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Wann waren denn die Gallier hier?

Der Runenstein. Foto: Der Löwe
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Braunschweigs skurrile Ecken und andere Merkwürdigkeiten, Folge 46: Der Hinkelstein am Löwenwall.

Was ist das eigentlich für ein seltsames Gebilde auf dem Grünstreifen hinter dem Städtischen Museum am Löwenwall? Ein Hinkelstein der Gallier?

Betrachtet man diesen Stein etwas genauer, erkennt man seltsame Zeichen darauf, die diesen launigen Gedanken schon fast zur Erklärung werden lässt. Aber nein, natürlich nicht. Wie käme denn ein Menhir, wie die richtige Bezeichnung lautet, aus der Bretagne nach Braunschweig?

Dieser Runenstein wurde 1908 durch den Stadtgeometer Paul Kahle bearbeitet. Es handelt sich um einen roten Granit-Findling, der anschließend, am 14. April 1909, auf Veranlassung Kahles auf dem Platz aufgestellt wurde. Den Granitblock hatte man in der Tongrube der Ziegelei an der Broitzemer Straße gefunden.  Die eingeschlagenen Runen, Schriftzeichen der Germanen, zeigen auf der Seite zum Städtischen Museum eine alte, überlieferte Schrift.

Auf der Ostseite steht der Name des Stifters, also P. Kahle, auf der Westseite dann in Abkürzungen die Namen der Direktoren der Ziegelei, die den Stein zur Verfügung stellten. Das waren Robert Kükenthal und Karl Seyferth. Die Südseite, die zum Löwenwall zeigt, enthält die Schriftzeichen für die Widmung des Steines, also „Runen“.

Man entdeckte schon in mittelalterlichen Handschriften diese seltsamen Zeichen und bemühte sich um eine Deutung. Noch im 16. Jahrhundert glaubte Johan Magnus, dass die Zeichen aus biblischer Zeit stammen, womöglich noch vor der Sintflut. Im Laufe der Jahrhunderte gelang es durch einige Paralleldrucke von Runenzeichen und althochdeutschen Texten die Entschlüsselung der germanischen Runenschrift.

Heute ist die Runologie ein Teilgebiet der Germanistik und der Skandinavistik.

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