Dokumente der Verän­de­rung

Die vom Militär geprägte Landschaft an der ehemaligen deutsch-deutschen Grenze. Foto: Braunschweigische Landschaft/Andreas Greiner-Napp
Die vom Militär geprägte Landschaft an der ehemaligen deutsch-deutschen Grenze. Foto: Braunschweigische Landschaft/Andreas Greiner-Napp

Foto-Sammlung der Braun­schwei­gi­schen Landschaft über landwirt­schaft­liche und indus­tri­elle Eingriffe in die Natur des ländli­chen Raums wird vom 9. September an in Helmstedt gezeigt.

Die Foto-Ausstel­lung „Kultur­land­schaften” der Braun­schwei­gi­schen Landschaft verdeut­licht, wie sich die Natur durch indus­triell bearbei­tete Landschaft verändert hat und immer weiter verändern wird. Bilder mit dem Fokus auf Helmstedt werden vom 9. September bis zum 22. Oktober im Zonen­grenz-Museum und im Kreishaus 1 zu sehen sein. Gezeigt werden rund 80 Arbeiten. Die Vernis­sage findet im Rahmen der Helmstedter Kultur­nacht mit einer Einfüh­rung der Kuratorin Ulrike Lahmann um 16 Uhr und anschlie­ßendem Musik­pro­gramm statt.

Die Ausstel­lung ist auf Anregung und in enger Zusam­men­ar­beit mit der Leiterin des  Helmstedter Kreis­mu­seen, Marita Sterly, entstanden. Sie hatte die Idee mitent­wi­ckelt, die Präsen­ta­tion in Bezug zu den Helmstedter Motiven der Fotografen Michael Ewen und Ernst Wagner zu setzen. „Wir freuen wir uns über die Einladung des Landkreises Helmstedt, der ja eine unserer Mitglieds­kom­munen ist“, sagt Anna Lamprecht von der Braun­schwei­gi­schen Landschaft. Die Sammlung ist unver­än­dert Eigentum der Braun­schwei­gi­schen Landschaft und wird im Stadt­ar­chiv der Stadt Braun­schweig aufbe­wahrt. Sie steht auf Anfrage für Ausstel­lungen zur Verfügung.

Die Fotos stammen größten­teils aus den 1990er Jahren. Aber die Sammlung umfasst auch Bilder aus den 1970er Jahren sowie histo­ri­sche Quellen und einige Luftauf­nahmen. „Das Augenmerk liegt auf außer­städ­ti­schen Landschaften. Sie werden seit Jahrhun­derten von landwirt­schaft­li­chen und indus­tri­ellen Eingriffen geprägt. Der Titel Kultur­land­schaften´ trägt dem Rechnung. Die Verän­de­rungen sollten dokumen­tiert werden“, erklärt Kuratorin Ulrike Lahmann.

Auf Anregung der Braun­schwei­gi­schen Landschaft waren Anfang der 1990er Jahre Fotogra­finnen und Fotografen einge­laden worden, Arbeiten einzu­rei­chen, die die ländli­chen Gebiete der Region in ihrer typischen Charak­te­ristik darstellen sollten. „Stadt­auf­nahmen waren nicht gefragt. Davon gibt es hinrei­chend“, erinnert sich Ulrike Lahmann, seiner­zeit Leiterin des Museum für Photo­gra­phie, in dessen Räumen die Sammlung 1991 erstmals gezeigt wurde.

„Kultur­land­schaften“ erinnert mit künst­le­ri­schen Fotogra­fien als histo­ri­sche Quellen an Typisches, das die Braun­schwei­gi­sche Landschaft als histo­risch gewach­sene Einheit kennzeichnet. Neben den charak­te­ris­ti­schen Agrar­land­schaften und Ansichten der stahl­ver­ar­bei­tenden Großkon­zerne werden Handwerks­be­rufe und Tätig­keits­felder vorge­stellt, die heute, gut 20 Jahre nach der Zusam­men­stel­lung der Sammlung, bereits teilweise nicht mehr prakti­ziert werden.

In Helmstedt werden Fotos von Uwe Brodmann, Jutta Brüdern, Andreas Greiner-Napp, Heinrich Heiders­berger, Heinrich Riebesehl, Cem Alexander Sünter, Klaus Wefering­haus, Ommo Wille, Crista Zeißig sowie von den Gästen Michael Ewen und Ernst Wagner ausge­stellt. Nicht alle Bilder zeigen Helmstedter Gebiet. Beispiels­weise steht das Foto „Frieden“ (1972) von Heinrich Heiders­berger symbol­haft für die drasti­schen Eingriffe in die Landschaft.

Die in der Sammlung jüngsten Aufnahmen stammen von Andreas Greiner-Napp. Sie  sind farbig und betrachten in zeitge­nös­si­scher Bildsprache die vom Militär geprägte ehemalige deutsch-deutsche Grenz­re­gion. „Auf dem Foto sind einer­seits militä­ri­sche Reste und anderer­seits quadra­ti­sche Formen von Kondens­streifen am Himmel zu sehen. Mir war wichtig, zu zeigen, dass der Einfluss des Menschen deutlich über den auf unsere Landschaften hinaus­geht“, sagt Kuratorin Ulrike Lahmann. Es ist seit fast 20 Jahren wieder das erste erworbene Foto für die Sammlung. Sie umfasst  insgesamt rund 200 Fotoar­beiten, die auf archiv­festem Papier vorliegen.

Die Braun­schwei­gi­sche Landschaft ist mit ihrer Sammlung auch Teil des überge­ord­neten Projekts „Das regionale Gedächtnis – Fotografie im Braun­schweiger Land“ des Museums für Photo­gra­phie. Dort sind Aufnahmen von 54 Fotografen gebündelt. Daneben werden auch die fotogra­fi­schen Nachlässe von Käthe Buchler und Hans Steffens bewahrt. „Das regionale Gedächtnis“ wird gefördert von der Stiftung Braun­schwei­gi­scher Kultur­be­sitz und der Richard Borek Stiftung.

Die  Sammlungs­be­stände sind unter http://dasregionalegedaechtnis.de/ einsehbar.

Kontakt:
Kreishaus 1 und Zonen­grenz-Museum Helmstedt, Südertor 6, 38350 Helmstedt, Telefon: 05351 1211133.

Öffnungs­zeiten Zonen­grenz-Museum
Dienstag und Freitag 15 – 17 Uhr, Mittwoch 10 – 12 Uhr und 15 – 17 Uhr, Do. 15 – 18.30 Uhr, Samstag und Sonntag 10 – 17 Uhr.

Öffnungs­zeit Kreishaus 1
Montag bis Freitag 9 – 12 Uhr, Mittwoch 14 – 15.30 Uhr,. Samstag und Sonntag 15 – 17 Uhr.

Fotos

 

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