Der lange Weg vom Bauern- zum Kulturhof

Blick in die Ausstellung. Foto: privat
Blick in die Ausstellung. Foto: privat

Klaus Kämpfe-Burghardt etablierte die charmante Galerie Kunsthaus Dettum mit einem bemer­kens­werten Konzept.

Bauern­höfe, Gaststätten, Einkaufs­läden und sogar der Dorfarzt verschwanden mit der Zeit. Das alte, tradi­tio­nelle „Dorfleben“ findet schon längst nicht mehr in Dettum statt. Es teilt das Schicksal der umsich­grei­fenden „Verstäd­te­rung“ mit so vielen anderen Dörfern. Die meisten Resthöfe wurden saniert und portio­niert in kleinere Wohnein­heiten. Zum Glück findet aber noch ein kultu­relles Kleinod Platz, das Aufmerk­sam­keit verdient. Klaus Kämpfe-Burghardt hat mit erheb­li­chem Aufwand die charmante Galerie Kunsthaus Dettum mit ihrem bemer­kens­werten Konzept etabliert.

Kultur und Kunst erleben

Klaus Kämpfe-Burghardt. Foto: privat
Klaus Kämpfe-Burghardt. Foto: privat

„Die beiden Gebäude bieten viele Möglich­keiten, Kultur und Kunst zu erleben, zu erkunden, selbst zu machen, darzu­stellen und weiter­zu­geben“, erläutert der 70 Jahre alte Kunst­lieb­haber. Nach seinem Berufs­leben als erfolg­rei­cher Verlags­ma­nager engagiert er sich neben der Galerie Kunsthaus Dettum auch als Sprecher der Arbeits­ge­mein­schaft Kunst in der Braun­schwei­gi­schen Landschaft und als Beirat der Bundes­aka­demie für Kultu­relle Bildung in Wolfen­büttel für den Programm­be­reich Literatur.

Untrennbar ist sein umfang­rei­ches Projekt, das bereits 2017 mit dem ersten Kauf begann, von seinem verstor­benen Vater Günter Kämpfe (1914 – 1992). Der gebür­tiger Braun­schweiger, hatte sich in den 1980er Jahren ein Atelier in die Stallungen des ehema­ligen Borcher­schen Hof, den seine Tochter mit ihrem Ehemann seiner­zeit erworben hatten. Es kulturell wieder­zu­be­leben, war eine Herzens­an­ge­le­gen­heit.

Hühner­stall wird Atelier

Der Künstler Günter Kämpfe, der unter anderem an der Hochschule für Bildende Künste in Braun­schweig studiert hatte, war auch Kunst­er­zieher und verstand sich auf das Bauen, so dass der ehemalige Hühner­stall den Weg vom Bauernhof zum Kulturhof ebnete. In seiner Zeit am Wilhelm-Gymnasium hatte Günter Kämpfe bereits den dortigen Kunst­trakt umgebaut, später wurde während seiner Zeit an der Großen Schule in Wolfen­büttel nach seinen Plänen der neue Kunst­pa­villon errichtet.

In Dettum entstanden nun dort, wo einst 2.000 Hühner über zwei Etagen gehalten worden waren, fortan sogenannte Ferro­mon­tagen, geschweißte zwei- und dreidi­men­sio­nale Kunst­werke aus Metall­teilen. Die oft skurrilen Titel für seine Werke waren gespickt mit Wortwitz und Lebens­freude wie beim „Radarin­sekt“, beim „Wackel­schrat“ oder „Nasen­z­wirl“. Günter Kämpfe stellte national und inter­na­tional aus. Das Dettumer Atelier wurde zu seinen Lebzeiten auch zu einem beliebten Treff­punkt für so manchen Dorfbe­wohner. Und so ist es jetzt wieder.

Die Kombi­na­tion macht’s

Gerade die Verbin­dung von Ausstel­lungen mit Lesungen, Konzerten und Workshops macht die Anzie­hungs­kraft der Galerie Kunsthaus Dettum aus. So las beispiels­weise im Rahmen der Einla­dungs­aus­stel­lung „Die Rübe rockt“ (2019) Krimi-Autorin Katharina Gerwens (München) aus ihrem Rüben-Krimi, der in Dettum entstanden war. Ein weiteres schönes Beispiel lieferte Jahr 2021, als der franzö­si­sche Maler Romain Burgy die Betei­li­gung an der Ausstel­lung „Nacht­sichten & Blaue Tage“ nutzte, um den Kindern der Grund­schule Dettum Malun­ter­richt in der Galerie zu geben. „Die Kinder waren so begeis­tert, dass wir planen, Romain jetzt noch einmal zu holen. Derzeit suchen wir dafür nach finan­zi­eller Unter­stüt­zung“, berichtet Klaus Kämpfe-Burghardt.

Ausstel­lungen und Begleit­pro­gramm

Der Gesamthof ist längst Wohnungen gewidmet, aber eben nicht der alte Hühner­stall, das alte Gesin­de­haus der Landar­beiter und der Bauern­garten. Klaus Kämpfe-Burghardt erwarb Grund­stücke und Gebäude, um seine Vision von einem beson­deren Kulturort zu reali­sieren. Entstanden sind die Galerie, das Kultur­haus und der Skulp­tu­ren­garten, in dem auch Werke von Günter Kämpfe im Rahmen einer Dauer­aus­stel­lung zu sehen sind.

Die 160 Quadrat­meter große Ausstel­lungs­fläche der Galerie wird zweimal jährlich zu Ausstel­lungen genutzt, die jeweils von bis zu 800 Inter­es­sierten besucht wurden. Im Erdge­schoss befinden sich ein offener Werkstatt­be­reich, Depoträume und eine Einlie­ger­woh­nung, die Künst­le­rinnen und Künstlern zur Verfügung steht, um sich für einige Wochen völlig auf ihre Kreati­vität zu konzen­trieren zu können. Das Programm hat Klaus Kämpfe-Burghardt „Artists in Residence“ genannt.

Im Kultur­haus befinden sich ein Seminar­raum und vier Zimmer. Koope­ra­tionen für die Raumnut­zung gibt es mit der Evange­li­schen Kirche Dettum, dem Gutsmu­seum Wolff Dettum, der Hochschule für Bildende Künste Braun­schweig der AG Literatur der Braun­schwei­gi­schen Landschaft und der Grund­schule Dettum.

Ausstel­lungen 2022:

Unkraut vergeht nicht – Garten-Cartoons

1. Mai bis 19. Juni
Von K. Greve, Kittihawk, Kriki, W.-R. Marunde, L. Riegel, M. Wurster
Ausstel­lung in Koope­ra­tion mit dem Rittergut Lucklum

EinTRACHTEN

28. August – 25. September
Fotoaus­stel­lung in Zusam­men­ar­beit mit der Braun­schwei­gi­schen Landschaft mit Werken von A. Altschaffel, S. Griese, Y. Salzmann, N. Stiller
Ausstel­lungs­dauer: 28. August – 25. September

Kontakt:

Galerie Kultur­haus Dettum 

Haupt­straße 5
38173 Dettum

Telefon: 05333–7449920
E‑Mail: kkb@galerie-kulturhaus.de
Inter­net­seite: www.galerie-kulturhaus.de

Öffnungs­zeiten:

Samstag und Sonntag: 15 – 18 Uhr
Führungen außerhalb der Öffnungs­zeiten: nach telefo­ni­scher Verein­ba­rung unter 0172–2068464.

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