Wetter­ballon fliegt auf Platz eins

Bei „Jugend forscht“ wurden die Preis­träger für Südost­nie­der­sachsen ermittelt. 13 Projekte sind für den Landes­ent­scheid quali­fi­ziert.

Daniel Düsen­trieb, der spleenige Erfinder aus Walt Disneys lustigen Taschen­bü­chern, hätte seine helle Freude gehabt: Mehr als 100 Schüle­rinnen und Schüler präsen­tierten während der 28. Auflage des Regio­nal­wett­be­werbs von „Jugend forscht“ für Südost­nie­der­sachsen in den Räumen Braun­schwei­gi­schen Landes­spar­kasse ihre Ideen. 13 Projekte quali­fi­zierten sich für den weiter­füh­renden Landes­ent­scheid. Eine 33-köpfige Experten-Jury wählte die Gewinner aus den sieben Bereichen Arbeits­welt, Biologie, Chemie, Geo- und Raumwis­sen­schaften, Mathematik/Informatik sowie Physik und Technik aus.

Die Teilneh­me­rinnen und Teilnehmer präsen­tierten ihre teilweise über Monate entwi­ckelten Ideen mit Feuer­eifer und verblüfften mit ihrer Kompetenz manch ein Jury-Mitglied. „Engagierte Schüle­rinnen und Schüler werden in ihrem Interesse für die MINT-Fächer gestärkt. Dank des Engage­ments der Braun­schwei­gi­schen Stiftung kann der Wettbe­werb gezielt Akzente setzen“, ist sich Dr. Nico Kock, Stell­ver­tre­tender Geschäfts­führer der Stiftung Jugend forscht, sicher. Die sogenannten MINT-Fächern sind Mathe­matik, Infor­matik, Natur­wis­sen­schaften und Technik.

Dirk Bielen­berg, Lehrer am Wilhelm Gymnasium Braun­schweig, hob am Rande der Veran­stal­tung die besondere Stellung des Wettbe­werbs heraus. „Schüle­rinnen und Schüler, die einen Preis bei ‘Jugend forscht‘ gewinnen, können das auch im Alter von 40 Jahren noch in ihre Bewerbung schreiben und werden davon profi­tieren“, meinte er. „Jugend forscht“ löse Begeis­te­rung bei den Teilneh­mern aus, die für ihre Leistungen Anerken­nung von den Mitschü­lern ernteten, wie das in dem Alter sonst nur gute Sportler oder Musiker schafften. Mit seinen Schülern erreichte er einen ersten und zwei zweite Plätze. Florian Samel und Max Schröder (beide 14) gewannen für ihre Ideen zu Bahnüber­gangs­si­che­rung.

Im Wettbe­werb „Schüler experi­men­tieren“ (bis 14 Jahre) wurden 34 und im Wettbe­werb „Jugend forscht“ (15–21 Jahre) 25 Projekte vorge­stellt. Die Teilnehmer aus 22 Schulen und zwei Univer­si­täten kamen aus Goslar, Göttingen, Holzminden, Braun­schweig, Wolfen­büttel, Gifhorn, Harz, Salzgitter und Wolfsburg. „Die Projekte hatten erneut ein sehr hohes Niveau. Es ist bemer­kens­wert, wie selbst­be­wusst und kompetent die Schüle­rinnen und Schüler ihre Projekte vor der Jury präsen­tieren. Sie werden im Verlauf der Projekt­ent­wick­lung selbst zu Experten“, lobte Wettbe­werbs­leiter Andreas Bölter den Forscher­geist der Teilneh­me­rinnen und Teilnehmer.

Zu den angespro­chenen Experten zählten unbedingt Lennart Bütefisch und Justus von Harten (beide 10 Jahre alt). Im Fachge­biet Geo-und Raumwis­sen­schaften waren sie der „Höhen­formel“ auf der Spur, die besagt, dass die Tempe­ratur pro 100 m Höhen­un­ter­schied um 0,65 Grad Celsius sinkt. „Wir haben so ein Experi­ment mit einem Wetter­ballon in einem YouTube-Video gesehen und wollten das selbst auspro­bieren“, erzählen sie. Ihr Lehrer an der Heinrich-Albertz-Schule in Salzgitter, Matthias Rehse, unter­stützte das Vorhaben. Es wurde ein komplexer entwi­ckelt, bei dem ein selbst­ge­bauter und mit Helium befüllter Ballon in die Höhe stieg. Dafür gab es Platz 1 und die Quali­fi­ka­tion für den Landes­ent­scheid.

