Ein James Bond der 1920er Jahre

In „Die Hochbahnkatastrophe“ klären Meisterdetektiv Harry Hill und die Tochter des Bahndirektors, Alice Clausson, den Fall auf. Foto: DFF - Deutsches Filminstitut & Filmmuseum, Frankfurt

Braun­schweiger Filmfes­tival lässt das Kino der Weimarer Republik aufleben.

 Das Braun­schweig Inter­na­tional Film Festival präsen­tiert eine filmische Retro­spek­tive der beson­deren Art: Am Sonntag, 18. September (11 Uhr) wird im Universum Filmtheater der Stummfilm „Die Hochbahn­ka­ta­strophe“ von Valy Arnheim aus dem Jahr 1921 gezeigt. Der Krimi­nal­film wird vom Weimarer Kompo­nisten Richard Siedhoff vor Ort am Klavier begleitet. Der beglei­tete seit 2008 weit mehr als 300 Stumm­film­klas­siker am Klavier. Tickets kosten 15 Euro (ermäßigt 12 Euro). Sie sind online unter www.universum-filmtheater.de/startseite/programm/ erhält­lich. Die eigent­liche Festi­val­woche findet vom 7. bis 13. November statt.

Konkur­renz­fähig mit Hollywood

Das deutsche Kino erlebte zu Beginn der Weimarer Republik einen großen Aufschwung und Moder­ni­sie­rungs­schub. Erfolg­reiche Abenteuer- und Detek­tiv­filme standen neben Kunst- und Avant­gar­de­filmen im Zentrum. Zu den erfolg­rei­chen Produk­tionen der Zeit gehörte der an James-Bond-Filme erinnernde Streifen „Die Hochbahn­ka­ta­strophe“. Die Produk­tionen jener kreativen und kommer­zi­ellen „goldenen 1920er Jahre“ konnten kurzfristig mit jenen aus Hollywood mithalten.

Für Clemens Williges, Mitglied des Festi­val­vor­stands, zählt „Die Hochbahn­ka­ta­strophe“ zu den besten Filmen der seiner­zeit sehr beliebten „Harry-Hill-Reihe“ von Regisseur, Produzent und Haupt­dar­steller Valy Arnheim. „Besonders freue ich mich, dass mit Richard Siedhoff der derzeit beste Stumm­film­pia­nist am Klavier sitzt“, sagt er. Zwischen 1918 und 1926 entstanden 25 Filme mit dem Meister­de­tektiv Harry Hill als Haupt­person. Valy Arnheim wurde 1883 in Estland geboren. Er starb 1950 in Berlin.

„Ungeheuer modern“

Vor der Filmvor­füh­rung wird Michael Grisko, Geschäfts­führer der Richard Borek Stiftung, eine Einfüh­rung in das deutsche Kinoge­schehen während der Weimarer Republik geben. „Das Kino der Weimarer Republik ist ungeheuer modern und nimmt zahlreiche Entwick­lungen des späteren Films vorweg, so auch der Film ‚Die Hochbahn­ka­ta­strophe‘“, meint Grisko. Gefördert wird die Filmvor­füh­rung vom Verein Weimarer Republik e.V. mit Unter­stüt­zung vom Bundes­mi­nis­te­rium der Justiz, der Richard Borek Stiftung und Volks­wagen Financial Services.

Meister­de­tektiv Harry Hill

Arnheim begeis­terte das damalige Publikum schon mit bemer­kens­werten Stunts und komischen Momenten. „Die Hochbahn­ka­ta­strophe“ sollte zunächst wegen „Gefähr­dung der öffent­li­chen Ordnung und Sicher­heit“ sogar verboten werden. Der Krimi­nal­film avancierte vielleicht auch gerade deswegen vor 100 Jahren zu einem absoluten Publi­kumshit.  In dem Krimi­nal­film wird das öffent­liche Trans­port­system einer Großstadt durch Anschläge bedroht. Meister­de­tektiv Harry Hill nimmt den Kampf gegen Verbre­chen und Terror auf. Dabei wird er von der unerschro­ckenen Tochter des Bahndi­rek­tors unter­stützt.

Ergänzend zu diesem Stummfilm wird mit „Nosferatu – eine Symphonie des Grauens“ am 8. November um 20 Uhr im Scharoun-Theater Wolfsburg ein weiterer Klassiker gezeigt. Der deutsche Spielfilm von Friedrich Wilhelm Murnau aus dem Jahr 1922 erzählt die Horror­ge­schichte des Vampirs Grafen Orlok (Nosferatu). Der Film sollte nach einem verlo­renen Urheber­rechts­streit 1925 vernichtet werden, überlebte aber in unzäh­ligen Schnitt­ver­sionen.

Mehr Infor­ma­tionen 36. Braun­schweig Inter­na­tional Film Festival: www.filmfest-braunschweig.de

 

 

 

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