Brunswyk – Autor für Wikipedia

Der Wikipedia-Eintrag zur Braunschweiger Quadriga von „Brunswyk". (Screenshot)
Der Wikipedia-Eintrag zur Braunschweiger Quadriga von „Brunswyk". (Screenshot)

273 Artikel vorwie­gend über Braun­schwei­gi­sche Geschichte stammen aus seiner Feder.

Seit elf Jahren sorgt er dafür, dass Braun­schweig bei Wikipedia oft, gut und vor allem richtig darge­stellt wird. Er schreibt, korri­giert und fotogra­fiert unter dem Pseudonym Brunswyk. Seinen richtigen Namen will er der Öffent­lich­keit nicht preis­geben. So bleibt er für uns schlicht und ergrei­fend Brunswyk. „Fast alle Wikipe­dianer schreiben unter einem Pseudonym“, bittet er um Verständnis. Das sei im Internet und auch seit Beginn bei Wikipedia so üblich. Außerdem sei es ohnehin besser, anonym zu bleiben. Für die inhalt­liche Diskus­sion biete Wikipedia, als quasi basis­de­mo­kra­ti­sche Enzyklo­pädie genügend Raum. Bei jedem Artikel gibt es dazu oben rechts einen Verweis auf die Diskus­si­ons­seite und darunter einen Verweis auf die Versi­ons­ge­schichte. Dort kann jede Verän­de­rung nachvoll­zogen werden.

Wir treffen Brunswyk im Magni­viertel. Der Mann mittleren Alters erzählt uns, wie er überhaupt ein Wikipe­dianer mit Schwer­punkt Braun­schweig wurde. Quasi die Grund­vor­aus­set­zungen zuerst: Er ist Braun­schweiger durch und durch. Er hat in der Stadt sein Abitur geschafft und arbeitet im Berufs­leben wissen­schaft­lich. Im Wesent­li­chen waren es zwei Ereig­nisse, die ihn letztlich motivierten, bei Wikipedia zu werden: Erstens stand in einem frühen Spiegel-Artikel, dass bei Wikipedia alle alles schreiben dürfen. „Ich dachte mir, dass dabei doch nur Anarchie und Schrott heraus­kommen könnte“, meint er. Zweitens stand in einem Beitrag über Braun­schweig, dass der Nazi-Diktator Adolf Hitler Bürger­meister von Braun­schweig gewesen sei. Das schrie natürlich nach Korrektur. „Das war meine erste Handlung auf Wikipedia“, erzählt Brunswyk.

Daraus ist mittler­weile sehr viel mehr geworden. Seither hat er 273 Artikel selbst verfasst, angefangen bei einem Beitrag über die kleine Straße Abeln­karre, die Wilhelm­straße mit der Schöp­pen­stedter Straße verbindet, bis hin zu Zeitter&Winkelmann, Braun­schweigs ältester Klavier­bau­firma. An weit mehr als 1000 weiteren Beiträgen hat er mitge­ar­beitet. Bei Wikipedia, so schätzt er, sind rund 2000 Artikel, bei denen der Braun­schweig-Bezug ein wesent­li­cher Bestand­teil ist, zu finden. Fein säuber­lich geglie­dert nach Katego­rien wie Bauwerke, Braun­schwei­gi­sche Geschichte, Bekannte Personen, Unter­nehmen oder Freizeit und Sport stehen sie in einem spezi­ellen Braun­schweig-Portal (siehe unten).

„Ich schätze, dass noch rund 10.000 Artikel über Braun­schweig zu schreiben wären. Ich denke da vor allem an ganz viele Biogra­fien“, weiß er, dass die Arbeit für ihn und etwa weitere 100 Wikipe­dianer aus Braun­schweig wohl nie beendet sein wird. Eine Wunsch­liste für weitere Artikel ist öffent­lich angelegt (siehe unten). Brunswyk selbst ist wohl Aktivste dieser Gruppe. Er hat zum Beispiel bereits im Landes­mu­seum spezielle Wikipedia-Workshops zu den Ausstel­lungen „Die Römer kommen!“ und „1914…schrecklich kriege­ri­sche Zeiten” organi­siert. Und er reiste auch schon zu Wikipedia-Welttreffen nach Washington D.C. und London.

