Frauen­ka­pelle Riddags­hausen erstrahlt in neuem Licht

Blick in die sanierte Frauenkapelle. Foto: Andreas Greiner-Napp
Blick in die sanierte Frauenkapelle. Foto: Andreas Greiner-Napp

Wegen eines falschen Farbsys­tems hatte sich über Jahrzehnte viel Feuch­tig­keit hinter dem Putz breit­ge­macht: Wände wurden trocken­ge­legt, Elektrik erneuert und klassisch-weißer Sumpfkalk aufge­bracht.

Letztlich war alles viel kompli­zierter als zunächst gedacht. Aber das Ergebnis kann sich mehr als sehen lassen. Die Frauen­ka­pelle Riddags­hausen wurde saniert und erstrahlt in neuem Licht. Es war dunkel in der Kirche, es roch modrig, man mochte sich nicht mehr so recht wohlfühlen in dem jahrhun­der­te­alten Gemäuer. Heute sind die Wände trocken gelegt, statt der drückenden Terra­kotta-Disper­si­ons­farbe gibt es dank klassisch-weißem Sumpfkalk ein freund­li­ches Ambiente. Die Wirkung ist verblüf­fend. Das Kleinod ist wieder angemessen herge­richtet für Gottes­dienste und Trauungen.

Fenster sind zugemauert

So sah es im Inneren der Frauenkapelle zuvor aus. Foto: Staatliches Baumanagement
So sah es im Inneren der Frauen­ka­pelle zuvor aus. Foto: Staat­li­ches Bauma­nage­ment

Die gotische Kapelle ist gegen Ende des 13. Jahrhun­derts entstanden und diente zur Seelsorge für Frauen und Fremde, die das durch Mauern abgegrenzte Kloster der Zister­zi­en­ser­mönche nicht betreten durften. Ursprüng­lich stand die Kirche frei neben dem früher errich­teten Torge­bäude. Erst im 15. Jahrhun­dert wurde durch einen zweige­schos­sigen Zwischenbau eine Verbin­dung zur Mauer des Torge­bäudes herge­stellt. Im 18. Jahrhun­dert wurde die Südseite der Kapelle durch ein Fachwerk­haus verstellt. Deswegen sind Fenster und Zugang auf der Seite zugemauert.

Der Braun­schweiger Herzog Julius (1528–1589), der am branden­bur­gi­schen Hof eine evange­li­sche Erziehung genossen hatte, setzte 1568 die Refor­ma­tion im Land durch und führte die luther­sche Lehre als Staats­re­li­gion im Herzogtum Braun­schweig ein. Seither wird die Frauen­ka­pelle wie die Kloster­kirche als evange­lisch-luthe­ri­sche Gemein­de­kirche für Riddags­hausen genutzt. Zuvor war die katho­li­sche Liturgie Alltag im Kloster.

Seit 2013 Eigentum der SBK

Im Jahr 1145 hatten Zister­zi­en­ser­mönche das Kloster gegründet. Unter Kaiser Otto IV., Sohn Heinrichs des Löwen, wurde die ursprüng­liche Kloster­kirche abgerissen und durch den bis heute erhal­tenen Bau ersetzt, der am 15. Juni 1275 geweiht wurde. Kloster­kirche und Frauen­ka­pelle wurden neben weiteren Grund­stü­cken und Gebäuden im Jahr 2013 der Stiftung Braun­schwei­gi­scher Kultur­be­sitz (SBK) überschrieben.

Unscheinbarer Eingang zur Frauenkapelle. Foto: Peter Sierigk
Unschein­barer Eingang zur Frauen­ka­pelle. Foto: Peter Sierigk

Aus dem ursprüng­li­chen Plan, das Innere der Frauen­ka­pelle einfach neu zu streichen, wurde nichts. Denn hinter der alten Farbe hatte sich so viel Feuch­tig­keit angesam­melt, dass selbst die unter Putz liegenden Leitungen korro­diert waren. Es mussten sämtliche Anstriche der Vergan­gen­heit und auch der Putz entfernt werden, bevor die Elektrik neu verlegt werden konnte. Bis auf eine Höhe von 1.50 Meter wurde Kalksa­nie­rungs­putz aufge­bracht, darüber ein Sumpf­kalk­an­strich.

Wände können wieder atmen

„Der Feuch­tig­keits­aus­tausch ist jetzt wieder gegeben. Die Wände können atmen“, erläutert Verena Mocha vom Staat­li­chen Bauma­nage­ment Braun­schweig. Alle Arbeiten wurden in Absprache mit dem Nieder­säch­si­schen Landesamt für Denkmal­pflege, der Riddags­häuser Kirchen­ge­meinde und der finan­zie­renden Stiftung Braun­schwei­gi­scher Kultur­be­sitz erledigt.

Vermutete histo­ris­ti­sche Ausma­lungen wurden nicht im großen Stil entdeckt. Lediglich an zwei Ecken wurden noch Rückstände entdeckt. Sie sind sichtbar geblieben. Abgerundet wurde die mehrmo­na­tige Sanierung durch neue Wand- und Decken­leuchten. „Das Ergebnis ist stimmig“, freut sich Verena Mocha und mit ihr alle „Frauen und Fremde“.

Pforte zur Frauenkapelle (links) mit Torhaus. Foto: Peter Sierigk
Pforte zur Frauen­ka­pelle (links) mit Torhaus. Foto: Peter Sierigk

Wissens­wertes zum Klostergut Riddags­hausen finden Sie außerdem in den unten­ste­henden Beiträgen:

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