„Das provo­ziert schon“

Ludger Hinse zeigt seine Licht­kreuze in Kirchen – Ausstel­lung läuft bis zum 9. Juni.

Das namens­ge­bende Licht­kreuz hängt im Kaiserdom Königs­lutter und strahlt Hoffnung und Freude aus. Es demons­triert, dass der Titel der Ausstel­lung von Ludger Hinse, „Zeichen des Lichts“, ausge­zeichnet gewählt ist. Hinse zeigt mehr als 60 Werke, darunter Skulp­turen, Gemälde und fotogra­fi­sche Bilder in sechs romani­sche Kirchen und Klöstern zwischen Braun­schweig und Helmstedt.

Der Reckling­häuser Künstler und die Kuratorin der Ausstel­lung, Mechthild von Veltheim, standen dem „Löwen“ während der Aufbau­ar­beiten der Ausstel­lung Rede und Antwort. Die Ausstel­lung dauert vom 27. April bis zum 9. Juni.

Herr Hinse, das Kreuz steht im Fokus ihrer Arbeiten, aber nicht als herkömm­li­ches christ­li­ches Symbol des Leidens, sondern als „Zeichen des Lichts“. Passen Ihre Kreuze also zu den Kirchen?

Ludger Hinse: Es kommt ja nicht darauf an, ob ein Kreuz passt, sondern ob es Aufsehen erregt. Diese ganzen Leidens­kreuze, die tausend‑, zehntau­send­fach überall hängen, die erregen ja gar nichts mehr, aber diese Licht­kreuze sehr wohl. Bis zur Romanik war das Kreuz Heils­zei­chen, Segens­zei­chen. In der Gotik kam der Kruzi­fixus ans Kreuz und fiel in sich zusammen, immer mehr Leid. Ich versuche anzuknüpfen an diesen Christus als Segnender, als Heils­bringer und das ist eben Licht und nicht Elend, Leid und Not. Ich glaub, wir brauchen heute keinen Menschen mehr ans Kreuz schlagen. Da ist einer für uns gestorben, das reicht. Aber wir brauchen Zeichen an denen wir uns entwi­ckeln können, in denen wir aufgehen, aufsteigen können und deshalb mache ich diese Kreuze zum Thema Licht.

Frau von Veltheim, Sie hatten die Idee zu der Ausstel­lung, Sie haben den Kontakt zu Herrn Hinse aufge­nommen und sind die Kuratorin. Was ist Ihre Intension mit dieser Ausstel­lung?

Mechthild von Veltheim: Wir hoffen, dass viele Menschen in unsere Kirchen kommen, dass sie sich bewusst werden über diese wunder­bare Romanik, dieses Potential, diesen Schatz, den wir hier in der Region haben. Wir wollen mit der Ausstel­lung einen neuen Zugang schaffen zum Glauben, zum Kreuz. Es gibt nicht nur das schwere Lasten tragende Kreuz, sondern auch das Licht im Glauben. Unser großer Wunsch und unsere Hoffnung ist schon, dass wir zumindest den einen oder anderen überzeugen können, wieder öfter in die Kirche zu kommen und dass die wunder­schönen Räume unserer Kirchen genutzt werden.

Wie sind Sie auf Herrn Hinse aufmerksam geworden?

Mechthild von Veltheim: Ich habe vor ein paar Jahren zum 20-jährigen Dienst­ju­bi­läum als Domina des Klosters St. Marien­berg in Helmstedt ein Licht­kreuz von Ludger Hinse von Freunden geschenkt bekommen. Die stammen aus Reckling­hausen und dann wollte ich natürlich unbedingt diesen Künstler kennen lernen. Als ich das nächste Mal in Reckling­hausen war, haben wir ihn getroffen. Daraus entstand die Idee der Ausstel­lung. Er hatte dann im Internet recher­chiert, weil er so gar nichts aus der Region wusste und hat dann festge­stellt, noch eine romani­sche Kirche und noch eine romani­sche Kirche. Dann kam er schon mit der Idee an und fragte „Können wir nicht was machen? Ihr habt so schöne romani­sche Kirchen und keiner kennt die.“

Herr Hinse, Sie zeigen Ihre Kunst in Kirchen. Warum nicht in einem Atelier, in einem Museum oder anderen Orten?

