Neues Museum für das „Wunder von Lengede“

Blick in die Ausstellung. Foto: LIO Design

Die Braun­schweiger Agentur LIO Design gestal­tete in Zusam­men­ar­beit mit der Gemeinde Lengede und dem Institut für Braun­schwei­gi­sche Regio­nal­ge­schichte eine attrak­tive, zeitge­mäße und empathi­sche Ausstel­lung.

Am 24. Oktober 1963 ertönte ein mächtiges Donner­grollen auf dem Bergwerks­ge­lände Lengede-Broistedt. Fast 500.000 Kubik­meter Schlamm und Wasser fluteten den Schacht „Mathilde“, weil der Klärteich am Förder­turm gebrochen war. 129 Bergleute befanden sich zu diesem Zeitpunkt unter Tage. 79 Kumpel konnten sich schnell retten, sieben Bergleute gelangten am nächsten Tag ins Freie. Am 1. November konnten drei weitere Vermisste aus einer Luftblase gerettet werden. Die Rettung von weiteren elf Einge­schlos­senen am 7. November, 14 Tage nach dem Einbruch, ging als das „Wunder von Lengede“ in die Geschichte ein. Aber auch 29 Bergleute verloren auf tragische Weise damals ihr Leben.

Blick in den Raum der Medien. Foto Lio Design

Am authen­ti­schen Ort

Vor allem diese drama­ti­schen Ereig­nisse wurden in dem neuen Museum „Das Wunder von Lengede“ zeitgemäß, attraktiv und empathisch aufge­ar­beitet. Verant­wort­lich dafür zeichnet die Braun­schweiger Agentur LIO Design in Zusam­men­ar­beit mit der Gemeinde Lengede und dem Institut für Braun­schwei­gi­sche Regio­nal­ge­schichte. Das neue Museum ist im ehema­ligen Verwal­tungs­ge­bäude der Grube Lengede an einem authen­ti­schen Ort unter­ge­bracht. Es ersetzt die bisherige, beschei­dene Dauer­aus­stel­lung im Keller des Rathauses Lengede. Das Land Nieder­sachsen förderte das aufwän­dige Vorhaben der Gemeinde im Landkreis Peine mit mehr als 600.000 Euro.

„Mit der Errich­tung des Museums bewahren wir die Erinne­rung des histo­risch weltweit bedeut­samen Ereig­nisses. Geschichte braucht Erinne­rung, daher ist es besonders wichtig, das Gedenken an die verschüt­teten Bergleute und das ‚Wunder‘, aber auch die Bergbau­tra­di­tion an sich, die in der Gemeinde Lengede tief verwur­zelt ist, aufrecht zu erhalten“, sagte Lengedes Bürger­meis­terin Maren Wegener anläss­lich der Übergabe der Förder­be­schei­ni­gung. So findet sich die Bergbau-Ära von 1824 bis 1979 in der Präsen­ta­tion wieder. Darin wird das spannende Bild von der Arbeit unter Tage gezeichnet.

Rettungs­kräfte bei der Arbeit 1963. Foto: Gemeinde Lengede

29 erloschene Gruben­lampen

Entstanden ist ein attrak­tiver Erinne­rungsort, der das Gruben­un­glück anschau­lich dokumen­tiert. Zu sehen sind viele Objekte rund um das Unglück und die spekta­ku­läre Rettung vor nunmehr 60 Jahren. Exponate, Augen­zeu­gen­be­richte, Origi­nal­töne und Fernseh­auf­nahmen sowie Fotogra­fien lassen die zwei drama­ti­schen Wochen der nerven­auf­rei­benden Rettungs­ak­tion überaus eindrucks­voll nachemp­finden. Unter anderem erinnern 29 erloschene Gruben­lampen an jene, die das Unglück nicht überlebten. Viele, der an der Rettung Betei­ligten, waren selbst Bergleute. Sie und alle anderen freiwil­ligen Helfer in Lengede, haben der Solida­rität 1963 ein beein­dru­ckendes Denkmal gesetzt.

Außer­ge­wöhn­li­ches Medien­in­ter­esse

Die seiner­zeit außer­ge­wöhn­liche Medien­in­ter­esse wird in einem eigen­stän­digen Raum darge­stellt. Erstmals überhaupt wurde in Deutsch­land quasi rund um die Uhr live von einer Katastrophe berichtet. Das Drama in Lengede verfolgte die ganze Welt.  Sogar auf den Philip­pinen war in den Zeitungen von dem Gruben­un­glück zu lesen. „Unten sind da noch elf, oben ist“, wie die Londoner Tages­zei­tung „Daily Mirror“ angesichts der öffent­li­chen Anteil­nahme formu­lierte, „die ganze Welt“.

Presse­kon­fe­renz in Lengede 1963. Foto: Gemeinde Lengede

Der Braun­schweiger Histo­riker Gerd Biegel und Maren Wegener eröff­neten das Museum. Anwesend war auch Adolf Herbst, der letzte noch lebende Überle­bende des Gruben­un­glücks. Er saß seiner­zeit in 56 Meter Tiefe gemeinsam mit zehn weiteren Kumpel dem Tode geweiht fest. Eigent­lich war seine Schicht beendet gewesen, aber er machte Überstunden. Tragisch, denn am nächsten Wochen­ende wollte er sich eigent­lich verloben, statt­dessen musste er zwei Wochen lang um sein Überleben bangen.

Am Verwal­tungs­ge­bäude der Grube war bereits eine Toten­liste ausge­hängt worden. Unter den dort stehenden Namen befand sich eben auch der von Adolf Herbst. Niemand rechnete noch mit der Rettung Lebender. Aber während eines Gottes­dienstes erfuhr auch der damals junge Vikar Karl-Heinz Schnell davon, dass es doch noch Überle­bende gab. Sie hatten in einem sogenannten „Alten Mann“, einem längst ausge­beu­teten Schacht, der etwas höher gelegen hatte, genug Luft zum Atmen gehabt. Eine letzte Rettungs­boh­rung hatte sie schließ­lich doch noch erreicht: „Das Wunder von Lengede“. Auch Karl-Heinz Schnell war als zweiter Zeitzeuge zur Eröffnung des neuen, wahrlich beein­dru­ckenden Museums gekommen.

Blick in den Raum zur Bergbau-Tradition. Foto: LIO Design

Kontakt:
Museum „Das Wunder von Lengede“
Erzring 2
38268 Lengede
Telefon: 05344 89­0
E‑Mail: info@lengede.de

Öffnungs­zeiten:
Montag bis Freitag: 9 – 18 Uhr, an Wochen­enden nach Verein­ba­rung

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