Geheim­nisse in der Villa Amsberg

Villa Amsberg. Foto: meyermedia
Villa Amsberg. Foto: meyermedia

Christine Schulz, Lucie Mercadal und anna.laclaque präsen­tieren ihre Abschluss­ergeb­nisse der Kunst­sti­pen­dien der Braun­schwei­gi­schen Stiftung „Idee“ und „Abdruck“.

Nur ganz selten bekommen die Braun­schweiger das Innere der Villa von Amsberg zu sehen. Eine Gelegen­heit für einen Blick in das klassi­zis­ti­sche Domizil des Philipp von Amsberg, der Erbauers der ersten deutschen Staats­bahn, bietet sich anläss­lich der Abschluss­aus­stel­lung der Stipen­dien „Bildende Kunst“ der Braun­schwei­gi­schen Stiftung (23. bis 26. Juni). Die Stiftung hatte bereits zum zweiten Mal Stipen­dien an regionale Künstler vergeben. Preis­träger waren diesmal die freien Künst­le­rinnen Christine Schulz, Lucie Mercadal und anna.laclaque (alias Annette Stricker). Seit September 2015 hatte das Trio im Rahmen der der Vorha­ben­sti­pen­dien „Idee“ und des Werksti­pen­diums „Abduck“ zum Teil in Koope­ra­tion mit der Städti­schen Galerie Wolfsburg mit der beratenden Kunst­his­to­ri­kerin Dr. Anne Mueller von der Haegen an unter­schied­li­chen Kunst­pro­jekten gearbeitet. Um es vorweg zu nehmen: Die Ergeb­nisse sind eindrucks­voll.

Rückblick: Vor neun Monaten hatten die drei Künst­le­rinnen in der Kemenate an der Hagen­brücke die Stipen­dien-Urkunden überreicht bekommen. Die Feier­stunde hinter den vor kurzem restau­rierten mittel­al­ter­li­chen Mauern lieferte bereits einen Vorge­schmack, welche spannenden und im Ergebnis ganz unter­schied­li­chen künst­le­ri­schen Pfade die drei Frauen in den nächsten Monaten beschreiten werden.

Stipen­diatin Annette Stricker – mit dem Künst­ler­namen anna.laclaque – ist von Haus aus eine vielfach geehrte Opern­sän­gerin und Pianistin. Um sich zu verändern, wandte sie sich der freien Kunst zu. Im Rahmen des Vorha­ben­sti­pen­diums „Idee“ kündigte sie an, möglichst viele europäi­sche Länder zu bereisen. Dort plante sie, Treppen­häuser von Hochhäu­sern hinauf­zu­steigen oder aber Berggipfel zu erklimmen. Dabei wollte die Künst­lerin Opern­arien singen, all dies mit einem Aufnah­me­gerät speichern. Ihr Gesang mischt sich dabei beispiel­weise mit den Klängen der Hausbe­wohner und den Menschen auf der Straße. „Ich schaffe so neue Klang­si­tua­tionen und Klang­kom­po­si­tionen“, sagte anna.laclaque damals. Eine Heraus­for­de­rung, denn anna.laclaque gab zu, große Höhen­angst zu haben.

Ein mit 4000 Euro dotiertes Vorha­ben­sti­pen­dium „Idee“ erhielt auch Christine Schulz, die sich als Filmkünst­lerin intensiv mit der digitalen und analogen Fotografie ausein­an­der­setzte. Lucie Mercadal ist Perfor­merin im öffent­li­chen Raum und Video­künst­lerin. Als Stipen­diatin „Abdruck“ befasste sie sich mit Druck­tech­niken. Die Französin arbeitete viel mit dem Kunst­verein Wolfen­büttel e.V. zusammen. Alle sind gespannt darauf, dass die Künst­le­rinnen ihre Geheim­nisse lüften…

Kuratiert wurden die Ergeb­nisse der Stipen­di­en­zeit wieder einmal von Dr. Anne Mueller von der Haegen.

Die Ausstel­lung eröffnet am Donnerstag, 23. Juni 2016, um 18 Uhr in der gegenüber dem alten Braun­schweiger Haupt­bahnhof liegenden Villa vom Amsberg (Friedrich-Wilhelm-Platz 3 in Braun­schweig).

Das Programm

Am Freitag, 24. Juni, 17 Uhr, wird vom Kunst­kri­tiker und Autor Maik Schlüter ein Artist-Talk für das kunst­in­ter­es­sierte Publikum angeboten. Der renom­mierte Kunst­kri­tiker beleuchtet dabei gemeinsam mit den Stipen­dia­tinnen die Kontraste und die Schnitt­stellen ihrer Arbeiten. Weitere kunst­re­le­vante Themen wie zum Beispiel „Kunst im Braun­schwei­gi­schen“ oder „regionale Künst­ler­nach­lässe“ wird Schlüter dann in eloquenter Art für das Publikum aufbe­reiten und präsen­tieren.

Ebenfalls am Freitag wird der in Braun­schweig lebende Journa­list, Buchautor und Foodblogger Hannes Finkbeiner im Rahmen einer Lesung seinen Debüt­roman „Jogging­hosen-Henry“ in der Krahe-Villa vorstellen. Für eine Stunde entführt der Autor die Besucher auf eine außer­ge­wöhn­liche coming-of-age Reise zum größten Heavy Metal-Festival Deutsch­lands. Beginn: 19 Uhr (Anmeldung erfor­der­lich).

Der Freitag­abend klingt aus mit ART&Drinkz. Die Villa von Amsberg öffnet dafür ab 20 Uhr ihre Türen. Den Besucher erwarten Kunst, Getränke und Live-Musik des Akustik-Pop-Duos Müßiggang. Dieje­nigen, die künst­le­risch in die Sommer­fe­rien starten wollen, haben bei „3x3=Kunst“ ein kunst­päd­ago­gi­scher Workshop die Gelegen­heit. Drei Künst­le­rinnen, drei Ideen, drei Materia­lien: Fotografie, Klänge und Worte. Die beiden Kunst­ver­mitt­le­rinnen Franziska Pester und Judith Dilchert finden einfühlsam Wege zur Kunst der drei Künst­le­rinnen und lassen die Teilnehmer selbst künst­le­risch tätig werden.

Es stehen verschie­dene Materia­lien zur Verfügung, um ein eigenes Kunstwerk zu schaffen (Freitag, 24. Juni, von 10 bis 13 Uhr für Kinder von acht bis 14 Jahren und Sonntag, 26. Juni, von 10 bis 13 Uhr, auch für die Eltern, Anmeldung erfor­der­lich).

Alle Veran­stal­tungen rund um die Ausstel­lung sind kostenlos. Anmel­dungen für die Lesung und die Workshops über heinemann@die-braunschweigische.de oder 0531 – 273 59 18.

Hinter­grund

Die Vorha­ben­sti­pen­dien „Idee“ und das Werksti­pen­dium „Abdruck“ sind mit jeweils 4000 Euro dotiert. Erstmalig vergeben wurden die Stipen­dien 2014. Bewerben können sich profes­sio­nell arbei­tende Künst­le­rinnen und Künstler, die im Braun­schwei­gi­schen leben und arbeiten. Die Stipen­dien unter­liegen keiner Alters­be­schrän­kung. Sogenannte „mid-career“-Künstler werden bevorzugt gefördert. Eine Jury wählt die Künstler unter einer Vielzahl von Bewerbern aus und empfiehlt sie dem Vorstand der Braun­schwei­gi­schen Stiftung.

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