„Aida“ und die ungewollte Aktua­lität

Das Bühnenbild für Aida: Der Burgplatz wird zu einem Feldlager in einem Wüstenstaat. Foto: Der Löwe

Regis­seurin Adriana Altaras stellt ihre Konzep­tion für die Burgplatz-Insze­nie­rung von Giuseppe Verdis Oper vor.

Die Aktua­lität angesichts des Krieges in der Ukraine war nicht absehbar, als das Staats­theater Braun­schweig Giuseppe Verdis Oper „Aida“ für die diesjäh­rige Burgplatz-Produk­tion auswählte, und es hätte ihrer auch wahrlich nicht bedurft. „Die Realität hat uns überholt“, sagte Regis­seurin Adriana Altaras bedauernd während der Präsen­ta­tion ihrer Konzep­tion im Louis-Spohr-Saal des Staats­thea­ters. Denn auch bei „Aida“ geht es um Krieg und um Macht, aber eben auch als Hoffnungs­schimmer um Liebe, selbst wenn die mehr als tragisch endet: Das Liebes­paar wird im vierten Akt ganz gruselig lebendig begraben. Gespielt werden 18 Vorstel­lungen vom 25. Juni bis 13. Juli. Es ist seit 2003 die 19. Opern­pro­duk­tion des Staats­thea­ters Braun­schweig auf dem Burgplatz.

Eine Oper für jedermann

„Auch 150 Jahre nach ihrer Urauf­füh­rung fesselt uns diese Kriegs- und Liebes­tra­gödie. Die Musik wird auch Besuche­rinnen und Besucher mitreißen, die nicht so oft ins Theater gehen“, ist Dagmar Schling­mann, General­inten­dantin des Staats­thea­ters, überzeugt. „Aida“ wurde am 24. Dezember 1871 im neuge­bauten Opernhaus in Kairo urauf­ge­führt. Sie zählt zu den weltweit belieb­testen Opern. Bekannt ist vor allem der Triumph­marsch mit seinen Trompeten-Fanfaren.

Giuseppe Verdi (1813 – 1901) sollte eine Oper im „ägypti­schen Stil“ schreiben, wie Opern­di­rek­torin Isabel Ostermann erläu­terte. Der habe zwar zunächst abgelehnt, als ihm aber eröffnet wurde, dass andern­falls sein großer Konkur­rent Richard Wagner (1813 – 1883) damit beauf­tragt würde, sagt er doch fix zu. Er wurde übrigens seiner­zeit mit dem bis dato höchsten Honorar entlohnt: 150.000 Goldfranken für vier Monate kompo­nieren. „Aida“ wurde schon bei der Premiere überschwäng­lich gefeiert. Die Oper wurde Verdis größter Erfolg und mit „La traviata“ seine am häufigsten gespielte.

Verschleppte Prinzessin

Zur Handlung: „Aida“ ist die Tochter des äthio­pi­schen Königs Amonasro. Sie wird am Hof des ägypti­schen Königs als Sklavin gehalten. Niemand weiß, dass sie eine Prinzessin ist. Umso politi­scher wird ihre heimliche Liebe zu Radamès, der als Feldherr den Krieg gegen Äthiopien anführen soll. Der Konflikt schärft sich weiter, weil auch Amneris, die Tochter des ägypti­schen Pharaos, Gefühle für Radamès hat und bereits vermutet, dass die Sklavin ihre Konkur­rentin ist.

Regis­seurin Adriana Altaras ist den Braun­schweiger Theater­freunden nicht unbekannt. Zuletzt hatte sie in der Spielzeit 2017/18 „Elektra“ von Richard Strauss im Großen Haus mit großem Erfolg insze­niert. Die Regis­seurin, Schau­spie­lerin und Autorin wurde in Zagreb geboren, wuchs in Italien auf und studierte Schau­spiel an der Berliner Hochschule der Künste sowie an der New York Univer­sity. Am Maxim Gorki Theater Berlin wandte sie sich in den frühen 2000er Jahren schließ­lich zunehmend der Musik­thea­ter­regie mit bemer­kens­werten Inter­pre­ta­tionen wie „Barbier von Sevilla“ (Rossini), „Tosca“ (Puccini) oder „Rigoletto“ (Verdi) zu.

Opulente Auffüh­rung

Im Louis-Spohr-Saal des Staats­thea­ters: Regis­seurin Adriana Altaras (2.vr.) mit (von links) Opern­di­rek­torin Isabel Ostermann, General­inten­dantin Dagmar Schling­mann und Jens-Uwe Freitag, Vorstands­vor­sit­zender von Sponsor BS|ENERGY. Foto: Staatstheater/Andreas Rudolph

Für „Aida“ vor der fantas­ti­schen Kulisse des Burgplatzes verspricht sei eine opulente Auffüh­rung mit wechselnden Bühnen­bil­dern von Christoph Schubiger, bei denen der Burglöwe unver­hüllt bleiben und Teil eines Wasser­falls sein wird, schönen Kostümen von der mehrfach ausge­zeich­neten Kostüm- und Bühnen­bild­nerin Yashi, einem üppig besetzten großen Staats­opern­chor und vor allem ganz großer Musik, gespielt vom Staats­or­chester unter der Leitung von General­mu­sik­di­rektor Srba Dinić.

Adriana Altaras verortet die Handlung in der Jetztzeit und in ein Feldlager in einem unbestimmten Wüsten­staat. Den berühmten Triumph­marsch reichert sie thema­tisch an mit dem gesche­henen Unrecht in den vergan­genen Jahrtau­senden wie zum Beispiel dem Kolonia­lismus oder dem Natio­nal­so­zia­lismus. „Das wird echter Brocken. Braun­schweig wird damit ganz weit vorne sein“, kündigt sie nach zwei Corona-Jahren, die auch das Burgplatz Open Air beein­flussten, selbst­be­wusst an.

Die Besetzung (Stand 31. März):

  • Aida: Chris­tiana Oliveira, lvi Karnezi
  • Amneris: Khatuna Mikabe­r­idze, Almerija Delic, Nora Sourou­zian
  • Radamès: Kwonsoo Jeon (Ensemble), Xavier Moreno
  • Amonasro: Orhan Yildiz, lvan Krutikov
  • Ramfis: Jisang Ryu (Ensemble)
  • Re/ König: Rainer Mesecke (Ensemble)
  • Pries­terin: Jelena Bankovic (Ensemble), Ekaterina Kudryavtseva (Ensemble)
  • Staats­or­chester Braun­schweig
  • Staats­opern­chor

Premiere: 25. Juni 2022, 19.30 Uhr

Weitere Vorstel­lungen: So. 26.06., Di. 28.06., Mi. 29.06., Do. 30.06., Fr. 01.07., Sa. 02.07., So 03.07., Di 05.07, Mi 06.07, Do 07.07., Fr 08.07., Sa 09.07., So 10.07., Di 12.07. und Mi 13.07. jeweils 19.30 Uhr sowie So. 3.7. und So. 10.7. jeweils um 14.30 Uhr.

Karten­vor­ver­kauf: an der Theater­kasse des Staats­thea­ters, online unter www.staatstheater-braunschweig.de sowie telefo­nisch unter 0531–1234567.

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