Alle Möglich­keiten für Hanna Nitsch

Stipendiatin Hanna Nitsch mit Christoph Baranski in der Druckwerkstatt der Städtischen Galerie in Wolfsburg. Foto: Andreas Greiner Napp
Stipendiatin Hanna Nitsch mit Christoph Baranski in der Druckwerkstatt der Städtischen Galerie in Wolfsburg. Foto: Andreas Greiner Napp

Erst „Idee“, jetzt „Abdruck“: Die STIFTUNG NORD/LB • ÖFFENTLICHE rief das dritte mit 4.000 Euro dotierte Kunst­sti­pen­dium ins Leben.

Hanna Nitsch hat quasi das große Los gezogen. Die in Braun­schweig lebende Künst­lerin ist die Erste, die das von der STIFTUNG NORD/LB • ÖFFENTLICHE frisch­ge­schaf­fene Werksti­pen­dium „Abdruck“ zugespro­chen bekam. Doch nicht nur dank der Dotierung von 4.000 Euro kann Nitsch ihren kreativen Ideen und Gedan­ken­spielen für längere Zeit freien Lauf lassen. Ihre experi­men­tellen Grafik­ar­beiten mit aufwendig angefer­tigten Kupfer­platten und Papier fertigt sie in der über die Region weit hinaus bekannten Druck­werk­statt des Koope­ra­ti­ons­part­ners Städti­sche Galerie in Wolfsburg. Es gibt wahrlich ungemüt­li­chere Orte, seiner Arbeit nachzu­gehen.

„In der Vergan­gen­heit wurden Künst­le­rinnen und Künstler häufig bei der Erstel­lung von Ausstel­lungen und Katalogen gefördert. Wir waren der Meinung, dass es zeitge­mäßer sei, sie mit Stipen­dien zu unter­stützen“, erklärte Axel Richter, geschäfts­füh­rendes Vorstands­mit­glied der STIFTUNG NORD/LB • ÖFFENTLICHE, bei der Vorstel­lung der Stipen­diatin in der Werkstatt im Schloss Wolfsburg. Den neuen Überle­gungen voraus­ge­gangen waren lange und am Ende frucht­bare Gespräche der Stiftung mit Künst­le­rinnen und Künstlern, die die Fachre­fe­rentin Projekt­ma­nage­ment, Susanne Schuberth, geführt hatte. Unter dem Motto in der Region Braun­schweig „Positionen stärken und Poten­ziale fördern“ hatte die Braun­schweiger Stiftung im April dieses Jahres das ebenfalls mit jeweils 4.000 Euro dotierte Vorha­ben­sti­pen­dium „Idee“ verliehen. Preis­träger sind die beiden Braun­schweiger Thomas Bartels (54) und Michael Nitsche (53), wie Nitsch so genannte „mid-career“-Künstler.

„Kunst ist grenzenlos“, fügte Axel Richter hinzu – und dieser Ausspruch hatte doppelten Sinn: Denn die Braun­schwei­gi­sche Stiftung unter­stützt Kultur­pro­jekte vorrangig auf dem Gebiet des alten Landes Braun­schweig. Man muss kein Histo­riker sein, um zu wissen, dass Wolfsburg früher zu preußi­schem Gebiet zählte. „Aber wir arbeiten schon seit vielen Jahren bei diversen Projekten mit der Städti­sche Galerie in Wolfsburg zusammen. Die hiesige Druck­werk­statt ist die Brücke, die Kunst über die Grenzen hinaus bekannt macht. So fördern wir die regionale Zusam­men­ar­beit“, so Richter.

Doch zurück zu den Arbeits­be­din­gungen: Alte Druck­ma­schinen, große Arbeits­ti­sche, reichlich Kupfer­roh­linge, perfektes Werkzeug und Wasser­bäder stehen der Braun­schwei­gerin Hanna Nitsch zur (kosten)freien Verfügung. Und ein – aber nicht unange­nehmer – Geruch der verwen­deten Chemi­ka­lien liegt in der Luft. Ein erstes Schau­dru­cken der Künst­lerin geschah unter Betei­li­gung des Druck­profis Christoph Baranski. „Die Druck­werk­statt ist der Ansprech­partner für alle Künst­le­rinnen und Künstler, die Ideen haben“, bekräf­tigt Prof. Dr. Susanne Pfleger, Direk­torin der Städti­schen Galerie Wolfsburg. „Die Werkstatt hat ihre zum Schloss passende Atmosphäre bewahrt.“ In der 1961 einge­weihten Werkstatt arbeitete bereits der in Wien geborene bedeu­tende Maler und Grafiker Gustav Kurt Beck. Prof. Dr. Susanne Pfleger: „Zusammen mit Hanna Nitsch wollen wir uns zum ersten Mal Grafik und Kupfer­druck­platten experi­men­tell verbinden.“

Begleitet und unter­stützt wird Hanna Nitsch von Dr. Anne Mueller von der Haegen. Die promo­vierte freibe­ruf­liche Kunst­his­to­ri­kerin hat darüber hinaus nicht nur die Stipen­diaten Bartels und Nitsche unter ihren Fittichen, sondern sie bereitete die Bewer­bungen erneut für die fünfköp­fige Jury bestehend aus Lars Eckert (Lehrbe­auf­tragter der HBK), Dr. Anja Hesse (Kultur­de­zer­nentin der Stadt Braun­schweig), Prof. Dr. Susanne Pfleger (Direk­torin der Städti­schen Galerie, Wolfsburg), Susanne Schuberth (Fachre­fe­rentin der STIFTUNG NORD/LB • ÖFFENTLICHE, Braun­schweig) und Professor Gerd Winner (Freischaf­fender Künstler, Lieben­burg) vor und traf eine Vorauswahl.

„Für Hanna Nitsch bietet das Stipen­dium die Möglich­keit, einen Bereich auszu­pro­bieren, in dem sie vorher noch nicht gearbeitet hat. Druck­gra­fiken sind so anders als Aquarelle“, so Dr. Mueller von der Haegen.

Bewerben für Stipen­dien können sich Künst­le­rinnen und Künstler unter www.stiftung-nordlb-oeffentliche.de

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