Stelen infor­mieren über das Wichtigste

Informationstafeln vor dem Kaiserdom in Königslutter. Foto: der Löwe

Hinweis­ta­feln am Kaiserdom in Königs­lutter zur Bauge­schichte, zum Frauenort und zur Trans­ro­ma­nica.

Der Kaiserdom Königs­lutter zählt zu den bedeu­tendsten Bauwerken der Romanik in Deutsch­land. Das Bauwerk ist Teil der europäi­schen Kultur­route Trans­ro­ma­nica, die das gemein­same kultu­relle Erbe der Romanik über neun Länder hinweg verbindet. Für Besucher stehen jetzt drei attraktiv gestal­tete Stelen, auf denen das Wichtigste zu der von Kaiser Lothar III. von Süpplin­gen­burg (1075–1137) und Ehefrau Richenza (ca. 1087–1141) gestif­teten Kirche zu erfahren ist.

„Konzi­piert worden sind die Tafeln noch in Corona­zeiten, um den vorm verschlos­senen Löwen­portal Stehenden einen grund­sätz­li­chen Einblick zu verschaffen. Und so funktio­nieren sie auch jetzt außerhalb der Öffnungs­zeiten) oder während der Sonder­ver­an­stal­tungen, zu denen der Innenraum für Touristen unzugäng­lich bleibt“, erläutert Katharina Beichler, die für die Stiftung Braun­schwei­gi­scher Kultur­be­sitz für die wissen­schaft­liche Beratung und das Kultur­ma­nage­ment am Kaiserdom zuständig ist.

Themen der Stelen sind Bauge­schichte, Frauenort und Trans­ro­ma­nica. Foto: Der Löwe

In zeitlos schwarzem Design, das sich neben den kalkfar­benen histo­ri­schen Mauern dezent zurück­nimmt, klären die Infor­ma­ti­ons­ta­feln die Besucher auf Deutsch und Englisch über die besondere Bedeutung des Kaiser­doms auf. Feder­füh­rend in der Entwick­lung der Stelen war der inzwi­schen in Ruhestand getretene Norbert Funke. Er hat alle wichtigen Fakten rund um den Dom für die Allge­mein­heit leicht verständ­lich formu­liert. „Die Stelen fungieren auch als Hinweis­geber beim Betreten des Kaiser­doms“, meint Katharina Beichler

Italie­ni­sche Bildhauer

Stele 1 infor­miert über die Entste­hungs­ge­schichte des Kaiser­doms: 1135 gründeten Kaiser Lothar III. und Kaiserin Richenza ein Benedik­ti­ner­kloster und legten den Grund­stein für die heute bestehende Kirche. […] Zur Zeit seiner Erbauung war er eines der größten Bauwerke in Norddeutsch­land. Der Kaiserdom ist aus Kalksteinen errichtet, die aus einem nahe gelegenen Stein­bruch stammen. […] Das Löwen­portal, der Jagdfries an der Haupt­apsis und die Kapitelle im Kreuzgang wurden von italie­ni­schen Bildhauern geschaffen. Ihr Meister, Nicolaus, war einer der berühm­testen Bildhauer seiner Zeit und hat auch in seiner Heimat bedeu­tende Werke hinter­lassen, etwa an den Domen in Piacenza, Ferrara und Verona. […] Der gesamte Innenraum ist mit farben­präch­tigen Wandma­le­reien geschmückt, die größten­teils Ende des 19. Jahrhun­derts entstanden sind.

Außer­ge­wöhn­lich mächtige Frau

Stele 2 stellt den Kaiserdom als Frauenort vor und hebt ihn als Richenzas Grablege und als Wirkort einer schaf­fens­kräf­tigen und außer­ge­wöhn­lich mächtigen Frau im Mittel­alter hervor. Sie war consors regni (lat.: Regie­rungs-Teilha­berin) und wirkte als solche an der Seite des Kaisers und nach dessen Tod für die Konti­nuität der Dynastie: Richenza, um 1088 geboren, stammte aus vermö­gendem sächsi­schen Hochadel. Ihre Mutter war die Brunonin Gertrud von Braun­schweig, ihr Vater war Heinrich der Fette von Northeim. […] Richenza prägte in der ersten Hälfte des 12. Jahrhun­derts die Reichs­ge­schichte wie keine zweite Frau. Die Herrschafts­zeit von Lothar und Richenza wurde als Friedens­zeit wahrge­nommen. Richenza starb am 10. Juni 1141 und wurde an der Seite ihres Ehemanns im Kaiserdom beigesetzt. Frauen­orte Nieder­sachsen ist eine Initia­tive des Landes­frau­en­rates Nieder­sachsen e. V., die Leben und Wirken bedeu­tender histo­ri­scher Frauen­per­sön­lich­keiten lebendig werden lässt […].

Kultur­route des Europa­rats

Stele 3 macht schließ­lich auf die würdige Bedeutung des Bauwerks innerhalb der Romanik in Europa aufmerksam und weist ihn als Wegmarke auf der Karte der Trans­ro­ma­nica aus, der Kultur­route des Europa­rats: Trans­ro­ma­nica verbindet das gemein­same kultu­relle Erbe der Romanik über neun europäi­sche Länder hinweg: von Portugal, Spanien, Frank­reich, Deutsch­land, Italien, Öster­reich und die Slowakei bis nach Serbien und Rumänien. [Sie] steht […] für die funda­men­talen Prinzi­pien des Europa­rats: Menschen­rechte, kultu­relle Demokratie, kultu­relle Vielfalt und Identität, Dialog, gegen­sei­tiger Austausch und Berei­che­rung über Grenzen und Jahrhun­derte hinweg.

Die Romanik war die erste große Stilepoche des Mittel­al­ters. Um Besuchern die heraus­ra­gende Archi­tektur und die besondere Geschichte der ehema­ligen Abtei­kirche St. Peter und Paul detail­liert erklären zu können, ist der neue Begleiter durch den Kaiserdom Königs­lutter erschienen:

Begleiter durch den Kaiserdom Königs­lutter
Norbert H. Funke
Fotogra­fien von Peter Eberts
Hrsg. Stiftung Braun­schwei­gi­scher Kultur­be­sitz
Verlag Schnell & Steiner
122 Seiten, zahlreiche Abbil­dungen
10 Euro

Kontakt:
Kaiserdom Königs­lutter
Vor dem Kaiserdom 5
38154 Königs­lutter am Elm

Telefon: 05353 912202
E‑Mail: kaiserdom@koenigslutter.de
Internet: www.koenigslutter-kaiserdom.de

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