Jahrhun­der­te­alte Sammlung aus aller Welt

Diorama mit dem letzten im Harz geschossenen Luchs. Foto: SNM
Diorama mit dem letzten im Harz geschossenen Luchs. Foto: SNM

Braun­schweigs Museen, Folge 8: Das Natur­his­to­ri­sche Museum glänzt mit seinen Attrak­tionen vom letzten Luchs aus dem Harz bis zum Elefan­ten­em­bryo aus Indien.

Am 17. März 1818 wurde der letzte Luchs im Harz erlegt. Dem Todes­schuss soll eine elftägige Jagd voraus­ge­gangen sein, an der rund 100 Treiber und 80 Jäger beteiligt gewesen sein sollen. Förster Speller­berg wurde dafür reich belohnt und erhielt sieben Jahre später als Auszeich­nung einen silbernen Pokal. 1893 wurde noch ein Gedenk­stein bei Lauten­thal errichtet, der an die Erlegung erinnert. Ausge­stopft liegt der Luchs heute im Natur­his­to­ri­schen Museum in Braun­schweig.

Beliebte Dioramen

Die Dioramen mit natür­li­chem Pflan­zen­ma­te­rial im Vorder­grund, einer Tierart und, wo es sich anbot, Hinter­grund­bilder mit Motiven aus der näheren oder weiteren Umgebung Braun­schweigs sind seit Jahrzehnten eine Attrak­tion vor allem für Kinder. Die abenteu­er­lich abgedun­kelten Gänge und beleuch­teten „Guckkästen“ machen das Erkunden der weitge­hend heimi­schen Natur zu einem außer­ge­wöhn­li­chen Erlebnis. Zu sehen sind unter anderem Rothirsch, Dachs, Kolkrabe, Elch, Wisent und Wolf. Viele der Dioramen sind bereits kurz nach dem Zweiten Weltkrieg entstanden und damit nun schon rund 70 Jahre alt.

Erstes öffent­li­ches Museum

Das Schaumagazin. Foto: SNM
Das Schau­ma­gazin. Foto: SNM

Die Sammlung selbst ist in Teilen schon mehr als 350 Jahre alt. Herzog Anton Ulrich hatte die Bestände seiner Vorfahren, die schon im 17. Jahrhun­dert ihre Sammel­lei­den­schaft entdeckt hatten, in einem Kunst- und Natura­li­en­ka­bi­nett 1753/54 zusam­men­ge­führt und jedermann zugäng­lich gemacht. Damit hatte er das erste öffent­liche Museum Deutsch­lands gegründet. Daraus gingen letztlich sowohl das Staat­liche Natur­his­to­ri­sche Museum als auch das Herzog Anton Ulrich-Museum hervor. Über mehrere räumlich weniger geeignete Stationen, darunter befand sich auch zeitweise das Residenz­schloss, bezog das aus der Natura­li­en­samm­lung entstan­dene Natur­his­to­ri­sche Museum 1937 das Backstein­ge­bäude an der Pockels­straße, wo es noch heute behei­matet ist.

Sonder­aus­stel­lungen in der Burg

Das Museum an der Pockelsstraße. Foto: SNM
Das Museum an der Pockels­straße. Foto: SNM

Mit der Erwei­te­rung und Moder­ni­sie­rung der Ausstel­lungs­flä­chen in den Jahren von 2012 bis 2015 hat das Museum deutlich an Attrak­ti­vität gewonnen. Entde­cker­saal, Schau­ma­gazin und Schatz­kammer machen die enorme Vielfalt deutlich. Immerhin wuchs die Ausstel­lungs­fläche um 260 auf heute 1600 Quadrat­meter. Dadurch können rund 500 Exponate mehr der Öffent­lich­keit präsen­tiert werden. Gezeigt wird jedoch immer noch nur ein Bruchteil der insgesamt 450.000 Objekte, von denen die meisten wohl auf Nimmer­wie­der­sehen in den Magazinen schlum­mern werden. Einiges kommt wenigs­tens in Sonder­aus­stel­lungen zu ungeahnten Ehren. Aktuell wird „Vielfalt zählt!“ bis zum 20. September gezeigt. Dabei geht es um das Thema „Biodi­ver­sität“.

