Gold in der Zigar­ren­kiste

Der Schriftzug Deus Caritas est auf der Christentum-Säule wurde vergoldet. Foto: Joachim Rust
Der Schriftzug Deus Caritas est auf der Christentum-Säule wurde vergoldet. Foto: Joachim Rust

Zehn Jahre nach der Fertig­stel­lung der Säule „2000 Jahre Chris­tentum“ des Bildhauers Prof. Jürgen Weber wurde der Schriftzug „Deus Caritas est“ vergoldet.

Der Job von Joachim Rust lässt einen neidisch werden. Der heute 79-Jährige verant­wor­tete als Sachver­stän­diger und Gutachter im Maler­hand­werk in den 1990er Jahren unter anderem die Restau­rie­rung des Branden­burger Tores in Berlin, der Basilius-Kathe­drale auf dem Roten Platz in Moskau und der Deutschen Botschaft in Riga. Das Berufs­leben führte den Restau­rator in die histo­risch spannendsten Winkel Europas. Die vergan­genen Tage traf man den Maler- und Lackie­rer­meister mit der schier unend­li­chen Materi­al­er­fah­rung auf einem Hub-Kran an der Säule „2000 Jahre Chris­tentum“ in Braun­schweig an. Mit viel Gefühl für die Materie versah der Experte anläss­lich des zehnten Jahres­tages der Errich­tung des Kunst­werks des berühmten Bildhauers Prof. Jürgen Weber den Spruch „Deus Caritas est“ mit Blattgold. Dieser befindet sich an der Spitze fast zehn Meter hohen Bronze­säule – und ist nun bereits aus weiter Ferne sichtbar.

„Ich helfe gerne dabei, histo­ri­sche Objekte zu verschö­nern und zu erhalten. Ich bin ein gläubiger Mensch. Deshalb gefällt es mir besonders, Restau­ra­ti­ons­ar­beiten gerade an der Chris­tentum-Säule vorzu­nehmen“, sagt Joachim Rust. Er wohnt in Sickte, half in der Vergan­gen­heit trotz aller­größter Referenzen immer wieder bei kleineren kirch­li­chen Restau­ra­tions-Projekten im Landkreises Wolfen­büttel. Lange und, wie er sagt, sehr gerne war Rust in Osteuropa tätig: außer in Riga und Moskau auch in Kiew, St. Peters­burg und Tiflis. Meist ging es um die Restau­rie­rung und den Wieder­aufbau von Bauwerken, die auf der ganzen Welt bekannt sind. Vor allem der Jugend­stil in Riga habe es ihm angetan, verrät Rust

Das 23,75-karätige Blattgold für die Vergol­dung der 14 Buchstaben des Titels der 1. Enzyklika des Papstes Benedikt XVI. „Deus Caritas est“ – „Gott ist Liebe“ hat der Globe­trotter in einen kubani­schen Zigar­ren­kiste im Koffer­raum seines PKWs dabei. Am ersten Arbeitstag wurde die Grundie­rung aufge­bracht, an Tag zwei das edle Blattgold mit viel Finger­spit­zen­ge­fühl verar­beitet. „Es gibt kein besseres Gold für diesen Zweck. Das Gold glänzt sehr schön in der Sonne“, so Rust.

Der Hinter­grund: Anfang 1999 beauf­tragte das Braun­schweiger Unter­neh­mer­ehe­paar Richard und Erika Borek den bedeu­tenden Bildhauer Prof. Jürgen Weber, ein Kunstwerk zu schaffen, das an die Geburt Jesu Christi erinnern sollte. Die Säule mit dem Titel „2000 Jahre Chris­tentum“ am Ruhfäut­chen­platz ist rund neun Meter hoch. Die vielen einzelnen Themen­ringe skizzieren die Zeitab­schnitte: Entste­hung des Chris­ten­tums, Entste­hung der Kirche, Mittel­alter, Neuzeit und Gegenwart. 2006 wurde die Chris­tentum-Säule, die zwischen der Burg Dankwar­derode, dem Rathausbau und der Braun­schwei­gi­schen Landes­spar­kasse steht, enthüllt und der Stadt übergeben. Die Säule erinnert an die große Tradition der Bronze­kunst im Braun­schweiger Land, insbe­son­dere an die Chris­tus­säule im Hildes­heimer Dom.

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