Alle Teilnehmer aus der Jury sind sich darin einig, dass die Motiva­tion der Schüle­rinnen und Schüler durch engagierte Lehrer das A und O für eine Teilnahme sind. An manchen Schulen haben „Jugend forscht“ und „Schüler experi­men­tieren“ einen sehr hohen Stellen­wert. Etwa am Christian-von-Dohm Gymnasium in Goslar, berichten Alexander Riebau (16), Annan­thusan Manoharan (17) und Maren Wagner (17), gibt es eine allwö­chent­lich statt­fin­dende „Jugend forscht“-AG, bei der diverse Lehrer den Schüle­rinnen und Schülern in verschie­denen wissen­schaft­li­chen Diszi­plinen vorbild­lich zur Seite stehen. Die Drei stellten im Bereich „Arbeits­welt“ eine selbst­aus­rich­tende Sprink­ler­an­lage vor. Ihr Modell soll sich mit Hilfe von Wärme­sen­soren, einem Servo­motor und einer Pumpe nur auf den Brandherd konzen­trieren und löschen, ohne gleich den ganzen Raum zu durch­nässen. Auch für dieses Projekt hieß es am Ende: weiter zum Landes­ent­scheid.

Die Braun­schwei­gi­sche Landes­spar­kasse übernimmt seit 25 Jahren die Paten­schaft für den Regio­nal­wett­be­werb. In diesem Jahr ist erstmals die Braun­schwei­gi­schen Stiftung als starker Partner mit an Bord. „Anknüp­fend an die hohe Bedeutung des Forschungs­stand­ortes Braun­schweig möchten wir mit dem Wettbe­werb helfen, wissen­schaft­liche Inhalte zu vermit­teln und für einen nachhal­tigen Transfer in die Praxis zu sorgen“, begründet Julius von Ingelheim, Vorstands­mit­glied der Braun­schwei­gi­schen Stiftung, das neue Engage­ment.

„Jugend forscht“ gilt als der größte europäi­sche Jugend­wett­be­werb in den Bereichen Natur­wis­sen­schaften und Technik. Der Wettbe­werb in Südost­nie­der­sachsen ist dabei der größte Regio­nal­wett­be­werb Deutsch­lands. Die Landes­wett­be­werbe Nieder­sachsen finden vom 10. bis 12. März in Oldenburg („Schüler experi­men­tieren“) bezie­hungs­weise vom 14. bis 16. März in Clausthal-Zeller­feld („Jugend forscht“) statt. Der finale Bundes­wett­be­werb wird in Paderborn vom 26. bis 29. Mai veran­staltet.

„Jugend forscht“ wird seit 1965 ausge­tragen. Henri Nannen, damaliger Chefre­dak­teur des Magazins „Stern“, legte den Grund­stein dafür. Er rief damals zu einem Wettbe­werb mit dem Titel „Wir suchen die Forscher von morgen!“ auf. Daraus entwi­ckelte sich „Jugend forscht“ kam aus den USA. Dort hatten „Science Fairs“ bereits eine lange Tradition: Bei den im Stil von Messen organi­sierten Wettbe­werben stellten junge Menschen ihre Forschungs­pro­jekte und Erfin­dungen neben einer fachkun­digen Jury auch der breiten Öffent­lich­keit vor. Das entspricht dem Konzept von „Jugend forscht“.

Heute wird „Jugend forscht“ vom gemein­nüt­zigen Verein „Stiftung Jugend forscht e.V.“ auch unter Betei­li­gung der Bundes­re­gie­rung getragen. Die Geschäfts­stelle von „Jugend forscht“ in Hamburg wird vom Bundes­mi­nis­te­rium für Bildung und Forschung finan­ziert. Seit 1977 ist der jeweils amtie­rende Bundes­prä­si­dent Schirm­herr. Insgesamt haben sich in den fünf Jahrzehnten bundes­weit mehr als 235.000 Nachwuchs­wis­sen­schaftler an den Wettbe­werben „Jugend forscht“ und „Schüler experi­men­tieren“ beteiligt. Bundes­weit haben sich für die diesjäh­rige Runde 12.058 Jugend­liche angemeldet.

Liste der Preis­träger als PDF

Mehr Infor­ma­tionen unter: www.jugend-forscht.de

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