Es sächselt so schön unter dem teatr dach

Fröhliche Truppe: Frank Becker mit seinen neuen Kollegen. Foto: Almut Deiters
Fröhliche Truppe: Frank Becker mit seinen neuen Kollegen. Foto: Almut Deiters

Klein­kunst­bühne führt Komödie „Willgomm bei de (Nieder-)Sachsen“ auf –Expertin aus Leipzig half bei Sprach­proben.

1989 fiel die Mauer. Im Laufe der vergan­genen 25 Jahre fanden die Deutschen in Ost und West zusammen. Aber es bleiben bis heute viele regio­nal­ty­pi­sche Eigen­heiten – auch bei der Sprache. Und das kann durchaus zum Schmun­zeln anregen. Auf dem Spielplan des teatr dach e.V. – Klein­kunst­bühne steht deswegen die Komödie „Willgomm bei de (Nieder-)Sachsen“. Noch bis Anfang Dezember können die Theater­be­su­cher auf der Klein­kunst­bühne in Wendeburg-Meerdorf das humor­volle und bei der Premiere gefeierte Ost-West-Stück des hausei­genen Ensembles erleben. Und als Nieder­sachse Sächsisch lernen.

Der Plot: Der Peiner Postbe­amte Frank Becker und seine Frau Marina ziehen, wenn auch nicht ganz freiwillig, nach Freiberg in Sachsen. Viele Vorur­teile haben die Beckers über die Ostdeut­schen. Doch die (falschen) Klischees fallen Stück für Stück in sich zusammen wie ein Karten­haus. Die ehemals Westdeut­schen fühlen sich im äußersten Osten schnell heimisch. Nicht nur der Kinolieb­haber wird es schnell erkannt haben: Das Stück basiert auf dem franzö­si­schen Leinwand-Erfolg „Willkommen bei den Sch’tis“, bei dem der Postfi­lialen-Leiter Philippe Abrams aus dem schönen Marseille in den kühlen Norden zieht und nach Start­schwie­rig­keiten seine neue, ebenfalls nicht freiwillig gewählte Heimat lieben lernt.

„Mit dieser Komödie brechen wir eine Lanze für unsere ostdeut­schen Freunde. Mit viel Humor räumen wir mit Vorur­teilen auf“, so Albrecht Schultze, der Vorsit­zende vom teatr dach e.V. – Klein­kunst­bühne, für den die Komödie bereits die 56. Produk­tion ist. Der teatr dach-Chef hatte sich und seine sieben Mitstreiter akribisch auf den zwei Stunden dauernden, von der STIFTUNG NORD/LB • ÖFFENTLICHE unter­stützten Bühnen­auf­tritt vorbe­reitet – auch in der Mundart Sächsisch. So organi­sierte er einen Sprach­lehr­gang mit der Diplom­kul­tur­wis­sen­schaft­lerin Annekathrin Michler, die unter anderem als sächsi­scher Sprach­coach an der Univer­sität Leipzig arbeitet. Nicht immer bierernst bereitet sie auswär­tige Studenten auf das Leben in der Sachsen­stadt vor. „Ja, sie hat mir attes­tiert, dass mein sächsisch wunderbar ist“, sagt Schultze mit einem Augen­zwin­kern.

Jedoch sächseln nicht nur die acht Schau­spieler, die in 21 Rollen schlüpfen. Auch das Publikum macht mit, indem es mit den Darstel­lern sächsisch lernt. Und das geht so: Die Vokabeln werden über Lautspre­cher einge­spielt und ein Leucht­band über der Bühne fordert die Zuschauer auf „Bitte laut mitspre­chen!“

„Willgomm bei de (Nieder-)Sachsen“ sei außer beim Publikum der Region Braun­schweig auch bei den Sachsen sehr gut angekommen, betont Schultze. So gut, dass in naher Zukunft sogar ein Besuch und ein möglicher Auftritt in Freiberg geplant ist.

Mit der Komödie „Willgomm bei de (Nieder-)Sachsen“ fördert die STIFTUNG NORD/LB • ÖFFENTLICHE bereits zum vierten Mal in Folge direkt ein Bühnen­stück des teatr dach e.V. – Klein­kunst­bühne. Denn: Die Arbeit des teatr dach e. V. als „kultu­reller Leucht­turm“ liefert einen wichtigen Beitrag zum Profil der freien Theater­szene im Tätig­keits­ge­biet der Stiftung.

Historie: Der teatr dach e.V. gründete sich im Jahr der Wieder­ver­ei­ni­gung 1990. Heute zählt der Theater­verein 230 Mitglieder. Die Klein­kunst­bühne mit 60 Zuschau­er­plätzen befindet sich unter dem Dach eines alten Fachwerk­hauses in Wendeburg-Meerdorf. In der Vergan­gen­heit standen unter anderem das Kabarett „Magde­burger Zwick­mühle“, die Gebrüder Podewitz, Erwin Grosche und der jüngst verstor­bene Dieter Hilde­brandt auf der Klein­bühne. Am 12. Februar hatte der Newcomer Chris Tall, der Sieger des RTL Comedy Grand Prix 2013 und des NDR Comedy Contest, einen Gastauf­tritt.

Weitere Vorstel­lungen „Willgomm bei de (Nieder-)Sachsen“ am 11. Juli, 12. Juli, 25. Juli, 26. Juli, 5. September, 6. und 12. September, 28. November, 29. November, 5. Dezember, 6. Dezember (jeweils 19.30 Uhr).

Eintritts­karten können über die Inter­net­seite der Klein­kunst­bühne in Meerdorf bestellt werden: www.teatr-dach.de

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