Jugend forscht auf der Höhe der Zeit

Die Jury stellte den jungen Forschern Fragen zu ihren Versuchen. Foto: Die Braunschweigische Stiftung / Andreas Greiner-Napp
Die Jury stellte den jungen Forschern Fragen zu ihren Versuchen. Foto: Die Braunschweigische Stiftung / Andreas Greiner-Napp

Plastik, Glyphosat, E‑Shishas, Wikipedia – Schüle­rinnen und Schüler suchen beim Regio­nal­wett­be­werb in Braun­schweig nach Lösungen für die Fragen der Zeit.

Können Mikro­or­ga­nismen Kunst­stoff abbauen? Hält ein natür­li­cher Kleber ohne belas­tende Chemi­ka­lien schwere Lasten? Schädigt Glyphosat nicht nur die mensch­liche Gesund­heit, sondern auch den Nährstoff­kreis­lauf im Boden? Wie gefähr­lich sind E‑Shishas? Wie vertrau­ens­würdig ist Wikipedia? Die Teilnehmer am Regio­nal­wett­be­werb „Jugend forscht“ (15 bis 21 Jahre) und „Schüler experi­men­tieren“ (bis 14 Jahre) in Braun­schweig haben sich spannenden, aktuellen  Gesell­schafts­fragen gestellt und teilweise hochka­rä­tige Arbeiten abgelie­fert. Die Sieger sind unter www.die-braunschweigische.de aufge­listet.

„Die Teilneh­me­rinnen und Teilnehmer haben sich verstärkt mit den Themen Umwelt, Ernährung und Gesund­heit beschäf­tigt. In vielen Fällen hat die öffent­liche Diskus­sion die Impulse für die Versuche gesetzt. Einer­seits ist das sicher den vielfäl­tigen neuen Infor­ma­ti­ons­quellen im Internet geschuldet, anderer­seits zeigt es aber auch, dass in den Schulen die aktuellen Themen immer mehr in den Unter­richt integriert werden. Den Trend hin zu den existen­zi­ellen Fragen des 21. Jahrhun­derts haben wir bereits beim Wettbe­werb im vergan­genen Jahr beobachtet. Er hat sich weiter verstärkt“, erklärte Wettbe­werbs­lei­terin Marianne Zimmer­mann (Ricarda-Huch-Schule), die das Amt mit diesem 30. Wettbe­werb an Petra Aust (Gaußschule) übergab.

Der Regio­nal­wett­be­werb wird von der Braun­schwei­gi­schen Stiftung in Koope­ra­tion mit der Braun­schwei­gi­schen Landes­spar­kasse organi­siert. Die Sparkasse, von 1989 bis 2015 selbst Paten­in­sti­tu­tion des Wettbe­werbs, stellt dabei die Infra­struktur und den Ort für die Veran­stal­tung zur Verfügung. „Vor dem Hinter­grund der Vielfalt, des Poten­tials und der hohen Bedeutung des Forschungs­stand­ortes Braun­schweig für Gesell­schaft und Wirtschaft möchte es die Braun­schwei­gi­sche Stiftung engagierten, kreativen und innova­tiven Schüle­rinnen und Schülern ermög­li­chen, ihre Ideen umzusetzen und einem fairen Wettbe­werb auszu­setzen. Sie schaffen damit für sich die Basis für ihre weitere persön­liche und beruf­liche Entwick­lung“, sagte Christoph Schulz, stell­ver­tre­tender Vorstands­vor­sit­zender der Braun­schwei­gi­schen Stiftung zur Motiva­tion der Ausrich­tung von Jugend forscht in Braun­schweig.

An dem  Regio­nal­wett­be­werb nahmen 112 Teilnehmer aus 21 Schulen und einem Unter­nehmen teil. Die Besten von ihnen haben sich für den Landes­wett­be­werb Nieder­sachsen quali­fi­ziert und dort die Möglich­keit, ein Ticket für den Bundes­wett­be­werb zu lösen. Insgesamt wurden 68 Projekte vorge­stellt, 33 davon im Rahmen von „Schüler experi­men­tieren“. Die Teilnehmer kamen aus Peine, Göttingen, Holzminden, Braun­schweig, Wolfen­büttel, Gifhorn, Salzgitter und Wolfsburg. Die 31-köpfige Jury wählte die Gewinner aus den Bereichen Arbeits­welt, Biologie, Chemie, Geo- und Raumwis­sen­schaften sowie Physik und Technik aus.

