Ein Leucht­turm im Marken­meer

Autor Christian Lechelt während der Präsentation im Herzog Anton Ulrich-Museum. Foto: Andreas Greiner-Napp
Autor Christian Lechelt während der Präsentation im Herzog Anton Ulrich-Museum. Foto: Andreas Greiner-Napp

Band III der Reihe „Die Porzel­lan­ma­nu­faktur Fürsten­berg“ beschäf­tigt sich mit allen spannenden Höhen und Tiefen aus der Zeit von der Priva­ti­sie­rung 1859 bis zur überaus zuver­sicht­lich stimmenden Gegenwart.

Mit dem dritten Band „Von der Priva­ti­sie­rung der Manufaktur 1859 bis zur Gegenwart“  ist der letzte Teil zum Themen­kom­plex „Die Porzel­lan­ma­nu­faktur Fürsten­berg“ in der Publi­ka­ti­ons­reihe „Braun­schwei­gi­sches Kunst­hand­werk” erschienen. Das 460 Seiten umfas­sende, wertig und klar gestal­tete Werk wurde im Herzog Anton Ulrich-Museum gebührend präsen­tiert. Schließ­lich besitzt das gerade neu eröffnete Museum mit 1400 Teilen eine der größten Fürsten­berg-Sammlungen überhaupt. 650 Teile sind aktuell in der Ausstel­lung „Angewandte Kunst & Skulp­turen“ im zweiten Oberge­schoss zu sehen.

Während sich die Bände I und II von Beatrix Freifrau von Wolff Metter­nich und Manfred Meinz mit der herzog­liche Epoche Fürsten­bergs beschäf­tigen, beginnt Teilband III von Christian Lechelt mit der Priva­ti­sie­rung der Manufaktur 1859. Aufge­ar­beitet werden die Gründung der Aktien­ge­sell­schaft 1888, die Entwick­lung zur 100-prozen­tigen Tochter der Nord LB 1966, der Aufbau moderner Produk­ti­ons­stätten 1993 bis zur Gegenwart, die mit spannenden Koope­ra­tionen wie mit korea­ni­schen Keramik­meister Kap-Sun Hwang, dem italie­ni­schen Designer Carlo Dal Bianco oder Lifesty­le­marke SIEGER und diversen Design-Awards positiv in die Zukunft blicken lässt.

Damit ist erstmals eine vollstän­dige Geschichte Fürsten­bergs vorgelegt worden. Die Porzel­lan­ma­nu­faktur war 1747 von Herzog Carl I. als eine der frühesten Porzel­lan­ma­nu­fak­turen Europas gegründet worden. Sie zählt vor allem zu den ganz wenigen, die seit ihrer Gründung ohne Unter­bre­chung in Betrieb ist. Deswegen wurde Fürsten­berg 2012 vom Verlag Deutsche Standards EDITIONEN als „Marke des Jahrhun­derts – Leucht­türme im Marken­meer“ im Adlon in Berlin ausge­zeichnet. Die Darstel­lung der privat­wirt­schaft­li­chen Epoche zeigt, wie es der Manufaktur gelang, sich in den wechsel­haften Zeitläuften der Moderne zu behaupten. Autor Christian Lechelt, zugleich Leiter des aktuell in Renovie­rung befind­li­chen Fürsten­berg-Museums beschreibt die Fähigkeit des Unter­neh­mens zur Wandlung bei gleich­zeitig bewusster Tradi­ti­ons­pflege bis heute. Dadurch sei Fürsten­berg ein leben­diges Kulturgut des Landes Nieder­sachsen geblieben. In seinem Vortrag ging er auf große Existenz­krisen Krisen und große Erfolge ein.

Lechelt wies darauf hin, dass die Basis von Fürsten­berg stets die Tradition sei. So sei beispiels­weise das im Geist des Bauhaus-Stils von Wilhelm Wagenfeld 1934 entwor­fene „Service 639“ noch heute im Programm. Für sein Design erhielt die Form Wagenfeld bereits auf der Weltaus­stel­lung in Paris 1937 die goldene Medaille. 1958 stattete Fürsten­berg den deutschen Pavillon auf der Weltaus­stel­lung in Brüssel aus. Porzellan aus Fürsten­berg galt als Luxusgut und hat sich bis heute als Luxus­marke in der Hotel­lerie behauptet. Der Autor bezeich­nete die „Wirtschafts­wunder-Jahre“ als die erfolg­reichste Epoche der Porzel­lan­ma­nu­faktur. Und Lechelt berich­tete von der histo­ri­schen Zäsur in den 2000er Jahren, als Porzellan nicht mehr zu den bürger­li­chen Status­sym­bolen zählte. Die Marke Fürsten­berg überlebte mit neuen anspruchs­vollen Konzepten, zeitge­mäßen Designs und ist unver­än­dert auf Augenhöhe mit Hutschen­reu­ther oder Rosenthal.

