Ein Jahrhun­derte altes Spektakel

Abfischen am Kreuzteich. Foto: Der Löwe
Abfischen am Kreuzteich. Foto: Der Löwe

Das Abfischen an den Riddags­häuser Teichen ist spannend wie eh und je.

Als ich das erste Mal beim Abfischen am Kreuz­teich war, ging ich noch nicht einmal zur Schule. Es ist mehr als ein halbes Jahrhun­dert her. Mit meinem Großvater habe ich damals einen Fußmarsch aus der Stadt über den Nußberg bis an die Riddags­häuser Teiche gemacht. Jahrzehnte später habe ich natürlich meinen Kindern, längst erwachsen, auch das Jahrhun­derte alte Spektakel mit großer Freude gezeigt. Und wieder Jahrzehnte später stehe ich nun erneut am Rand und schaue den Fischern bei ihrer Arbeit zu. All die Erinne­rungen kommen zurück. Wie schön.

Herbst­aus­flug in die Natur

In Kübeln werden die gefangenen Fische zum Transporter getragen. Foto: SBK / Andreas Greiner-Napp
In Kübeln werden die gefan­genen Fische zum Trans­porter getragen. Foto: SBK / Andreas Greiner-Napp

Einmal im Jahr also, jeweils Anfang Oktober, werden die Teiche trocken gelegt, um sie abzufi­schen. Tradi­tio­nell ist freitags der Auftakt, aber auch an diesem Samstag geht es von 8 Uhr an weiter. Die Fische werden wieder wild im flachen Wasser zappeln. Die Männer werden weiter in ihren wasser­dichten Gummi­hosen durch den Morast waten und das Netz immer enger ziehen. In der Ferne werden Kormorane und Reiher wegen des niedrigen Wasser­stands auf leichte Beute lauern. Riddags­hausen, der Kreuz­teich und das Abfischen stehen für ein gutes Stück Braun­schwei­gi­sche Identität. Das ist allemal einen Herbst­aus­flug in die Natur wert.

Die mit Keschern gefan­genen Fische werden in Kübeln zum Trans­porter gehievt. Dort werden sie in Behälter mit Wasser gekippt. Später kommen sie auf dem Fischgut in spezielle Hälter­an­lagen, in denen die Fische zum Verkauf stehen. Ein größerer Teil wird lebend verkauft an die Inter­es­sen­ge­mein­schaft Mittel­land­kanal, einem Zusam­men­schluss von Sport­fi­schern. Das Gros der gefan­genen Fische sind Karpfen, aber es gibt auch Barsche, Hechte, Aale und Schleien in den Riddags­häuser Teichen.

900 Jahre Fisch­zucht

Auf dem Transporter werden die Fische in spezielle Behälter gekippt. Foto: SBK / Andreas Greiner-Napp
Auf dem Trans­porter werden die Fische in spezielle Behälter gekippt. Foto: SBK / Andreas Greiner-Napp

Die Zister­zi­enser hatten die Teiche vor rund 900 Jahren zur Fisch­zucht angelegt. Sie hielten die Gewässer deswegen so flach, weil die Fische im wärmeren, niedri­geren Wasser besser gedeihen. Jedes Jahr aufs Neue ist es eine Überra­schung, wie schwer die Karpfen tatsäch­lich geworden sind. Im Frühjahr werden sie klein ausge­setzt. Über den Sommer versorgen sich die Fische selbst. „Es wird nichts dazu gefüttert, so hängt es auch von der Nahrung ab, die sie finden, wie sie sich entwi­ckeln“, berichtet Fisch­wirt­schafts­meister Klaus Lübbe. „Wenn man einen Teich abfischt, ist das wie eine Wunder­tüte“, sagt er.

Acht Teiche bewirt­schaftet

Gefangen werden überwiegend Karpfen. Foto: SBK / Andreas Greiner-Napp
Gefangen werden überwie­gend Karpfen. Foto: SBK / Andreas Greiner-Napp

Ursprüng­lich hatten die Mönche in dem ausge­klü­gelten Riddags­häuser System 28 Teiche mit Graben­ver­bin­dungen angelegt. Heute existieren noch elf Teiche. Zur Fisch­zucht genutzt werden noch acht, insbe­son­dere der Kreuz­teich, der Mittel­teich und der Neue Bleeks­teich. Der größte Riddags­häuser Teich, der Schapen­bruch­teich, wird dagegen nicht mehr bewirt­schaftet. Wie vor Jahrhun­derten wird vor dem Abfischen das Wasser über Schleusen abgelassen. Der Abfluss der Teiche erfolgt über den Fischer­graben, den Weddeler Graben und den Mönchs­teich­graben Richtung Westen zur Wabe.

Trocken­legen ist Natur­schutz

Ohne das regel­mä­ßige Trocken­legen wären die Teiche in ihrer Art nicht zu erhalten. Klaus Lübbe ist seit 1984 für das Abfischen verant­wort­lich. Er unterhält das Fischgut Riddags­hausen und betreibt damit auch Natur­schutz. Auf dem Gut befindet sich der Hofladen, in dem Fische frisch oder auch geräu­chert erhält­lich ist. Übrigens auch Forellen, gleich­wohl die nicht aus den Riddags­häuser Teichen stammen.

Kontakt:

Klaus Lübbe
Fischerweg 1
38104 Braun­schweig

Telefon: 0531/37 72 91
E‑Mail: info@fischzucht-luebbe.de

Verkaufs­zeiten:

  • montags bis samstags von 9 Uhr bis 12.30 Uhr und von 13.30 Uhr bis 18 Uhr
  • sonntags von 9 Uhr bis 12.30 Uhr.

Weitere Infos: www.fischereibetriebe-luebbe.de

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