Beiträge von Brunswyk finden sich insbe­son­dere in der Rubrik Braun­schwei­gi­sche Geschichte. „Alle Autoren bei Wikipedia arbeiten ehren­amt­lich. Für mich ist das Recher­chieren und Schreiben mein größtes Hobby geworden. Ich lerne dabei unheim­lich viel über Braun­schweig“, erläutert er uns sein Engage­ment. Einige tausend Euro hat er inves­tiert, um antiqua­risch Bücher zu kaufen. Seine Braun­schweig-Biblio­thek umfasst mittler­weile ein paar hundert Werke. Genug Stoff zum akribi­schen Recher­chieren.

Gewis­sen­hafte, seriöse Wikipe­dianer wie er stehen für die mittler­weile sehr gute Qualität der Beiträge. „Es gibt Spiel­re­geln, die jeder beachten muss. Alles muss in Fußnoten belegt werden und die Quellen müssen für jedermann frei zugäng­lich sein. In den Beiträgen dürfen keinerlei Meinungs­an­teile oder werbliche Aspekte stehen. Und natürlich sind keine Theorie­fin­dungen zulässig. Und es gibt Siche­rungen. So werden Artikel oder Änderungen nicht sofort online gestellt, sondern erst überprüft. Wikipedia hat sich zu einem funktio­nie­renden, selbst­re­gu­lie­renden System entwi­ckelt. Es basiert auf Konsens“, erläutert Brunswyk.

Sogenannte Vandalen, die auf Wikipedia ihre persön­liche Meinung durch­drü­cken oder polari­sieren wollten, würden schnell identi­fi­ziert und gegebe­nen­falls auch sanktio­niert. Die von den Wikipe­dia­nern gewählten Adminis­tra­toren können  Unein­sich­tige dauerhaft sperren.

Die Zeiten, in denen Wikipedia als grund­sätz­lich unwis­sen­schaft­lich und fehler­be­haftet angesehen wurde, sind also definitiv vorbei. Das frei und kostenlos zugäng­liche Online­le­xikon ist in einein­halb Jahrzehnten zu einer Erfolgs­ge­schichte geworden. In deutscher Sprache gibt es bereits 1,9 Millionen Artikel, in engli­scher sind es bereits 5 Millionen. Wikipedia gibt es in fast 300 Sprachen. Es ist weltweit eine der erfolg­reichsten Inter­net­seiten überhaupt. In Deutsch­land rangiert Wikipedia auf Rang sechs.

Einige Beiträge von Brunswyk sind mit beson­deren Quali­täts­zei­chen ausge­stattet: Bomben­an­griff auf Braun­schweig am 15. Oktober 1944, Braun­schweiger Mumme, Liberei sind mit der höchsten Kategorie (grüner Stern), Einbür­ge­rung Adolf Hitlers, Novem­ber­re­vo­lu­tion in Braun­schweig, Rieseberg-Morde, Stahlhelm-Putsch und Übergabe der Stadt Braun­schweig mit der zweit­höchsten (blaues L) ausge­wiesen.

Weitere Infor­ma­tionen:

Stadt­portal Braun­schweig: https://de.wikipedia.org/wiki/Portal:Braunschweig

brunswyk-Seite: https://de.wikipedia.org/wiki/Benutzer:Brunswyk

Seit Mai 2006 entstan­dene Braun­schweig-Artikel: https://de.wikipedia.org/wiki/Wikipedia:WikiProjekt_Braunschweig/Archiv

Wunsch-Artikel: https://de.wikipedia.org/wiki/Wikipedia:WikiProjekt_Braunschweig/Artikelw%C3%BCnsche

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