Störfak­toren im Städti­schen Museum

„Mass Hysteria on A Planet“ von Rui Zhang. Foto: Städtisches Museum
„Mass Hysteria on A Planet“ von Rui Zhang. Foto: Städtisches Museum

Meister­schüler-Ausstel­lung der Hochschule für Bildende Künste Braun­schweig 2018 läuft bis zum 22. Juli im Haus am Löwenwall.

Moderne Kunst im altehr­wür­digen Städti­schen Museum: Zwischen die wertvollen, manchmal kuriosen Exponate aus vergan­genen Jahrhun­derten mischen sich plötzlich und unver­mit­telt zeitge­nös­si­sche Sicht­weisen. Ist das störend oder gar verstö­rend? In der Völker­kunde-Abteilung stellt Nils Peter seine beweg­liche Skulptur „Boris with Banana“ auf. Nico Pachelli begegnet dem Raum „Vielfalt der Malerei“ mit seinen Objekten aus trans­pa­rentem Klebeband, die er mit Perma­nent­marker beschriftet hat. Rui Zhang hängt seine 200 x 260 Zenti­meter große, bunt mit Sprüh­farbe gestal­tete Leinwand „Mass Hysteria on A Planet“ mitten zwischen sakrale Kunst.

Der Name der Ausstel­lung „Bitte (nicht) stören“ ist trefflich gewählt. Noch bis zum 22. Juli ist die Meister­schüler-Ausstel­lung der Hochschule für Bildende Künste Braun­schweig 2018 zu sehen. Spannend, wie das Publikum in dieser Zeit reagieren wird. Das Städti­sche Museum ist erstmals, aber nicht letztmals der Ausstel­lungsort. Denn beide Insti­tu­tionen haben vor, langfristig zusam­men­zu­ar­beiten. Vernet­zung heißt das Zauber­wort. Hochschul­prä­si­dentin Vanessa Ohlraun und Museums­di­rektor Peter Joch haben jeden­falls einen entspre­chenden Koope­ra­ti­ons­ver­trag unter­zeichnet. Dass sich das Museum als gern besuchter und exzel­lenter Ausstel­lungsort eignet, beweist erneut die noch bis zum 8. Juli laufende Ausstel­lung des inter­na­tional renom­mierten Braun­schweiger Malers Lienhard von Monkie­witsch.

„Spannende Kunst verändert Sicht­weisen, stört – zuweilen ironisch, zuweilen nachdenk­lich – einstu­dierte Wahrneh­mungs­raster. Unter diesem Vorzei­chen haben sich die Meister­schüler unserer Sammlung angenommen und sie um wunderbar kreative Störfak­toren berei­chert. Ich freue mich über die Störungen sehr. Sie veran­schau­li­chen, wie zeitge­nös­si­sche Kunst die Vergan­gen­heit kreativ in Dienst nehmen kann. Gleich­zeitig eröffnen sie eine neue Sicht­weise auf unsere vielfäl­tigen Sammlungen, die wahrlich einen zweiten Blick verdienen“, urteilt Museums­di­rektor Joch. Die Zusam­men­ar­beit mit den Meister­schü­lern sei produktiv, authen­tisch und sehr amüsant gewesen, lobt er die jungen Künstler, nicht nur ihrer Werker wegen.

Mit seiner vielfäl­tigen Sammlung stelle das Städti­sche Museum für die Meister­schüler einen inspi­rie­renden Kontext dar, meint HBK-Präsi­dentin Ohlraun, und wertet die Premiere als gelungen. „Es ist schön, zu sehen, wie großzügig unseren Studie­renden die Türen zu dieser einzig­ar­tigen Sammlung der Stadt geöffnet wurden und welche unerwar­teten Begeg­nungen sich zwischen der zeitge­nös­si­schen Kunst und den Objekten des Museums dadurch ergeben. Wir freuen uns sehr über die Gelegen­heit, in dieser Ausstel­lung mit den Bürge­rinnen und Bürgern dieser Stadt und ihrem reich­hal­tigen kultu­rellen Erbe in Dialog treten zu können“, ergänzt sie.

Für die sechs Meister­schüler sei die Ausstel­lung ein wichtiger Schritt in das profes­sio­nelle Künst­ler­leben. Neben Nico Pachali, Nils Peter und Rui Zhang stellen noch Matej Bosnić, Cora Wöllen­stein und Szu-Ying Hsu aus. Die Stiftung Braun­schwei­gi­scher Kultur­be­sitz fördert die Ausstel­lung.

Eine Kommis­sion regio­naler wie überre­gio­naler Kunst- und Kultur­ak­teure hatte die sechs Meister­schüler, die ihre Konzepte im Museum präsen­tieren können, unter vielen Bewerbern ausge­wählt. Jedes Jahr werden Studie­rende der Freien Kunst, die ihr Studium erfolg­reich mit einem Diplom­ab­schluss absol­viert haben, in das einjäh­rige Meister­schü­ler­stu­dium aufge­nommen, um mit einer Profes­sorin oder einem Professor ihrer Wahl ihre künst­le­ri­sche Praxis zu vertiefen. Es ist eine besondere Auszeich­nung, am Ende des zusätz­li­chen Studi­en­jahres an der Kunst­hoch­schule zur Meister­schü­lerin oder zum Meister­schüler ernannt zu werden.

 

Künst­ler­ge­spräche:

26. Juni, 19 Uhr: Nico Pachali,

28. Juni, 18 Uhr: Szu-Ying Hsu,

30. Juni, 15 Uhr: Cora Wöllen­stein,

1. Juli, 15 Uhr: Rui Zhang,

15. Juli, 15 Uhr: Nils Peter,

18. Juli, 19 Uhr: Matej Bosnić

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