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Helmstedt feiert grenzenlos

Helmstedts Bürgermeister Wittich Schobert, Sachsen-Anhalts Ministerpräsident Rainer Haseloff, Niedersachsens Ministerpräsident Stephan Weil und Tobias Henkel, Direktor der Stiftung Braunschweigischer Kulturbesitz beim Rundgang. Foto: Andreas Greiner-Napp
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25 Jahre nach dem Fall der Mauer kamen 10.000 Menschen in die ehemalige innerdeutsche Grenzstadt.

Helmstedt/Marienborn – das war ein Synonym für die deutsche Teilung von 1949. Helmstedt/Marienborn ist aber auch ein Synonym für den Fall der Mauer am 9. November 1989. Dieses Ereignis feierte Helmstedt mit einem großen Bürgerfest. Im Mittelpunkt stand dabei der Festakt mit den Ministerpräsidenten Stephan Weil (Niedersachsen) und Rainer Haseloff (Sachsen-Anhalt) gekommen waren. Beide würdigten die Zivilcourage der DDR-Bürger, denen die friedliche Revolution gelang.

Die Ministerpräsidenten nahmen zunächst an dem Gedenkgottesdienst in der St. Stephani-Kirche teil. Während der anschließenden Feierstunde im Juleum, der ehemaligen Universität Helmstedts, sagte Weil: „Das Jahr 1989 ist als eines der glücklichsten Jahre der deutschen Geschichte zu bezeichnen“. Der Fall der Mauer sei ein erfolgreiches Zusammenspiel „von friedlichen, aber beharrlichen Massen und von besonnenen Politikern“ gewesen. Weil betonte, dass die beiden Länder einst den größten gemeinsamen Teil der Grenze hatten. Heute nach der deutschen Einheit sei die gute Nachbarschaft wie selbstverständlich.

Die historische Vergangenheit mit zwei deutschen Staaten und die besonderen geographischen Lage an der ehemaligen innerdeutschen Grenze machte Helmstedt zu einem idealen Ort für das Gedenken. Neben dem freudigen Ereignis des Mauerfalls wurde auch der Opfer gedacht, die bei ihren Fluchtversuchen im Todesstreifen starben oder lange Jahre in Haft mussten. Der Grenzübergang Marienborn ist den Menschen aus dem Braunschweigischen auch wegen der jahrzehntelangen Schikanen durch die DDR-Grenzbeamten in schlechter Erinnerung.

„Die Feierlichkeiten haben unterstrichen, wie viel Verbindendes es zwischen Sachsen-Anhalt und Niedersachsen gibt. Diese Gemeinsamkeiten nach den vielen Jahren der Trennung zu sehen, macht glücklich“, sagte Tobias Henkel, Direktor der Stiftung Braunschweigischer Kulturbesitz (SBK). Die SBK hatte die Veranstaltung mit unterstützt.

Helmstedts Bürgermeister Wittich Schobert zeigte sich nach dem Bürgerfest voll des Lobes. „Es war ein toller Tag. Wir können uns an keine Veranstaltung dieser Größe in Helmstedt zurück erinnern“, meinte der. Rund 10.000 Gäste waren zum 25. Jubiläumstag des Mauerfalls nach Helmstedt gekommen. Zeitzeugen erinnerten sich, dass die Stadt selbst am Tag nach der Grenzöffnung nicht so voll gewesen sei.

In der Nacht des Maurerfalls am 9. November 1989 stand Helmstedt natürlich im Schatten Berlins. Dabei schaffte es in Marienborn die erste DDR-Bürgerin nach der berühmten Erklärung des SED-Politbüromitglieds Günter Schabowski DDR („Das trifft nach meiner Kenntnis … ist das sofort, unverzüglich“) regulär über die Grenze.

Weil und Haseloff lernten in einem Gespräch in der Gedenkstätte Deutsche Teilung Marienborn k die Magdeburger Ärztin Annemarie Reffert kennen. Sie durchbrach am 9. November 1989 um 21.15 Uhr mit ihrer Tochter Juliane als erste DDR-Bürgerin den bis zu diesem Zeitpunkt „eisernen Vorhang“. Erst fünf Minuten später fiel die Mauer auch in Berlin, zuerst an der Bornholmer Straße. Annemarie Refferts erster Eindruck vom Westen: „Helmstedt war einfach mal total ausgestorben. Da war kein Auto unterwegs.“ Ganz anders als 25 Jahre später beim großen Jubiläumstag 2014.

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