Auf den Spuren Käthe Buchlers

Käthe Buchler, Gemüsefrau. Foto: Nachlass/Estate Käthe Buchler – Sammlung Museum für Photographie Braunschweig / Depositum Stadtarchiv Braunschweig

Das Museum für Photo­gra­phie Braun­schweig will mit einem touris­ti­schen Projekt die heraus­ra­genden Arbeiten der Fotografin einer breiten Öffent­lich­keit näher­bringen.

Der künst­le­ri­sche Nachlass der Braun­schweiger Fotografin Käthe Buchler (1876 – 1930) wird vom Museum für Photo­gra­phie derzeit vollständig digita­li­siert. Neben 1.000 Schwarz-Weiß-Aufnahmen werden auch 175 Autochrom­platten sowie Silber­ge­la­ti­ne­tro­cken­platten und Glasplat­ten­dia­po­si­tive bearbeitet. „Wir sind schon weit gekommen, aber es gibt immer noch Bedarf“, berichtet Barbara Hofmann-Johnson, Direk­torin des Museums. Im Zusam­men­hang mit einer erwei­terten Vermitt­lung des Nachlasses von Käthe Buchler und aus dieser Arbeit heraus ist nun das neue touris­ti­sche Projekt „Auf den Spuren von Käthe Buchler“ entstanden. Dabei handelt es sich um die Zusam­men­stel­lung einer Fahrrad­tour und von Spazier­gängen zu Orten, an denen Käthe Buchler einst fotogra­fierte.

Das Cover zu „Auf den Spuren von Käthe Buchler“ zeigt ihre Tochter Ellen Buchler auf dem Fahrrad. Gestal­tung: Ute Ohlms, Foto: Nachlass/Estate Käthe Buchler – Sammlung Museum für Photo­gra­phie Braun­schweig / Depositum Stadt­ar­chiv Braun­schweig

Das dazuge­hö­rende Heft wird im Museum für Photo­gra­phie für eine Schutz­ge­bühr von 5 Euro von Ende November an erhält­lich sein. Es ermög­licht den Vergleich zwischen den Fotogra­fien mit den heutigen Ansichten der Motive. Auch geführte Touren werden angeboten. „Ziel ist es, mit diesem Projekt den Sammlungs­be­stand in der Öffent­lich­keit weiter zu vermit­teln und ein erwei­tertes Publikum zu erreichen“, verdeut­licht Barbara Hofmann-Johnson den Ansatz.

Elf Stationen

Die Tour führt zu elf Zielen. Es sind Löwenwall, August­straße, Ägidienplatz/St. Aegidien, Alter Bahnhof/Kalenwall, Marti­ni­kirche, Altstadt­markt, Burg Dankwar­derode, Körner­straße, Prinzen­park, Riddags­hausen, Bürger­park und der Schloss­platz in Wolfen­büttel. Zu jeder Station gibt es entspre­chende Fotogra­fien und einige Fakten zu den jewei­ligen Orten. Bei den Fotos handelt es sich um familiäre, soziale und landschaft­liche Motive. „Auf den Spuren von Käthe Buchler“ wird unter anderem von der Richard Borek Stiftung gefördert, die auch die Digita­li­sie­rung des Sammlungs­be­stands unter­stützt.

Der Nachlass von Käthe Buchler war im Jahr 2003 von der Familie Buchler an das Museum für Photo­gra­phie übergeben worden. Die Sammlung ist überwie­gend im Stadt­ar­chiv Braun­schweig unter­ge­bracht. „Die künst­le­ri­sche Qualität der Aufnahmen stellt eine Rarität unter den Fotosamm­lungen Deutsch­lands dar“, sagt Barbara Hofmann-Johnson, Direk­torin des Museums. Die Begleit­texte zu den Fotogra­fien verfasste Franziska Habelt, wissen­schaft­liche Mitar­bei­terin des Museums.

Käthe Buchler, Selbst­por­trät, um 1905 Foto: Nachlass/Estate Käthe Buchler – Sammlung Museum für Photo­gra­phie Braun­schweig / Depositum Stadt­ar­chiv Braun­schweig

Großes techni­sches Geschick

Käthe Buchler, deren Leben durch eine seit der Kindheit vorhan­dene Schwer­hö­rig­keit beein­träch­tigt war, beschäf­tigte sich schon in jungen Jahren mit der Aquarell- und Ölmalerei. Als 25-jährige junge Frau entdeckte sie die Fotografie für sich. Entschei­dend dafür war eine Voigt­länder-Kamera, die sie von ihrem Mann und Friedrich Ritter von Voigt­länder, Inhaber des gleich­na­migen und bedeu­tenden Tradi­ti­ons­un­ter­neh­mens der Fotoin­dus­trie in Braun­schweig, erhalten hatte. Durch den Besuch von Kursen an der Fotogra­fi­schen Lehran­stalt des Berliner Lette-Vereins und der Hospi­ta­tion beim Braun­schweiger Berufs­fo­to­grafen Wilhelm Müller entwi­ckelte Käthe Buchler großes techni­sches Geschick.

