Lob für Jakob-Kemenate und Business Center II

Anerkennung für die Jakob-Kemenate. Foto: AG Gebautes Erbe
Anerkennung für die Jakob-Kemenate. Foto: AG Gebautes Erbe

Bauhis­to­riker Elmar Arnold beurteilt auf der Inter­net­seite Braun­schweiger Baukultur zwölf weitere Innen­stadt-Bauten.

Mit zwölf neuen Objekten hat Bauhis­to­riker Elmar Arnhold die Inter­net­seite www.braunschweiger-baukultur.de erweitert. Mit kriti­schem Blick bewertet er Projekte vorwie­gend im inner­städ­ti­schen Bereich. „Anhand der ausge­wählten Beispiele wollen wir zur kriti­schen Betrach­tung der jüngeren und aktuellen Archi­tektur in der Innen­stadt Braun­schweigs anregen“, sagt Arnhold, der die Seite im Auftrag der Richard Borek Stiftung bestückt. Seine Analysen will er als Plädoyer für mehr Sensi­bi­lität im Umgang mit dem Stadtraum verstanden wissen. Insgesamt finden sich in der vor drei Jahren begonnen Liste nun 43 Bauten.

An zwei Bauwerken außerhalb des ursprüng­lich gewählten Unter­su­chungs­ge­biets, das die innere der Okerum­flut und den Wallring umfasst, werden die möglichen Ausschläge von besonders proble­ma­tisch bis besonders gut gelungen deutlich. Herbe Kritik muss dabei erstmals ein noch in Planung befind­li­ches Gebäude einste­cken. Zum Anbau an die Villa von Bülow für das Georg-Eckert-Institut meint der Bauhis­to­riker: „Das Bauvor­haben kann insgesamt für den beson­deren Standort in unmit­tel­barer Nähe zu einem bedeu­tenden Baudenkmal und in einem bereits beein­träch­tigten, aber erhal­tenen histo­ri­schen Grünraum nur als hochgradig unange­messen bewertet werden.“ Dafür gibt es die schlech­teste Bewertung, ein dreifa­ches Minus. Da das Projekt sich noch in der Planung befindet, setzt Arnhold noch auf ein Besinnen der Verant­wort­li­chen.

Als positives Beispiel führt Elmar Arnhold dagegen das Bürohoch­haus „Business Center II“ im BraWoPark an. Daran lobt er die eigen­stän­dige Materia­lität, die den Solitär­cha­rakter angemessen unter­streicht, und die farbliche Bezug­nahme auf die Natur­stein­ver­klei­dung der angren­zenden ehema­ligen Postge­bäude. Das abschlie­ßende Urteil lautet: „Aufwer­tung des weiträu­migen Stadt­quar­tiers mit einem elegant gestal­teten Hochhaus mit wahrzei­chen­haftem Charakter.“ Am Ende steht ein  dreifa­ches Plus.

Ebenso gut schneidet die Jakob-Kemenate als gelungene Restau­rie­rung eines hochwer­tigen Baudenk­mals nach denkmal­pfle­ge­ri­schen Gesichts­punkten ab. Was dabei als hochwer­tige Kombi­na­tion zwischen alter Baumasse und zeitge­nös­si­scher Ergänzung unter Wahrung der Maßstäbe sehr gelobt wird, ist in den Augen Arnholds dagegen bei der Kemenate an der Hagen­brücke bei vergleich­barem Konzept nicht so gut gelungen. Die Wirkung des Kubus mit seiner Stahl­ver­klei­dung erscheint ihm einfach zu dominant.

Unter den weiteren Neuauf­nahmen werden unter anderem die Jugend­her­berge, der Erwei­te­rungsbau des Herzog Anton Ulrich-Museum und das Studen­ten­wohn­heim Wilhelm­straße eher positiv analy­siert. Dagegen werden das Geschäfts­haus Kattreppen, das Ärztehaus Hagenhof und das Stadthaus Petri in Teilen kriti­siert.

Arnhold, Mitglied der Arbeits­ge­mein­schaft Gebautes Erbe und Ortsteil­hei­mat­pfleger für die Innen­stadt, beurteilt die neuen und neueren Bauten nach festge­legten Kriterien und setzt die Objekte jeweils in Beziehung zu ihrem städte­bau­li­chen Umfeld. Auf der großen Internet-Übersichts­karte hat er seiner Meinung nach gelungene Bauten mit einem grünen Punkt, weniger gelungene mit einem roten gekenn­zeichnet. Zu jedem Objekt gibt es eine umfang­reiche, sehr lesens­werte  Beschrei­bung und natürlich nachvoll­zieh­bare Begrün­dung der Wertungen.

„Ich bin ein Befür­worter moderner Archi­tektur, aber ich würde mir schon wünschen, dass mal wieder ein Haus in der Innen­stadt Braun­schweigs kein Flachdach erhält, sondern eins mit Ziegeln. Mein Eindruck ist, dass in anderen Städten in jüngerer Vergan­gen­heit sensibler bei Neubauten oder beim Schließen von Baulücken umgegangen wird“, mahnt Arnhold und freut sich auf fachliche Debatten.

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