souve­rä­nität“. Das Forschungs­feld stehe an der Schwelle zur Kommer­zia­li­sie­rung.

Land will bis zu 25 Millionen Euro beisteuern

Nach erfolg­rei­cher wissen­schaft­li­cher Begut­ach­tung durch die Volks­wagen-Stiftung will das Land Nieder­sachsen laut der Absichts­er­klä­rung das Projekt zusätz­lich mit bis zu 25 Millionen Euro unter­stützen. Zugleich bewirbt sich das Bündnis um Finan­zie­rung aus Konjunk­tur­paket und Förder­pro­grammen der Bundes­re­gie­rung für Quanten­tech­no­lo­gien.

Professor Jürgen Mlynek, Gründungs­be­auf­tragter des Bündnisses, sagte: „Quanten­com­puter und Quanten­tech­no­lo­gien werden die Zukunft bahnbre­chend verändern. Durch die Initia­tive ‚Quantum Valley Lower Saxony‘ ergreift die Region nun die Chance, für den bevor­ste­henden Techno­lo­gie­sprung einen inter­na­tional sicht­baren Beitrag zu leisten und damit den Wissen­schafts- und Wirtschafts­standort Nieder­sachsen zu stärken.“

Riesige Daten­mengen in kürzester Zeit verar­beiten

Laut Oscar-Werner Reif, Leiter Forschung und Entwick­lung bei Sartorius, ermög­licht die Techno­logie künftig, etwa riesige Daten­mengen in kürzester Zeit zu verar­beiten und vollkommen neue Messver­fahren zu entwi­ckeln: „Quanten­sen­sorik und Quanten­com­pu­ting werden in Zukunft bestimmen, wie neuartige Materia­lien und Werkstoffe entwi­ckelt werden. Dadurch helfen sie in den verschie­densten gesell­schaft­li­chen Bereichen, wie zum Beispiel im Gesund­heits­wesen oder in der Logistik, neue Methoden und Wege zu erschließen.“

Björn Thümler, Nieder­säch­si­scher Minister für Wissen­schaft und Kultur: „Nieder­sachsen kann Quanten­for­schung. Das wurde uns zuletzt in der Exzel­lenz­stra­tegie von inter­na­tio­nalen Gutach­t­er­teams eindrucks­voll bestätigt. Jetzt geht es darum, auch ganz vorne in der Anwendung und im Transfer zu sein. Das Land hat bereits viel inves­tiert, jetzt wollen wir nationale und europäi­sche Mittel einwerben.“

Logo Braunschweiger ZeitungDieser Artikel ist zuerst erschienen am 02.10.2020 und erreichbar unter: https://www.braunschweiger-zeitung.de/braunschweig/article230575650/Niedersachsen-baut-Quantencomputer-Braunschweig-ist-mit-dabei.html (Bezahl-Artikel)

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