Die Rettung der Kirche Üplingen, Teil II

Wetterfahne und Kugel der Kirche Üplingen wurden restauriert und neu vergoldet. Foto: Staatliches Baumanagement Braunschweig
Wetterfahne und Kugel der Kirche Üplingen wurden restauriert und neu vergoldet. Foto: Staatliches Baumanagement Braunschweig

Der falsche Putz auf den Natur­stein­mauern des barocken Baus in der Magde­burger Börde sorgte für drama­ti­sche Risse.

Mit der Restau­rie­rung der Kirche in Üplingen (Sachsen-Anhalt) hat die Stiftung Braun­schwei­gi­scher Kultur­be­sitz (SBK) in Zusam­men­ar­beit mit dem Staat­li­chen Bauma­nage­ment Braun­schweig seit 1994 ein Kleinod geschaffen, das bundes­weit Beachtung findet und insbe­son­dere wegen seiner spezi­ellen, achteckigen Form zu einem touris­ti­schen Anzie­hungs­punkt geworden ist. Nicht selten wird dort in beson­derem Ambiente gehei­ratet. Aktuell abgeschlossen wurden die Fassa­den­sa­nie­rung und die Repara­turen von Wetter­fahne und Turmhaube. Die SBK inves­tierte als Eigen­tü­merin der histo­ri­schen Bausub­stanz weitere rund 150.000 Euro.

„Ende der 1990er Jahre war die Fassade zunächst leider nicht fachge­recht saniert worden, so dass die erneuten Arbeiten notwendig wurden. Die Verwen­dung von zement­hal­tigem Putz auf dem Natur­stein­mau­er­werk führte zu erheb­li­chen Rissen, die ausge­mauert werden mussten“, schildert Verena Mocha vom Staat­li­chen Bauma­nage­ment Braun­schweig das Kernpro­blem, das es zu lösen galt. Die Schie­fer­einde­ckung der Turmhaube wurde darüber hinaus unter Verwen­dung vieler alter Platten wieder herge­stellt und die Wetter­fahne mit Ausnahme des Innen­teils komplett erneuert. Sie drohte wegen starken Rostbe­falls umzukni­cken. Aufge­ar­beitet wurde zudem auch die Metall­kugel darunter. Wetter­fahne und Kugel wurden frisch vergoldet.

In ihr fanden sich unter anderem zwei Schreiben. Eines handge­schrieben aus dem Jahr 1966 von Handwer­kern des Volks­ei­genen Guts (VEG) der DDR, die während der Zeit der deutschen Trennung wenigs­tens einmal Hand angelegt hatten an den barocken Bau. Das andere ist ein von Mitar­bei­tern des Staats­hoch­bau­amtes Braun­schweig I geschrie­bener Computer-Ausdruck aus 1997. Darin heißt es: „Der Zustand der Kirche zum jetzigen Zeitpunkt ist unzurei­chend, so dass keine Gottes­dienste möglich sind.“ Nach den jetzt abgeschlos­senen Arbeiten wurden die beiden Schreiben um ein drittes ergänzt, das für die Nachwelt die Geschichte der Kirche erläutert. Dazu wurden noch eine aktuelle Magde­burger Volks­stimme und eine 2‑Euro-Sonder­münze gelegt. Alles zusammen wurde wieder in der Kugel verstaut.

Nachdem die Kirche trotz der notdürf­tigen Reparatur Mitte der 1960er Jahre 40 Jahre lang nicht nutzbar gewesen war, wurde sie mit Mitteln der Braun­schweig-Stiftung umfang­reich saniert und im Oktober 2002 wieder einge­weiht. Sie dient seither als Kirche und Raum für Feste, Vorträge und musika­li­sche Darbie­tungen für bis zu 120 Personen.

Das, was auf dem gesamten Gelände des Kloster­guts Üplingen seit der Wieder­ver­ei­ni­gung entstanden ist, war 1990 nicht erwartbar. Aus den verfal­lenden Gebäuden wurde ein attrak­tives Ensemble mit dem sanierten Gutshaus als attrak­tivem Tagungs­zen­trum mit histo­ri­schem Ambiente im Zentrum. Von der Entwick­lung hat der kleine Ort enorm profi­tiert. Er ist zu einem attrak­tiven, börde­ty­pi­schen Dorf avanciert.

Ausgangs­punkt für diese Entwick­lung war die Rückkehr des Gutes zu seinen braun­schwei­gi­schen Wurzeln, ohne die es kaum eine Rettung gegeben hätte. Nach der Wieder­ver­ei­ni­gung ging es zunächst an die Treuhand und anschlie­ßend zurück an die Braun­schweig-Stiftung, einem Teilver­mögen der heutigen Stiftung Braun­schwei­gi­scher Kultur­be­sitz. Das Gut war 1818 in den Besitz der Herzog­lich Braun­schwei­gi­schen Kammer gekommen. 1934 wurde es samt Kirche der Braun­schweig-Stiftung übereignet.

1999 erwarb die Stiftungsgut Üplingen GbR den Gutshof, die ehema­ligen Landar­bei­ter­häuser sowie die Parkan­lagen. Von der SBK sind Brennerei und Ackerland gepachtet. Auf einer Fläche von rund 500 Hektar wird auf dem Stiftungsgut in der Magde­burger Börde weiterhin Landwirt­schaft betrieben.

Die Grund­stein­le­gung der Oktogon-Kirche war 1786 erfolgt. Zwei Jahre Später fand die Weihe als Kapelle des Ritter­guts statt. Bauherr war seiner­zeit der braun­schwei­gisch-lünebur­gi­sche Drost Georg Wilhelm Wahnschaffe. Er und seine Schwie­ger­tochter Henriette fanden jeweils ihre letzte Ruhestätte in der Gruft der Kirche. Der Zustand der Eichen­särge, die schon die DDR-Handwerker für gut befanden, hat sich seither übrigens nicht signi­fi­kant verschlech­tert.

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