Ein Leben für das Bauen

Bau der Rotunde des Braunschweiger Residenzschlosses. Foto: Buchumschlag
Bau der Rotunde des Braunschweiger Residenzschlosses. Foto: Buchumschlag

Dr. Christina Krafczyk verfasste das erste Buch über den Braun­schweiger Archi­tekten und Hochschul­lehrer Constantin Uhde (1836–1905).

Peter Joseph Krahe. Carl Theodor Ottmer. Ludwig Winter. Buchtitel über die meisten großen Braun­schweiger Baumeister und Archi­tekten des 19. Jahrhun­derts stehen längst in den Biblio­theken. Doch viele Jahre blieb eine Lücke, jetzt wurde sie geschlossen. Dr. Christina Krafczyk präsen­tierte nach Jahren inten­siver bauhis­to­ri­scher Forschung die werkmo­no­gra­fi­sche Arbeit „Constantin Uhde. Bauen in Braun­schweig“, die in der Reihe des Braun­schwei­gi­schen Geschichts­ver­eins „Quellen und Forschungen zur Braun­schwei­gi­schen Landes­ge­schichte“ erschien. Das durch seine Tiefe bestechende Werk basiert auf ihrer Disser­ta­tion, die 2013 an der TU Braun­schweig angenommen wurde.

„Es ist wichtig, die Geschichte der Stadt und ihrer Baumeister zu präsen­tieren. Constantin Uhde ist einer der wichtigsten Baumeister des 19. Jahrhun­derts in der Region“, betonte Prof. Berthold Burkhardt, Vizeprä­si­dent der Techni­schen Univer­sität Braun­schweig, anläss­lich der Buchprä­sen­ta­tion im Archi­tek­tur­pa­villon der TU Braun­schweig und damit an histo­ri­schem Ort. Einer der bedeu­tendsten Bauten des univer­sellen Archi­tekten, Hochschul­leh­rers, Forschers und Publi­zisten war der Neubau des Polytech­ni­kums, heute das Altge­bäude TU Braun­schweig.

Uhde erschuf reprä­sen­ta­tive Bank‑, und Geschäfts­häuser, Brücken sowie Villen (viele entlang des Braun­schweiger Walls). Vieles prägt auch heute noch – trotz massiver Kriegs­zer­stö­rungen – Braun­schweigs Stadtbild. So auch die Villa Rimpau an der Wolfen­büt­teler Straße, die „Bremer Häuser“ an der Jaspe­r­allee und die Villa Löbbecke. Prof. Berthold Burkhardt: „Uhde war Hochschul­lehrer, Freier Architekt und Konstruk­teur, kannte also alle Facetten des Bauens. Es gab im Bauen vermut­lich nie so viele Innova­tionen wie um die Jahrhun­dert­wende.“

Constantin Uhde erbaute aber auch die Synagogen in Braun­schweig und Wolfen­büttel. „Constantin Uhde leistete damit einen wichtigen Beitrag zur Integra­tion der Juden in der Region“, hob Dr. Werner Arnold, Mither­aus­geber des Werkes hervor. Dr. Christina Krafczyk sei die erste gewesen, die sich nach Uhdes Tod mit dessen archi­tek­to­ni­schen und publi­zis­ti­schen Lebens­werk beschäf­tigt habe, lobte Dr. Arnold. „Er war ein Homo Politicus, der sich in die Politik seiner Heimat­stadt einmischte.“

Dr. Christina Krafczyk, Ingenieurin für Bauwerks­er­hal­tung und Tragwerk der TU,  wühlte durch die Bestände des Nieder­säch­si­schen Landes­ar­chivs – Standort Wolfen­büttel, des Braun­schwei­gi­schen Landes­mu­seums, des Stadt­ar­chivs Braun­schweig und den Nachlass, der sich im Famili­en­be­sitz befindet. „Die Archiv­lage war nicht ganz einfach“, sagt die Verfas­serin.

Der Senkrecht­starter Uhde habe auch Nieder­lagen verkraften müssen, belegte die Recherche. Referenz­pro­jekte wie der Bau des Deutschen Reichs­tages in Berlin, für den das Braun­schweiger Baugenie 1882 an einem Wettbe­werb teilnahm, blieben ihm ebenso verwehrt wie der Auftrag zum Bau des Braun­schwei­gi­schen Staats­mi­nis­te­riums.

In vielen Bereichen tat sich Uhde als Vorreiter hervor: Beim Wieder­aufbau des Braun­schweiger Schlosses nach dem großen Brand konstru­ierte er eine Kuppel, die durch eine Eisen­kon­struk­tion und der Verwen­dung von beson­deren Materialen feuerfest war. Dr. Christina Krafczyks Fazit: „Uhde bestach durch eine breit­ge­fä­cherte Kompetenz. Er ist eine der Persön­lich­keiten der Archi­tek­tur­ge­schichte. Er war einer der renom­mier­testen Archi­tekten in Braun­schweig und vielleicht weit darüber hinaus.“

Das Buch

Christina Krafczyk: Constantin Uhde. Bauen in Braun­schweig, heraus­ge­geben vom Braun­schwei­gi­schen Geschichts­verein, 336 Seiten, zahlreiche Abbil­dungen, Appelhans Verlag, Braun­schweig, 2016.

Preis: 29,80 Euro

ISBN: 978–3‑944939–20‑9

 

Erhält­lich im Buchhandel

Druck­kos­ten­zu­schüsse gaben die Stiftung Braun­schwei­gi­scher Kultur­be­sitz und die Richard Borek Stiftung.

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