Die mutige „Auswei­tung in das Ringge­biet“

Das volle Programm: Dagmar Schlingmann (Mitte), Intendantin des Staatstheaters, stellte mit den Spartenleiterinnen und -leitern (von links) Isabel Ostermann (Musiktheater), Ursula Thinnes (Schauspiel), Martin Weller (Staatsorchester), Jörg Wesemilller (JUNGES! Staatstheater), Gregor Zöllig (Tanztheater) und Generalmusikdirektor Srba Dinić die Spielzeit 2022/23 vor. Foto: Staatstheater/Andreas Greiner-Napp

Spielzeit 2022/23: Staats­theater wagt als erstes Theater überhaupt eine sparten­über­grei­fende Neuin­ter­pre­ta­tion von Richard Wagners „Ring des Nibelungen“.

Freunde des Staats­thea­ters Braun­schweig können sich in der Spielzeit 2022/23 unter anderem auf 28 Neupro­duk­tionen mit zehn Urauf­füh­rungen freuen. Insgesamt lädt das Staats­theater zu mehr als 500 Vorstel­lungen im Großen und Kleinen Haus sowie im Lokpark und an anderen Orten in der Stadt ein. General­inten­dantin Dagmar Schling­mann stellte mit ihrem Team das umfang­reiche Programm vor, das in Anlehnung an das westliche und östliche Ringgebet unter der Überschrift „Auswei­tung des Ringge­biets“ steht. „Die Menschen sehnen sich nach kollek­tiven Erleb­nissen, nach Gemein­sam­keiten“, blickt Dagmar Schling­mann erwar­tungs­froh in die neue Spielzeit, die im September beginnt. Das gesamte Ensemble wolle das Publikum rühren, aber auch gesell­schafts­kri­tisch wirken.

Die neue Spielzeit wird tradi­tio­nell mit dem Theater­fest einge­läutet. Es wird am 18. September statt­finden und erstmals gemeinsam mit den benach­barten Insti­tu­tionen rund um Museums­park und Magni­tor­wall, dem Herzog Anton Ulrich-Museum, dem Fotomu­seum, der Städti­schen Musik­schule und dem Städti­schen Museum, veran­staltet. Die Eröff­nungs­pre­mieren sind bereits am 10. September mit dem Schau­spiel „Peer Gynt“ von Henrik Ibsen im Großen Haus sowie am 11. September mit der Musik­theater-Urauf­füh­rung des Jungen! Staats­thea­ters „To Fall Savely“ im Lokpark.

Koope­ra­tion mit dem HAUM

Im Zentrum der neuen Spielzeit stehen mit der Neuin­ter­pre­ta­tion von Richard Wagners „Ring der Nibelungen“ und der Zusam­men­ar­beit mit dem Herzog Anton Ulrich-Museums (HAUM) zur Sonder­aus­stel­lung „Max wird Beckmann. Es begann in Braun­schweig“ (28. Oktober – 12. Februar 2023) zwei große Schwer­punkte. Deutlich wird das beim Programm des Staats­or­ches­ters. General­mu­sik­di­rektor Srba Dinić setzt klare Akzente zu den beiden dominie­renden Zyklen. lm Rahmen der „Auswei­tung des Ringge­biets“ erklingen ergän­zende Werke aus dem Schaffen Richard Wagners, so „Eine Faust-Ouvertüre“, „Siegfried-Idyll“ und Ausschnitte aus „Die Walküre“ genauso wie korre­spon­die­rende Werke wie Liszts „Faust-Sinfonie“ und Mendels­sohn Bartholdys Klavier­kon­zert Nr. 1′. zum Schwer­punkt „Max Beckmann“ stehen unter anderem die Urauf­füh­rung von Steffen Schlei­er­ma­chers „The Beginning – fünf Beckmann-Bilder“ und Wolfgang Rihms „Der Maler träumt“ auf dem Programm.

Mit der sparten­über­grei­fende Neuin­ter­pre­ta­tion von Richard Wagners „Ring des Nibelungen“ traut sich das Staats­theater auf Neuland. An einem Projekt wie diesem versuchte sich bislang noch kein anderes Theater. Das Haus schlägt einen Weg ein, der auf den Quali­täten eines Mehrspar­ten­hauses liegt. Dabei wird die Idee eines Univer­sal­ge­nies wie bei Wagner durch die Exzellenz von Kollek­tiven aus verschie­denen Sparten ergänzt. Auftakt ist der Vorabend des Bühnen­fest­spiels „Das Rheingold“ am 8. Oktober. Zum Finale im Juni 2023 lädt das Staats­theater zu einem zwölf­tä­gigen Ring-Festival ein. In Braun­schweig hat Wagners Werk übrigens eine lange Geschichte. Bereits 1878/1879, zwei Jahre nach der Urauf­füh­rung in Bayreuth, wurde „Der Ring des Nibelungen“ im Theater am Steinweg erstmals aufge­führt – als vierte Bühne der Welt mit einer zykli­schen Wieder­gabe nach München, Leipzig und Wien.

„Götter­däm­me­rung“ mit allen

Während das Musik­theater eine Neuin­sze­nie­rung von Wagners „Das Rheingold“ erarbeitet, präsen­tiert das das Schau­spiel eine Urauf­füh­rung der Autorin Caren Jeß, die sich mit dem „Walküre“-Stoff ausein­an­der­setzt. Auch der „Dritte Tag des Buhnen­fest­spiels“ wird eine Trans­for­ma­tion, nämlich in der Urauf­füh­rung von Steffen Schlei­er­ma­chers „Siegfried – Eine Bewegung“, choreo­gra­fiert von Gregor Zöllig in Zusam­men­ar­beit mit den Tänze­rinnen und Tänzern des Ensembles. Bei der finalen „Götter­däm­me­rung“ kommen schließ­lich alle Sparten des Hauses zusammen.

Während der Beckmann-Ausstel­lung veran­staltet das Staats­theater eine Reihe mit Musik­theater, Konzerten, Sound­in­stal­la­tionen und szeni­schen Lesungen, die im Staats­theater, im Museum, im ehema­ligen Wohnhaus der Familie Beckmann, in dem sich heute Räume der Schau­spiel­dra­ma­turgie des Staats­thea­ters befinden, und im Museums­park statt­finden wird.

„Robin Hood“ zu Weihnachten

Daneben gibt es viele weitere spannende Projekte, unter anderem die selten gespielte Oper „Dante“ von Benjamin Godard oder die charmante Operette „Cloclo“ von Franz Lehár. Das Schau­spiel stellt sich die Frage nach der Verant­wor­tung des Einzelnen und widmet sich neben klassi­schen Stoffen wie „Peer Gynt“ von Henrik Ibsen und Theodor Storms „Schim­mel­reiter“ auch vielen neuen Texten und Projekten wie dem Recher­che­pro­jekt „Vergessen, dass…“, in dem es um Demenz geht.

Das Famili­en­stück des Jungen! Staats­thea­ters zur Weihnachts­zeit wird „Robin Hood“ sein. Und erstmals gibt es eine Koope­ra­tion mit dem Theater Faden­schein für „Der Bär, der nicht da war“. Das Tanztheater bietet unter anderem wieder das Mitmach-Projekt „tanzwärts“ an.

Mehr unter: www.staatstheater-braunschweig.de

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