Spezielle Augen­blicke „Im Augen_Blick“

Diese Augen malte Thomas Stanovic und inspirierte damit die Galerie Geyso 20 zur Ausstellung „Im Augen_Blick“. Repro: Meyer
Diese Augen malte Thomas Stanovic und inspirierte damit die Galerie Geyso 20 zur Ausstellung „Im Augen_Blick“. Repro: Meyer

Die aktuelle Ausstel­lung der Kunst­ga­lerie der Lebens­hilfe Braun­schweig „Geyso20“ trägt den Namen „Im Augen_Blick“. Sie versam­melt Werke, die Porträts, Köpfe und Figuren zeigen, die vornehm­lich mit ihren Augen fesseln, den Besucher fixieren, ja geradezu bedrängen und ihn gefangen nehmen mit ihrer Inten­sität.

Der Betrachter fühlt sich beobachtet. Von überall blicken ihm Augen entgegen. Wütende Augen, gütige, fragende, böse, melan­cho­li­sche, hypno­ti­sie­rende, große, kleine, bunte. Blicke, die festhalten, den Besucher verfolgen bei seinem Rundgang durch die Galerie­räume. Ausge­stellt ist die besondere Kunst von Menschen mit geistiger Beein­träch­ti­gung. Sie wird inter­na­tional Outsider Art genannt.

„Thomas Stanovic hat sich vor einiger Zeit mit seinen Bildern bei uns beworben. Uns haben besonders die Augen der Porträ­tierten so beein­druckt, dass wir diese zum Leitthema für die Ausstel­lung gemacht haben“, erklärt Dr. Gerhild Kaselow, die Kuratorin der Ausstel­lung.

Seine Zeich­nungen stehen gleich am Anfang der Ausstel­lung, und die markanten Augen lassen verstehen, wieso sie Kaselow zum Thema der Ausstel­lung inspi­riert haben. Arbeiten von 16 verschie­denen Künstlern aus Deutsch­land, Belgien, Öster­reich, den USA und Austra­lien sind so zusammen gekommen, alle sind zum ersten Mal in Braun­schweig zu sehen. Ein gut funktio­nie­rendes Netzwerk an Galerien und Sammlern für Outsider Art hat dabei geholfen, die Ausstel­lung zu organi­sieren. Unter­stützt wird sie von der Richard Borek Stiftung.

So unter­schied­lich wie die Herkunft und die Hinter­gründe der Künstler und Künst­le­rinnen sind auch ihre Bilder. Da sind die farben­frohen Werke des Ameri­ka­ners Damian Michaels, denen man die Wahlheimat Austra­lien des Künstlers auf den ersten Blick ansieht. Eine perso­ni­fi­zierte Mutter Erde, die den Betrachter mit inten­sivem Blick mustert, die Muster und Symbole sorgfältig kompo­niert und angeordnet. Dagegen wirkt der „Tinten­klecks“ von Cristine Cambrea wie zufällig auf dem Papier gelandet. Umso überraschter ist man, wenn man beim näheren Hinsehen immer wieder neue Details entdeckt, ein Ohr, eine Nase, einen Mund, oder, wie könnte es anders sein: ein Auge.
Gerhild Kaselow erläutert: „Eine große Heraus­for­de­rung war die Hängung der Bilder. Jedes Werk soll den Raum bekommen, den es braucht, und gleich­zeitig muss der Erzähl­strang den Besucher anspre­chen und mitnehmen. Es sollte abwechs­lungs­reich sein, trotzdem zuein­ander passen.“ So hat gegenüber den themen­ge­benden, großfor­ma­tigen und graphi­schen Bildern Stanovics ein kleines, buntes Werk von August Walla seinen Platz gefunden, das diese passend kontras­tiert. Auf diese Leihgabe des Wupper­taler Sammlers Turhan Demirel ist Kaselow besonders stolz. „Eine Zeichnung des Künstlers, dessen Werke in der ganzen Welt hängen, hat seinen Weg nach Braun­schweig gefunden.“

Den Abschluss der Ausstel­lung bilden zwei Bilder von Dirk Geffers aus der Braun­schweiger Galerie. Aus blutleeren Toten­ge­sich­tern blicken die Augen so intensiv, dass man die Hand ausstre­cken möchte, um den Verstor­benen die Augen zu schließen. Sie lassen den Betrachter mit einem unbehag­li­chen Gänse­haut­ge­fühl zurück.

„Wir möchten mit dieser Ausstel­lung anderen Künstlern in Braun­schweig ein Forum bieten und haben uns bewusst entschlossen, dieses Mal nur wenige Werke unserer eigenen Künstler auszu­stellen“, erläutert Nina Roskamp, die Leiterin der Galerie Geyso20. Wer trotzdem neugierig ist auf die Arbeiten der Braun­schweiger Künstler, kann noch einen Rundgang durch das Atelier anschließen. Und natürlich blicken einen von der Ausstel­lungs­wand dort wieder unzählige Augen an.

„Ich möchte nicht im Augen­blick ersaufen“, schrieb einst Johann Wolfgang von Goethe. In dieser Ausstel­lung jedoch sollte der Besucher den großen Dichter ignorieren und träumen, sich fesseln lassen vom Augen­blick.

Öffnungs­zeiten
Montag bis Freitag 13 bis 17 Uhr

Ausstel­lungs­lauf­zeit
bis 8. Mai 2015

Ort
Galerie Geyso20
Geyso­straße 20, 1. OG
38106 Braun­schweig

Internet:
www.geyso20.de

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