Anfangs fotogra­fierte Käthe Buchler vor allem im familiären Umfeld. Später widmete sie sich Repor­ta­ge­themen wie das Leben im Waisen­haus, die Welt durch­rei­sender Sinti und Roma, die Arbeit von Kranken­schwes­tern des Roten Kreuzes und Frauen in Männer­be­rufen während des Ersten Weltkriegs.

Nachdem das Museum für Photo­gra­phie 2006 mit der Ausstel­lung „Die Welt in Farbe. Käthe Buchler – Autochrome 1913–1930“ bereits einen Teil des fotogra­fi­schen Nachlasses präsen­tiert hatte, entstand 2012 das gemein­same Ausstel­lungs­pro­jekt des Museums für Photo­gra­phie und des Städti­schen Museums „Käthe Buchler. Fotogra­fien zwischen Idyll und Heimat­front“. Die Gruppen­aus­stel­lung „Double Dialogues“ verband im Jahr 2021 Käthe Buchlers Arbeiten mit zeitge­nös­si­scher Fotografie. Zuletzt wurden Arbeiten von Käthe Buchler in der Ausstel­lung „Göttinnen des Jugend­stils“ des Braun­schwei­gi­schen Landes­mu­seums gezeigt. Anläss­lich des 40-jährigen Bestehen des Museums werden Fotos von Käthe Buchler in der zweiten Jahres­hälfte 2024 erneut präsen­tiert.

Käthe Buchler, Ellen im Boot (Ellen Buchler, Löwenwall Braun­schweig), April 1914 Foto: Nachlass/Estate Käthe Buchler – Sammlung Museum für Photo­gra­phie Braun­schweig / Depositum Stadt­ar­chiv Braun­schweig

Infos:

Gegründet wurde das Museum 1984 von Braun­schweiger Fotogra­finnen und Fotografen, die ein Forum des Austauschs über fotogra­fi­sche Bilder schaffen wollten. Inzwi­schen gehört das Museum zu den wichtigen Museen, die das Medium der Fotografie als künst­le­ri­sches Medium vorstellen und auch inter­na­tional koope­rieren. Das Museum zeigt inter­na­tio­nale zeitge­nös­si­sche Fotografie und präsen­tiert wichtige fotogra­fi­sche Positionen der zweiten Hälfte des 20. und der ersten Jahrzehnte des 21. Jahrhun­derts. In beglei­tenden Veran­stal­tungen wie Führungen, Künst­ler­ge­sprä­chen, Lesungen oder Filmvor­füh­rungen werden Aspekte der präsen­tierten Positionen vertieft und ergänzt. Vielfäl­tige Vermitt­lungs­an­ge­bote insbe­son­dere für Kinder und Schul­klassen sowie Ausstel­lungs­ka­ta­loge und Jahres­gaben vervoll­stän­digen das Programm. Das Museum für Photo­gra­phie wird bis heute von einem einge­tra­genen, gemein­nüt­zigen Verein mit über 175 Mitglie­dern in Koope­ra­tion mit der Stadt Braun­schweig und getragen.  Die vielfäl­tigen Aktivi­täten werden unter anderem finan­ziell durch die Unter­stüt­zung der Stadt Braun­schweig, des Landes Nieder­sachsen sowie durch die Förderung von Kultur­stif­tungen ermög­licht.

Käthe Buchler, Riddags­hausen. Foto: Nachlass/Estate Käthe Buchler – Sammlung Museum für Photo­gra­phie Braun­schweig / Depositum Stadt­ar­chiv Braun­schweig

Kontakt:
Museum für Photo­gra­phie Braun­schweig
Helmstedter Straße 1
38102 Braun­schweig

Telefon: 0531 75000
E‑Mail: info@photomuseum.de
Website: www.photomuseum.de

Öffnungs­zeiten:
Dienstag bis Freitag: 13 – 18 Uhr
Jeden 1. Donnnerstag eines Monats: 13 – 20 Uhr bei freiem Eintritt
Samstag und Sonntag: 11 – 18 Uhr

Eintritt:
Erwach­sene: 3,50 Euro
Ermäßigt: 2 Euro

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