Heraus­geber der Publi­ka­ti­ons­reihe „Braun­schwei­gi­sches Kunst­hand­werk” sind die Braun­schwei­gi­sche Stiftung, die Richard Borek Stiftung und die Stiftung Braun­schwei­gi­scher Kultur­be­sitz. Die Werke stellen das bedeu­tende kunst­hand­werk­liche Erbe der Stadt und des alten Landes Braun­schweig in den Fokus. Die drei Stiftungen verbinden mit diesem Projekt die Zielset­zung, im Sinne der Identität sowie des Stadt- und Regions­mar­ke­tings der Fachwelt und weiten Bevöl­ke­rungs­kreisen maßgeb­liche Tradi­ti­ons­li­nien nahezu­bringen, die zum Teil bis in die Gegenwart reichen und fortbe­stehen.

Neben der Fürsten­berg-Trilogie sind „Braun­schwei­gi­sche Münzen und Medaillen – 1000 Jahre Münzkunst und Geschichte in Stadt und Land Braun­schweig“ von Wolfgang Leschhorn und „Stobwasser – Lackkunst aus Braun­schweig & Berlin“ Band I und II von Detlev Richter erschienen.

Die zu Band III konzi­pierte Wander­aus­stel­lung „Begeh­bares Buch“ ist in der Braun­schwei­gi­schen Landes­spar­kasse, Dankward­straße 1, vom 7. Dezember 2016 bis zum 3. Januar 2017 zu sehen. Die Ausstel­lung wird in einem manns­hohen Buch präsen­tiert. Die „Buchseiten“ sind dabei Vitrinen und zeigen eine hochka­rä­tige Auswahl kostbarer Origi­nal­stücke und rarer Porzel­lan­ob­jekte aus der Sammlung des Museums Schloss Fürsten­berg. Das Museum Schloss Fürsten­berg selbst wird nach umfas­sender Renovie­rung am 5. März 2017 wieder für die Öffent­lich­keit geöffnet.

Fakten

„Die Porzel­lan­ma­nu­faktur Fürsten­berg – Von der Priva­ti­sie­rung der Manufaktur 1859 bis zur Gegenwart“.

Autor: Christian Lechelt, Verlag: Appelhans Verlag, Design: LIO-Design

Band III, insgesamt 420 Seiten

ISBN 978–3‑944939–23‑0

Buchhan­dels­preis: 98 Euro

Band I + II + III, insgesamt 940 Seiten, Gesamt­kom­pen­dium

im exklu­siven Schuber mit Porzel­lan­pla­kette „Schloss Fürsten­berg“

ISBN 978–3‑944939–24‑7

Buchhan­dels­preis: 169 Euro

 

Weitere Infor­ma­tionen: www.braunschweigisches-kunsthandwerk.de

Fotos

Das könnte Sie auch interessieren

  • Eine Brücke vom 18. ins 21. Jahrhun­dert

    Eine Brücke vom 18. ins 21. Jahrhun­dert

    Porzel­lan­mu­seum Schloss Fürsten­berg wird nach umfang­rei­cher Sanierung mit moderner Präsen­ta­tion am 5. März wieder für das Publikum eröffnet. Nach rund 18-monatiger Umbauzeit öffnet das „neue“ Museum Schloss Fürsten­berg am Sonntag, 5. März, wieder seine Tore für den Publi­kums­ver­kehr. Rund fünf Millionen Euro wurden in die Sanierung der histo­ri­schen Anlage und in die neuge­stal­tete Porzel­lan­aus­stel­lung inves­tiert. Weiterlesen

  • Voller Tatkraft: Richard Borek wird 80

    Voller Tatkraft: Richard Borek wird 80

    Stadt Braunschweig richtet für ihren Ehrenbürger einen Geburtstagsempfang in der Dornse des Altstadtrathauses aus. Weiterlesen

  • Filmfes­tival Braun­schweig 2025: Ein Blick hinter die Kulissen

    Filmfes­tival Braun­schweig 2025: Ein Blick hinter die Kulissen

    Von Glücksgefühlen, Geheimniskrämerei und dem Eröffnungskonzert als „Leuchtturm, der strahlt“: Zwischen den Festivals und vor dem Jubiläum – ein Gespräch mit den Leiterinnen des Braunschweig International Film Festival über kommende Highlights und  das unermüdliche Engagement für Braunschweigs Filmszene. Weiterlesen