Die späte Rettung

Stiftung Braun­schwei­gi­scher Kultur­be­sitz sichert die Konti­nuität in der mehrjäh­rigen Restau­rie­rung des Welfen­schlosses Blanken­burg.

Das Schloss Blanken­burg ist als größtes noch erhal­tenes Welfen­schloss unstrittig ein bedeu­tendes Kulturgut von weit überre­gio­nalem Rang. Dennoch war das Bauwerk am Rande des Harzes nach der Wieder­ver­ei­ni­gung lange Zeit einem drama­ti­schen Verfall ausge­setzt, stand 15 Jahre verlassen und leer. Vandalen zerstörten, was zu zerstören war. Erst seit dem Jahr 2005 konnte vom Verein Rettung Schloss Blanken­burg e.V. in kleinen Schritten mit der Sicherung der damals jämmer­li­chen Bausub­stanz begonnen werden. Mittler­weile geht es mit der Rettung des imposanten Denkmals für europäi­sche Welfen­ge­schichte konti­nu­ier­lich voran.

Einige Räume sind bereits wieder so herge­richtet, dass sie für Veran­stal­tungen wieder ein herrli­ches Ambiente bieten. Sogar heiraten können junge Paare dort und mit ihrer Gesell­schaft hochherr­schaft­lich feiern. Bis jetzt sind bereits mehrere Millionen Euro für die Restau­rie­rung ausge­geben worden. Viele weitere werden noch nötig sein. Dennoch wird bereits über ein perspek­ti­visch tragendes Nutzungs­kon­zept nachge­dacht.

Die Turbu­lenzen nach der Wieder­ver­ei­ni­gung taten dem Schloss mit einer Ersterwäh­nung im Jahr 1123 nicht gut. Es geriet gleich zweimal in Inves­to­ren­hände und wurde sträflich vernach­läs­sigt. Im Inneren wurden in dieser Zeit sogar bestens erhaltene Renais­sance-Kacheln mit einem Vorschlag­hammer traktiert. Und zeitgleich schei­terten die Versuche von Herzog Ernst August, Prinz von Hannover, Eigen­tums­an­sprüche erfolg­reich geltend zu machen. Seine Klage gegen das Land Sachsen-Anhalt wurde im Jahr 2000 endgültig vor dem Magde­burger Verwal­tungs­ge­richt abgewiesen. Der Nieder­gang des Schlosses ging unauf­hör­lich weiter.

Erst 2008 wurde die eigens vom Verein Rettung Schloss Blanken­burg e.V. gegrün­dete Schloss GmbH bei der Zwangs­ver­stei­ge­rung der Gebäude Eigen­tü­merin. Seither gibt es eine stabile recht­liche Basis, die die Restau­rie­rung nach Denkmal­schutz-Gesichts­punkten guten Gewissens ermög­licht. Gezahlt wurden 330.000 Euro, die das Land Sachsen-Anhalt ohne Bedin­gungen dem Verein zur Verfügung stellte.

Am Anfang des Vereins, vor zehn Jahren, war es nur eine kleine Gruppe geschichts­be­wusster und denkmal­in­ter­es­sierter Bürge­rinnen und Bürger aus Blanken­burg und Braun­schweig, die begannen für den Erhalt des Schlosses zu kämpfen. Heute hat der Verein schon mehr als 400 Mitglieder. Und sie begeis­terten andere für die Sache, werben Spenden und Dritt­mittel ein, koordi­nieren die Bauar­beiten vor Ort. An der Spitze stand und steht mit Prof. Dr. h.c. Gerd Biegel – mit einer zeitli­chen Unter­bre­chung – ein Braun­schweiger. Für seinen großar­tigen ehren­amt­li­chen Einsatz erhielt der Verein im vergan­genen Jahr den Deutschen Preis für Denkmal­schutz, der im Krönungs­saal des Aachener Rathauses verliehen wurde. Nicht zuletzt diese Auszeich­nung unter­streicht die nationale Dimension dieses Baudenk­mals.

„Der Preis gebührt allen, die mithelfen oder mitge­holfen haben, das Schloss vor der unwie­der­bring­li­chen Zerstö­rung und einem Ruinen-Dasein zu bewahren“, sagt Biegel. Für ihn ist Rettung von Schloss Blanken­burg ein Vorbild für heraus­ra­gendes Bürger­en­ga­ge­ment. In die Sanierung sind neben Eigen- auch Bundes- und Landes­mittel geflossen. Dazu kamen Förde­rungen von Stiftungen. Unter anderem engagiert sich die Stiftung Braun­schwei­gi­scher Kultur­be­sitz in überaus bedeu­tendem Maße. Sie ist es, die erfor­der­liche Konti­nuität des Sanie­rungs­fort­schritts verläss­lich sichert. Schließ­lich stellt Schloss Blanken­burg die sichtbare braun­schwei­gisch-welfische Klammer zwischen Sachsen-Anhalt und Nieder­sachsen dar.

Bis 1945 wurde das Schloss noch von der Braun­schweiger Linie bewohnt. Als die Stadt am 1. Juni zunächst an die Briten übergeben wurde, musste der Herzog von Braun­schweig seine Residenz räumen. Danach diente das Schloss als Unter­kunft für Flücht­linge. Während der DDR-Zeit befand sich in Schloss Blanken­burg zunächst ein Genesungs­heim, später eine Handels­schule. Der Betrieb wurde 1991 einge­stellt.

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