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Thomas Ostwald (links) und Christoph Nissen im Gerstäcker-Museum. Foto: Peter Sierigk
Thomas Ostwald (links) und Christoph Nissen im Gerstäcker-Museum. Foto: Peter Sierigk

Gerstä­cker-Gesell­schaft wandelt das Original-Gesamt­werk des 1872 in Braun­schweig verstor­benen Schrift­stel­lers mit spezi­eller Software von der alten Fraktur- in die heute gebräuch­liche Antiqua-Schrift um.

Das ist ein wahrlich ehrgei­ziges Ziel: Zum 200. Geburtstag des Schrift­stel­lers Friedrich Gerstä­cker soll sein 44 Bände umfas­sendes Original- Gesamt­werk neu veröf­fent­licht werden. Dieses Ziel haben sich Gerstä­cker-Biograph Thomas Ostwald, die Gerstä­cker-Gesell­schaft und das Gerstä­cker-Museum gesteckt. Initiator Ostwald will damit eine seriöse Basis für die künftige Gerstä­cker-Forschung legen. „Mit diesem Projekt schaffen wir der Wissen­schaft quasi das passende Handwerks­zeug“, sagt er. Die Kopien des Original-Gesamt­werks stammen aus der Univer­si­täts­bi­blio­thek Hamburg.

Gerstä­cker war am 10. Mai 1816 in Hamburg geboren worden. Er starb nach einem aufre­genden Leben mit vielen abenteu­er­li­chen Reisen im Alter von 56 Jahren mitten in Vorbe­rei­tungen zu einer weiteren Reise nach Indien in Braun­schweig. Gerstä­cker schrieb vor dem Hinter­grund seiner Erleb­nisse vor allem spannende Abenteu­er­ro­mane. Die Stadt Braun­schweig stiftete 1947 mit dem Friedrich-Gerstä­cker-Preis den ältesten deutschen Jugend­buch­preis. 1979 wurde in Braun­schweig die Friedrich-Gerstä­cker-Gesell­schaft gegründet. Sie betreibt auch seit 1982 in der Wolfen­büt­teler Straße 56 das Museum.

Die akribi­sche Aufar­bei­tung sei vor allem deshalb notwendig, weil es eine Vielzahl überar­bei­teter Bücher von Gerstä­cker auf dem Markt, vor allem im Internet, gibt, die von den unter­schied­li­chen, heraus­ge­benden Verlagen verändert wurden. „Dort wurden Zitate verfälscht oder Kapitel verkürzt“, versi­chert Thomas Ostwald. Er ist dankbar dafür, dass er mit Christoph Nissen einen Mitar­beiter für die Erarbei­tung einer korrekten Gesamt­aus­gabe aus unter­schied­li­chen Quellen finan­zieren kann.

„Wir können das Projekt nur finan­zieren und Herrn Nissen beschäf­tigen, weil uns die Richard Borek Stiftung, die Stiftung Braun­schwei­gi­scher Kultur­be­sitz und die Agentur für Arbeit unter­stützen. Dafür bedanken wir uns sehr herzlich“, erklärt Thomas Ostwald. Von 2013 bis 2014 stand Teil I des Projekts auf dem Programm. Alle Bücher wurden einer Vergleichs­le­sung unter­zogen. Teil II ist in 2015 angelaufen. Dabei geht es um die Umwand­lung der Schrift der alten Bücher (Fraktur) in die heutige gebräuch­liche Antiqua mittels eines spezi­ellen Software­pro­gramms. „Damit ist es natürlich noch nicht getan. Alles muss wegen der neuen Recht­schrei­bung weiter redigiert werden“, erläutert Ostwald.

Er lobt dabei die gewis­sen­hafte Arbeit von Christoph Nissen. Der 61-jährige ist als schwer­be­hin­derter Langzeit­ar­beits­loser zunächst über ein Praktikum des Bildungs­werks der Nieder­säch­si­schen Wirtschaft zum Gerstä­cker-Museum gekommen und ist jetzt zum zweiten Mal mit einem Zeitver­trag ausge­stattet. Als eBooks sind seit Kurzem bereits der populäre Roman „Die Fluss­pi­raten des Missis­sippi“ und die ersten schrift­li­chen Zeugnisse Gerstä­ckers, die Brief­samm­lung „Mein lieber Herren­freund“, bei Amazon in der Origi­nal­fas­sung als Eigen­pu­bli­ka­tionen des Verlags der Gerstä­cker-Gesell­schaft erschienen.

Das Gerstä­cker Museum

Öffnungs­zeiten: Montag bis Freitag von 15–18 Uhr, sonntags (nicht an Feier­tagen) 10–13 Uhr.

Eintritt frei! Für Gruppen ab 5 Personen gibt es Sonder­füh­rungen auch außerhalb der normalen Öffnungs­zeit. Der Preis dafür richtet sich nach der Perso­nen­an­zahl, beträgt aber mindes­tens 25,– €.

Kontakt: Infote­lefon 0531 – 35 40 92 64, Geschäfts­stelle 0531 – 35 01 89

Anschrift: Friedrich-Gerstä­cker Gesell­schaft e.V., Am Uhlen­busch 17, 38108 Braun­schweig

Weitere Infor­ma­tionen: http://www.gerstaecker-museum.de/

Artikel: https://www.der-loewe.info/?s=gerst%C3%A4cker&x=14&y=13

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