Wettbe­werbs­lei­terin Marianne Zimmer­mann lobte den Einsatz der Projekt­be­treuer an den Schulen. „Sie sind der Dreh- und Angel­punkt für die Betei­li­gung der jewei­ligen Schulen und die Qualität der einge­reichten Arbeiten. Wenn sie es schaffen, bei den Schüle­rinnen und Schülern das Feuer zu entfachen, und die Projekte intensiv begleiten, dann erhalten wir Qualität. Darum geht es bei diesem Wettbe­werb in erster Linie, nicht um die Quantität“, sagte sie. Einige Arbeiten in diesem Jahr hätten bereits wissen­schaft­li­ches Niveau erreicht. Erstmals konnten Schüle­rinnen und Schüler, deren Projekte noch nicht Präsen­ta­ti­ons­reife erreicht hatten, sich als Gäste über den Wettbe­werb infor­mieren, um zu erfahren, was sie noch an ihren Arbeiten verbes­sern müssen, um am 31. Wettbe­werb teilnehmen zu können.

Nicht vollends zufrieden war die Wettbe­werbs­lei­terin mit dem Verhältnis von Jungen und Mädchen. Insgesamt waren 69 Jungen und 43 Mädchen am Start, wobei sich das Verhältnis mit zuneh­mendem Alter der Teilnehmer zulasten der Mädchen verschlech­terte. „Wir wollen unbedingt erreichen, dass sich mehr Mädchen für die sogenannten MINT-Fächer, also Mathe­matik, Infor­matik, Natur­wis­sen­schaft und Technik, begeis­tern. Beim bundes­weiten Workshop wurde das besonders  thema­ti­siert. Wir setzen auf die Projekt­be­treuer, dass sie die Mädchen zur Teilnahme verstärkt ermutigen und motivieren. Jugend forscht ist ein toller Wettbe­werb. Er ist so ähnlich wie bei den Olympi­schen Spielen: Dabeisein ist alles und schon ein großer Erfolg!“, sagte Marianne Zimmer­mann.

Nun zur Beant­wor­tung der Fragen: Ja, Mikro­or­ga­nismen können bestimmte Formen von Plastik zersetzen und eine Alter­na­tive zur Müllent­sor­gung sein (Ana Katharina de Arce Stöver/17, Stiftung Landschul­heim Solling Holzminden). Ja, natür­li­cher Kleber aus Fichten-Baumharz und in Kuhmilch vorhan­denem Kasein kann 40 Kilogramm Sand auf einer Fläche von 1cm² auf Holz halten (Niklas Bengel/16,  Gymnasium Fallers­leben). Ja, E‑Shishas haben nach Tests mit Bakterien, Bäcker­hefe und Wasser­flöhen toxische Wirkung und damit schäd­li­chen Einfluss auf Lebewesen. Nein, Wikipedia ist im Allge­meinen keine glaub­wür­dige Quelle, da der eigene Grundsatz der Beleg­pflicht nicht konse­quent einge­halten wird und auch nur wenige Fehler gefunden und korri­giert werden (Sonja Braband/17, Neue Oberschule Braun­schweig). Sie hatte gewis­ser­maßen „under­cover“ Fehler einge­schleust.

Jugend forscht ist der größte europäi­sche Jugend­wett­be­werb in den Bereichen Natur­wis­sen­schaften und Technik. Der Regio­nal­wett­be­werb in Braun­schweig ist einer der wertigsten in Deutsch­land. Die Landes­wett­be­werbe Nieder­sachsen finden vom 5. bis 7. April in Oldenburg (Schüler experi­men­tieren) bezie­hungs­weise vom 12. bis 15. März in Clausthal-Zeller­feld (Jugend forscht) statt.

Mehr Infor­ma­tionen unter:

www.die-braunschweigische.de

www.jugend-forscht.de

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