Jetzt ist das Kleine Staats­wappen dran

Portikus mit den fünf Wappenschilden. Foto: Richard Borek Stiftung /Andreas Greiner-Napp
Portikus mit den fünf Wappenschilden. Foto: Richard Borek Stiftung /Andreas Greiner-Napp

Die Restau­rie­rung der fünf Wappen­schilde am Portikus des Residenz­schlosses soll im Jahr 2021 abgeschlossen sein.

Als letzter der fünf Wappen­schilde am Portikus des Residenz­schlosses wird das in der Mitte platzierte Kleine Braun­schwei­gi­sche Staats­wappen abmon­tiert und in Dresden vom Restau­rie­rungs­ate­lier Tisch­endorf wieder auf Vorder­mann gebracht. Die kunst­vollen Reliefs waren seit ihrer Anbrin­gung 2007 vor allem durch die stark ätzende und in Taubenkot enthal­tene Salpe­ter­säure stark angegriffen worden.

„Die Wappen wiesen ein verhee­rendes Schadens­bild auf“, sagt Ekkehard Tisch­endorf. Die neuer­liche Sanierung der 1866 gefer­tigten Schilder begann im Herbst 2017. Im nächsten Jahr sollen wieder alle fünf Wappen in Bestform hängen.

Zinkfraß und Ausblü­hungen

Wappenschild der beiden Braunschweigischen Kernherrschaften (links Braunschweig, rechts Lüneburg). Foto: Richard Borek Stiftung
Wappen­schild der beiden Braun­schwei­gi­schen Kernherr­schaften (links Braun­schweig, rechts Lüneburg). Foto: Richard Borek Stiftung

„Die Schilder waren zehn Jahre lang die Landebahn für Tauben. Die Wappen litten unter Zinkfraß und das Blattgold hatte Ausblü­hungen, platzte ab und glänzte nicht mehr. Bei der Sanierung haben wir jetzt auf ein Zwei-Kompo­nenten-Verfahren gesetzt. Es gibt eine Zwischen­schicht, so dass zwischen dem Zink und dem Gold keine chemische Reaktion mehr erfolgen kann. Zum weiteren Schutz der Wappen werden jeweils direkt nach der Montage Tauben­ab­wehr­netze angebracht, damit die Tiere keine Chance mehr haben, sich auf den Wappen nieder­zu­lassen“, erläutert Ekkehard Tisch­endorf.

Zehn Zenti­meter dicke Kotschicht

Der Taubenkot hatte, so berichtet Tisch­endorf, trotz einer zwischen­zeit­li­chen Reinigung an manchen Stellen eine zehn Zenti­meter dicke Schicht gebildet. Die Wappen wiesen teilweise tiefe Risse auf, so dass für die nachhal­tige Restau­rie­rung zunächst die Basis aufge­ar­beitet werden muss. Die Bearbei­tung eines Schildes nimmt angesichts mehrerer Arbeits­schritte und erfor­der­li­chen Zeiten für Aushär­tungen mehrere Wochen in Anspruch.

Grafschaften Regenstein. Foto Richard Borek Stiftung
Grafschaften Regen­stein. Foto Richard Borek Stiftung

Im Auftrag der ECE wurden bereits die Wappen der Braun­schwei­gi­schen Grafschaft Regen­stein, der Braun­schwei­gi­schen Grafschaften Neu- und Altbruch­hausen mit Hoya sowie der Braun­schwei­gi­schen Grafschaft Blanken­burg saniert und hängen an ihrem angestammten Platz. Das Wappen­schild der Braun­schwei­gi­schen Grafschaft Lauter­berg hätte ebenfalls schon wieder das Ensemble komplet­tieren sollen, aber die Corona-Krise verhin­derte Transport und Anbrin­gung am Residenz­schloss.

1918 grau einge­schlämmt

Ekkehard Tisch­endorfs Vater Reiner hatte bereits die erste Restau­rie­rung der Wappen 2007 erledigt. Beim Schloss­ab­riss 1960 waren sie zum Glück in Gänze demon­tiert und im städti­schen Bauhof deponiert worden. Sie hatten da bereits ihre heral­di­schen Farben verloren. Denn nach der Novem­ber­re­vo­lu­tion 1918 wollte niemand mehr etwas wissen vom adligen Glanz. Sie wurden kurzer­hand grau einge­schlämmt. Erst mit der Rekon­struk­tion des Residenz­schlosses wurden sie wieder origi­nal­ge­treu herge­richtet.

Grafschaft Neu- und Altbruchhausen mit Hoya. Foto: Richard Borek Stiftung
Grafschaft Neu- und Altbruch­hausen mit Hoya. Foto: Richard Borek Stiftung

Nötig waren jedoch Nachbes­se­rungen, denn zunächst passte das herrschaft­liche Purpur nicht und waren die Kreuze üben den jewei­ligen Kronen in Form und Größe nicht korrekt. Dem Anspruch, origi­nal­ge­treu zu restau­rieren, wurde Genüge getan. Von links nach rechts stehen die Wappen für die ehema­ligen Braun­schwei­gi­schen Grafschaften Regen­stein und Lauter­berg, mittig befindet sich das Haupt­wappen mit kleinen und großen Löwen, dann die Grafschaften Neu- und Altbruch­hausen mit Hoya (bei Bremen) und schließ­lich Blanken­burg.

Von den Farbfas­sungen, Restau­rie­rungen und Neuschöp­fungen der vielfäl­tigen Schloss­teile berichtet das von Autor Dr. Bernd Wedemeyer verfasste Buch „Das Residenz­schloss Braun­schweig – vom Herzogs­sitz zum kultu­rellen Zentrum“. Es wurde von der Richard Borek Stiftung heraus­ge­geben und ist im Appelhans Verlag 2017 erschienen (ISBN 978–3‑944939–30‑8). Es ist unter anderem im Schloss­mu­seum Braun­schweig für 24,80 Euro erhält­lich. Das Buch umfasst 316 Seiten und ist mit zahlrei­chen Abbil­dungen illus­triert.

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