Zeitge­nös­si­sche Ausein­an­der­set­zung mit Stobwasser

Tablett, „Schloss Ballenstedt im Harz“. Foto Richard Borek Stiftung
Tablett, „Schloss Ballenstedt im Harz“. Foto Richard Borek Stiftung

Am 13. November startet die Vortrags­reihe „Stobwasser – ganz schön gelackt“ im Städti­schen Museum.

Eine in Koope­ra­tion von Städti­schem Museum Braun­schweig, HBK Braun­schweig und Richard Borek Stiftung veran­stal­tete Vortrags­reihe „Stobwasser – ganz schön gelackt“ startet am 13. November und findet wöchent­lich an vier aufein­an­der­fol­genden Donners­tagen im Städti­schen Museum Braun­schweig statt.

In den Vorträgen werden Aspekte der Produk­tion Stobwas­sers mit der Gegenwart verknüpft und aus kurato­ri­scher, ökono­mi­scher, histo­ri­scher und kunst­wis­sen­schaft­li­cher Perspek­tive beleuchtet. Der Eintritt ist jeweils frei.

Schnupftabakdose, „Der zärtliche Jäger“. Foto Richard Borek Stiftung
Schnupf­ta­bak­dose, „Der zärtliche Jäger“. Foto Richard Borek Stiftung

Die Reihe ist mit dem Projekt­se­minar der HBK „Ich war eine Dose – zeitge­nös­si­sche Ausein­an­der­set­zungen mit der Braun­schweiger Lackwa­ren­ma­nu­faktur Stobwasser“ von Jakob Zimmer­mann, Lehrbe­auf­tragter an der HBK Braun­schweig, verknüpft. Zum Ende des Sommer­se­mes­ters 2026 wird eine Ausstel­lung im Städti­schen Museum den Abschluss bilden. Gezeigt werden dann Kunst­werke, die von den Studenten der HBK angefer­tigt wurden.

Luxus made in Braun­schweig

Luxus­güter im eigenen Land herzu­stellen und damit von Importen unabhängig zu sein, war der Traum eines jeden Fürsten im 18. Jahrhun­dert. Der reform­freu­dige Herzog Carl I. (1713–1780) bemühte sich eifrig darum, in seinem Herrschafts­ge­biet Manufak­turen blühen zu lassen. Die populärste Manufaktur jener Tage in Braun­schweig war das Lackwa­ren­un­ter­nehmen Stobwasser. 

Dem innova­tiven Firmen­gründer Johann Heinrich Stobwasser (1740–1829) war es gelungen, einen aus Bernstein und verschie­denen Kopal­harzen bestehenden, hochwer­tigen Lack herzu­stellen, der hitze­be­ständig und wasser­fest war. Die Lackwa­ren­ma­nu­faktur Stobwasser wurde 1763 in Braun­schweig gegründet. Dank innova­tiver Produk­tions- und Marke­ting­stra­te­gien entwi­ckelte sie sich zum Markt­führer.

Schnupftabakdose, „Johann Wolfgang von Goethe“. Foto Richard Borek Stiftung
Schnupf­ta­bak­dose, „Johann Wolfgang von Goethe“. Foto Richard Borek Stiftung

Das Programm

Aus verschie­denen Perspek­tiven beleuchten die Vorträge Stobwas­sers Erfolgs­re­zept und spiegeln es in die heutige Zeit:

13. November (18 Uhr): „Kunst­ge­schichte im Alltag – Popula­ri­sie­rung kunst­his­to­ri­scher Bilder von Johann Heinrich Stobwasser bis zum Museums­shop“.
Mirja Beck (Goethe-Univer­sität, Frankfurt a. M.). Modera­tion: Jakob Zimmer­mann.

Die Referentin beschäf­tigt sich mit der Frage, wie sich in der Historie die Verbrei­tung von Repro­duk­tionen entwi­ckelte. Sie geht dabei insbe­son­dere auf bemalte und bedruckte Alltags­ob­jekte ein, die gleich­zeitig bilden und ästhe­ti­schen Genuss bereiten sollten. Sie schlägt einen Bogen von den Lackbil­dern der Firma Stobwasser über die ersten fotome­cha­ni­schen Kunst­re­pro­duk­tionen und Sammel­bilder bis hin zu Verkaufs- und Geschenk­ar­ti­keln gegen­wär­tiger Museums­shops.

20. November (18 Uhr): „Glänzende Waren: Lackdosen, Porzellan und Corallen. Manufak­tur­grün­dungen unter Herzog Carl I. (1713 – 1780)“.
Dr. Christian Lechelt (Museum Schloss Fürsten­berg). Modera­tion: Dr. Lars Berg.

Ob Porzellan, Perlen­mo­saike, Fayence, Spiegel oder Lackwaren – in vielen Bereichen versuchten sich eifrige Hofbeamte und risiko­freu­digen Entre­pre­neurs. Der Vortrag beleuchtet den zeitge­schicht­li­chen und wirtschafts­po­li­ti­schen Kontext dieser Manufak­tur­grün­dungen und stellt die Vielfalt braun­schwei­gi­scher Luxus­waren vor.

27. November (18 Uhr): „Radical Curating. Oder was heißt zeitge­nös­sisch?“.
Prof. Dr. Annett Löseke (HBK Braun­schweig). Modera­tion: Prof. Wolfgang Ellen­rieder.

„Radical Curating“ ist eine spezielle Form der Kuration, die sich nicht damit begnügt, Kunst auszu­stellen, sondern die Kunst und ihre Präsen­ta­tion kritisch hinter­fragt.

4. Dezember (19 Uhr): „Von Louis XIV. zu Louis Vuitton – übernimmt die Luxus­in­dus­trie die Kunst­märkte?“.
Prof. Dr. Dirk Boll (Christie´s, London). Modera­tion: Dr. Nicole Brüderle-Krug.

Die Verbin­dung zwischen dem Sonnen­könig Louis XIV. und der Marke Louis Vuitton ist rein histo­ri­scher Natur. Louis Vuitton (1821–1892) stellte mit seinem 1854 gegrün­deten Unter­nehmen Koffer und Reise­ge­päck her. Heute ist die Louis Vuitton Malletier SAS der Inbegriff eines Luxus­wa­ren­pro­du­zenten, die wohl auch Louis XIV. gefallen hätten.

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