Braun­schweiger Abi-Jahrgang für Gemeinsam-Preis nominiert

Nominiert für den Gemeinsam-Preis: Die Schüler der Abi-Jahrgangs 2020 der Wilhelm-Bracke-Gesamtschule. Vorne von links die interviewten Schüler Aileen Di Marco, Julia Küsel und Sven Dieckhoff. Foto: Stefan Lohmann / regios24
Nominiert für den Gemeinsam-Preis: Die Schüler der Abi-Jahrgangs 2020 der Wilhelm-Bracke-Gesamtschule. Vorne von links die interviewten Schüler Aileen Di Marco, Julia Küsel und Sven Dieckhoff. Foto: Stefan Lohmann / regios24

Die Schüler der Wilhelm-Bracke-Gesamt­schule spendeten die 4000 Euro, die für ihren Abi-Ball gedacht waren, für den guten Zweck.

Die Kleider und Anzüge für den Abi-Ball waren schon gekauft, die Linden­halle in Wolfen­büttel samt Catering für das Event reser­viert, und die Abi-Kasse gut gefüllt für die Party des Jahres. Dann aber kam Freitag, der 13. März 2020 – und alles war ungewiss. Wegen der begin­nenden Corona-Pandemie wurden alle Schüler ins Homeschoo­ling geschickt, auch die Abitu­ri­enten der Wilhelm-Bracke-Gesamt­schule in der Braun­schweiger Weststadt.

Logo Braunschweiger ZeitungDieser Artikel ist zuerst erschienen am 23.03.2021 (Bezahl-Artikel)

Was folgte, waren viele Wochen der Ungewiss­heit. Die 19-jährige Aileen Di Marco, die inzwi­schen Touris­mus­ma­nage­ment an der Ostfalia in Wolfen­büttel studiert, erzählt: „Es war sehr, sehr stressig. Wir wussten nicht: Kommen wir nochmal zurück in die Schule? Schreiben wir die Prüfungen überhaupt? Wie sieht das mit der Mündli­chen aus? Es gab keinen Plan und ein großes Hin und Her. Emotional hat es mich sehr mitge­nommen, in der Abi-Vorbe­rei­tung plötzlich so ganz allein zu sein.“

„Nach der Zeugnis­über­gabe war einfach alles vorbei“

Rückbli­ckend kann man sagen: Es ist alles nochmal gut gegangen. „Die Lehrer haben das echt gut gemacht. Wir hatten Online-Vorbe­rei­tungs­kurse, und sie haben sich viel Zeit genommen, hatten zu jeder Zeit ein offenes Ohr“, sagt Julia Küsel (20) dankbar. Sie hat nach dem Abi ein Freiwil­liges Soziales Jahr an einer Grund­schule begonnen und fängt nun an, Soziale Arbeit zu studieren.

Die Übergabe der Abschluss­zeug­nisse erfolgte mit Abstand und Maske im Foyer der Schule. Im Vergleich zu den Vorjahren war der Rahmen sehr nüchtern, die Stimmung gedämpft. Schul­lei­terin Nadine Diekmann erinnert sich: „Die Schüler hatten etliche Male umgeplant – am Ende blieb fast nichts davon übrig: Die Eltern durften nicht kommen, es gab weder Livemusik noch eine Bekös­ti­gung.“ Viele Mädchen trugen das Kleid, das eigent­lich für den Abiball vorge­sehen war. Es war die einzige Gelegen­heit dazu. „Nach der Zeugnis­ver­gabe war einfach alles vorbei“, resümiert BWL-Student Sven Dieckhoff (20). „Dass wir keinen richtigen Abschluss hatten, wurmt mich bis heute“, sagt Aileen.

4000 Euro für „Hey, Alter!“ und das Kinder­hospiz

Übrigens: Aileen, Sven und Julia sind rückbli­ckend froh, dass ihre Prüfungen nicht ausge­fallen sind – obwohl sie sich das damals gewünscht hatten. Julia: „Unser Abi-Prüfungen trotz allem geschafft zu haben, darauf können wir besonders stolz sein – das ist ein besseres Gefühl, als wenn wir mit einem Durch­schnitts­noten-Abitur die Schule verlassen hätten.“

Hoffnung darauf, die große Sause Abi-Ball irgend­wann nachzu­holen, hatten die Schüler von Anfang an nicht, denn nach der Schule hat es die knapp 100 Schüler in alle Richtungen zerstreut. „Es wäre auch nicht dasselbe gewesen“, glaubt Julia. Die 4000 Euro aus der Abi-Kasse wollten sie erst dem nachfol­genden Jahrgang vermachen: „Die hatten ja nicht die Möglich­keit, Geld einzu­nehmen wie wir: mit dem Verkauf selbst gebackener Waffeln oder dem Catering bei Sport- und Kultur­ver­an­stal­tungen.“

Doch als sich abzeich­nete, dass Corona so schnell nicht verschwinden wird, sei man sich im Jahrgang rasch einig gewesen, das Geld für den guten Zweck zu spenden. Alle konnten Vorschläge einrei­chen – am Ende wurde das Geld zur Hälfte dem Kinder­hospiz Löwenherz und dem Verein „Hey, Alter! Alte Rechner für junge Leute“ gespendet. Schul­lei­terin Diekmann ist stolz auf ihre Schüler: „Für die Schüler ist das unheim­lich viel Geld, insbe­son­dere vor dem Hinter­grund, dass viele von ihnen aus Familien kommen, denen für ihren Lebens­un­ter­halt nur wenig Geld zur Verfügung steht.“

Für ihre selbst­lose Großzü­gig­keit sind die Schüler nun von unseren Lesern für den Gemeinsam-Preis vorge­schlagen worden – übrigens genauso wie der Verein „Hey, Alter!“ So sieht man sich wieder.

Logo Braunschweiger ZeitungDieser Artikel ist zuerst erschienen am 23.03.2021 und erreichbar unter: https://www.braunschweiger-zeitung.de/braunschweig/article231829081/Braunschweiger-Abi-Jahrgang-fuer-Gemeinsam-Preis-nominiert.html (Bezahl-Artikel)

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