Ludger Hinse: In Museen habe ich genug ausge­stellt. An anderen Orten wie Kirchen oder Gefäng­nisse oder in der Bahnhofs­mis­sion begegne ich anderen Menschen. Das sind nicht die klassi­schen Kunst­lieb­haber oder ‑experten. Die setzen sich anders damit ausein­ander. Die sagen nicht immer „großartig, großartig“, sondern die sagen auch mal „Damit können wir nichts anfangen“. Da passiert was, mit diesen Menschen gibt’s Ausein­an­der­set­zungen. Und das ist einfach spannend.

Es ist nicht das erste Mal, dass Sie Ihre Kunst in Kirchen präsen­tieren. Wie sind Ihre Erfah­rungen?

Ludger Hinse: Beim Kirchen­volk gibt’s meistens eine hohe Zustim­mung, aber manche Pfarrer tun sich schwer damit. Einmal mit dem Symbol des Kreuzes als Segens­zei­chen. Wenn ich den Menschen am Sonntag sage „Ihr seid Kinder des Lichtes“, dann hat man keine Macht mehr. Aber wenn man sagt „Ihr seid Kinder der Sünde“ – über die habe ich Macht. Das ist der eine Aspekt. Der zweite Aspekt ist die vermeint­liche Ablenkung im Gottes­dienst. Mir hat mal ein Pfarrer gesagt, dass er froh wäre, wenn das Licht­kreuz wieder rauskäme. Die Menschen schauten nur noch aufs Kreuz. Die hörten gar nicht mehr auf das Wort Gottes Ich habe geant­wortet: „Zeigen Sie mir doch mal die Stelle, wo steht, dass die Gemeinde den Pfarrer angucken muss“. Also es geht auch manchmal um Eitel­keiten, aber es geht auch um dieses Licht­symbol, da kann so manch profes­sio­nelle Kirchen­frau oder profes­sio­neller Kirchen­mann schlecht was mit anfangen und das provo­ziert schon.

Frau von Veltheim, um diese Ausstel­lung haben die Kirchen­ge­meinden ein sehr umfang­rei­ches Programm zusam­men­ge­stellt. Es gibt während der Laufzeit ja kaum einen Tag ohne Programm­punkt. Das Projekt „Zeichen des Lichts“ ist ja viel mehr als eine Ausstel­lung. Wie hat sich das entwi­ckelt?

Mechthild von Veltheim: Das war eigent­lich so ein bisschen auch die Grund­for­de­rung von Herrn Hinse. Er hat von Anfang an gesagt, dass er seine Kunst nicht nur ausstellen will, sondern den Menschen darüber hinaus etwas mitgeben will. Er ist ein sehr gläubiger Christ und hat gesagt, die Gemeinden müssten sich mit engagieren. Ludger Hinse ist ja ein sehr dynami­scher Mensch. Er hat es geschafft, die Pasto­rinnen und Pfarrer und die Gemeinden zu motivieren. So sind immer mehr Punkte dazuge­kommen. Das Programm reicht von prakti­schen Arbeiten in der Kreuz­werk­statt über Führungen bis zu Konzerten und Vorträgen.

Kreuz­fahrten:
Am 3. Und am 30. Mai werden geführte Busfahrten zu allen sechs Ausstel­lungs­orten mit dem Künstler Ludger Hinse angeboten. Anmel­dungen unter 0531 6769 oder klostermarienberg@gmx.de (Kosten­bei­trag 20 Euro)

Mehr Infor­ma­tionen:
http://www.zeichen-des-lichtes.de/

Fotos

Das könnte Sie auch interessieren