Neue Dauer­aus­stel­lung zum KZ-Außen­lager Drütte eröffnet

Blick in die Dauerausstellung. Foto: Gedenkstätte Drütte

Wand- und Boden­frei­le­gungen sind wichtige Dokumente für das Leiden der „KZ-Häftlinge in der Rüstungs­pro­duk­tion“ für die Reichs­werke „Hermann Göring“.

Nach einer umfang­rei­chen Erwei­te­rung und Neuge­stal­tung ist die Gedenk- und Dokumen­ta­ti­ons­stätte KZ Drütte in Salzgitter wieder für den Publi­kums­ver­kehr geöffnet. Die neue Dauer­aus­stel­lung „KZ-Häftlinge in der Rüstungs­pro­duk­tion“ zeigt Exponate, histo­ri­sche Spuren, Wand- und Boden­frei­le­gungen sowie umfas­sende Infor­ma­tionen zur Geschichte der vier KZ-Außen­lager auf dem Salzgitter-Gebiet. Die zeitge­mäße Gestal­tung der neuen Ausstel­lungs­träger aus geros­tetem Stahl soll die Struktur und Nutzung der ehema­ligen KZ-Räume aufgreifen und damit die Rezeption des Ortes unter­stützen.

Umfang­reiche Infor­ma­tionen zu einzelnen Themen­fel­dern. Foto: Gedenk­stätte Drütte

Sonder­füh­rungen

Die Gedenk­stätte befindet sich seit 1994 in einem Teil des ehema­ligen KZ auf dem Gelände der Salzgitter AG. Das Unter­nehmen hatte 2017 weitere Flächen zur Verfügung gestellt, so dass die Umgestal­tung möglich wurde. Die Arbeiten begannen 2019 und haben nunmehr drei Jahre in Anspruch genommen. Zu den Förderern zählte in erheb­li­chem Maße die Stiftung Braun­schwei­gi­scher Kultur­be­sitz. Im Oktober und November werden zur Neueröff­nung der Dauer­aus­stel­lung Sonder­füh­rungen angeboten (Termine s.u.). Eine Anmeldung beim Arbeits­kreis Stadt­ge­schichte ist erfor­der­lich. Es sind aber auch indivi­du­elle Termin­ver­ein­ba­rungen möglich.

Die neue Konzep­tion greift die Stahl­kuben der bishe­rigen Ausstel­lung wieder auf und schafft damit zum einen die Verbin­dung beider Ausstel­lungs­orte und würdigt zum anderen die Arbeit und Erfolge der frühen Jahre der Erinne­rungs­ar­beit in Salzgitter. Die fünf neuen Kuben sind Symbol für die „Betten­türme“ in den Unter­kunfts­räumen und die Enge, die überall herrschte. Sie wiegen jeweils rund 3,5 Tonnen.

Unter­teilt in Abschnitte

Die Ausstel­lung ist in mehrere Abschnitte unter­teilt. In einem davon stehen acht Stelen, an denen Themen wie beispiels­weise „Arbeit”, „Ernährung“ oder auch „Überleben“ detail­lierter darge­stellt werden. „Bei der Konzep­tion der Ausstel­lung wurde auch die pädago­gi­sche Arbeit vor Ort berück­sich­tigt. Besonders die Stelen zu Einzel­themen ermög­li­chen eine vielsei­tige und vertie­fende Ausein­an­der­set­zung“, erläutert die Leiterin der Gedenk­stätte, Maike Weth. Die zweisei­tigen Stelen sollen insbe­son­dere das indivi­du­elle Erleben der ehema­ligen Häftlinge veran­schau­li­chen. Der Bereich des ehema­ligen Kranken­re­viers gilt als „Exponat seiner selbst“. Dort werden die Inhalte reduzierter präsen­tiert und der Blick gezielt auf das Gebäude mit seinen unter­schied­li­chen Nutzungs­spuren gelenkt.

Neben Recher­chen in natio­nalen und inter­na­tio­nalen Archiven erfolgten am ehema­ligen KZ-Gebäude bauhis­to­ri­sche und restau­ra­to­ri­sche Unter­su­chungen. Durch den Rückbau von Wänden und Toren, die seit 1946 eingebaut worden waren, rückt nun die Baustruktur des KZ Drütte wieder in den Vorder­grund. Nicht nur Exponate, sondern auch histo­ri­sche Spuren sind nun wichtige Elemente der neuen Dauer­aus­stel­lung. Wand- und Boden­frei­le­gungen sowie konser­va­to­ri­sche und restau­ra­to­ri­sche Arbeiten beschäf­tigten mehrere Teams. Instal­liert werden mussten unter anderem auch Besucher WCs, Strom- und Heizungs­lei­tungen.

Unmensch­liche Umstände

Zitate auf den Stelen sollen das persön­liche Erleben der Häftlinge verdeut­li­chen. Foto: Gedenk­stätte Drütte

Das KZ-Außen­lager war im Herbst 1942 von den Natio­nal­so­zia­listen einge­richtet worden. Die Häftlinge wurden zur Arbeit für die Grana­ten­pro­duk­tion in den Reichs­werken „Hermann Göring“ gezwungen. Drütte war das größte Außen­lager des KZ Neuen­gamme. Die Häftlinge, die in Lager­räumen unter einer Hochstraße unter­ge­bracht worden waren, litten unter schwersten, menschen­un­wür­digen Umständen. Mehr als 1.000 Häftlinge starben an Unter­ernäh­rung, Krank­heiten, durch Arbeits­un­fälle oder Exeku­tionen.

Termine: Einfüh­rungen mit Rundgängen durch die Ausstel­lung mit Anmeldung finden am 28. Oktober (14, 15 und 16 Uhr), 29. Oktober (15 Uhr), 4. November (14, 15 und 16 Uhr) und 5. November statt. Treff­punkt: Tor 1 / Salzgitter AG (Parkplatz Besucher­zen­trum, Eisen­hüt­ten­straße, 38239 Salzgitter-Waten­stedt)

Eigen­stän­dige Besuche ohne Anmeldung sind am 29. Oktober, 12. November und 10. Dezember möglich. Zugang:  Tor 1 / Salzgitter AG (Parkplatz Besucher­zen­trum, Eisen­hüt­ten­straße, 38239 Salzgitter-Waten­stedt)

Kontakt:
Arbeits­kreis Stadt­ge­schichte e.V./Gedenk- und Dokumen­ta­ti­ons­stätte KZ Drütte
Wehrstr. 29
38226 Salzgitter
Tel. 05341 44581
E‑Mail: info@gedenkstaette-salzgitter.de
Spenden­konto: Braun­schwei­gi­sche Landes­spar­kasse, IBAN: DE91 2505 0000 0151 6912 27

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