Zurück zur Pockels­straße: Insgesamt wurden knapp zwei Millionen Euro inves­tiert. Etwa die Hälfte steuerten das Land Nieder­sachsen und die Europäi­sche Union bei. Die andere Hälfte trugen die Stiftung Braun­schwei­gi­scher Kultur­be­sitz (SBK), Richard Borek Stiftung, die Braun­schwei­gi­sche Landes­spar­kasse, die Öffent­liche Versi­che­rung, die Braun­schwei­gi­sche Stiftung und die Firma BBR Bahntechnik. Die Inves­ti­tion hat sich gelohnt. Wer länger nicht im Natur­his­to­ri­schen Museum war, dem sei ein Besuch ausdrück­lich empfohlen. Überra­schung garan­tiert!

Für Kinder und Jugend­liche

Die in vielen Teilen moder­ni­sierte Dauer­aus­stel­lung ist neben der Lebend­ab­tei­lung für Fische und Reptilien im Keller sowie den Dioramen im Erdge­schoss in verschie­dene, themen­be­zo­gene Säle geglie­dert. Unten im Entde­cker­saal lässt sich digital und auf spiele­ri­sche Art und Weise unter­schied­liche Themen zum Verhalten und Körperbau von Wildtieren entdecken. Der modern gestal­tete Ausstel­lungs­raum richtet sich vor allem an Kinder und Jugend­liche, die Themen wie „Tarnen und Täuschen“, Tierspuren, Tierlaute, Zähne und Gebisse inter­aktiv erfahren können.

Viel Platz für Dinos

Der Dinosauriersaal. Foto: SNM
Der Dinosau­ri­er­saal. Foto: SNM

Die größten Sammlungs­stücke werden im Lichtsaal präsen­tiert, darunter das Skelett einer Riesen­seekuh. Weitere Themen sind unter anderem Tiere der Eiszeit und die Evolution des Menschen. In einem weiteren Saal wird das Skelett eines Langhals- Dinosau­riers gezeigt, das Wissen­schaftler des Natur­his­to­ri­schen Museums auf abenteu­er­li­chen Expedi­tionen in der Republik Niger zwischen 2004 – 2008 entdeckt hatten. Er war seit mehr als 100 Jahren die erste neue Saurier-Art, die von deutschen Wissen­schaft­lern im Ausland entdeckt wurde. Neben diesem mit viel Liebe zum Detail einge­rich­teten Dino-Saal gibt es noch weitere spezielle Räume für Fossilien und Insekten.

Blick in die Schatz­kammer

Die Schatzkammer: Foto: Tobias Wille
Die Schatz­kammer: Foto: Tobias Wille

Besondere Beachtung verdienen Schau­ma­gazin und die Schatz­kammer, die beide sehr attraktiv gestaltet sind. Im Schau­ma­gazin werden mehr als 500 Präpa­raten gezeigt, die zuvor aus Platz­mangel in den Depots des Museums lagen. Infor­ma­tionen zu den gezeigten Tieren gibt es an zwei modernen Medien­sta­tionen mit großen Touch­screens. In der Schatz­kammer werden die Kostbar­keiten des Museums gezeigt, die lange im Tresor verborgen waren. Darunter befindet sich ein konser­vierter Embryo eines indischen Elefanten, ein präpa­rierter Kugel­fisch mit Holzaugen oder ein ausge­stopfter Färöer Kolkrabe, von dem es weltweit nur noch 14 Präparate gibt.

Kontakt:

Staat­li­ches Natur­his­to­ri­sches Museum Braun­schweig
Pockels­straße 10
38106 Braun­schweig

Telefon: 0531–1225-3000
E‑Mail: info.snhm@3landesmuseen.de
Internet: https://www.3landesmuseen.de/Staatliches-Naturhistorisches-Museum.322.0.html

Öffnungs­zeiten:

Di., Do. – So.: 9 – 17 Uhr, Mi 9 – 19 Uhr

Eintritts­preise:

Erwach­sene 6 Euro, ermäßigt 4 Euro, Kinder (6 – 17 Jahre) 2 Euro.

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