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Der Loewe - Journal der Braunschweigischen Stiftungen
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Abt-Jerusalem-Preisträgerin Katharina Zweig erklärt, warum es keine gute Idee ist, Schüler von künstlicher Intelligenz bewerten zu lassen.

Aus Science Fiction sind längst Science Fakten geworden – so brachte der Präsident der Braunschweigischen Wissenschaftlichen Gesellschaft, Otto Richter, den Stand der Technik bei digitaler Transformation und künstlicher Intelligenz (KI) auf eine griffige Formel: Computer treffen immer mehr Entscheidungen, die bisher uns Menschen vorbehalten waren, und sie „lernen“ menschliche Fähigkeiten – ob beim Erkennen von Sprache, beim Navigieren durch den Straßenverkehr oder beim Empfehlen von Büchern oder Videoclips.

Logo Braunschweiger ZeitungDieser Artikel ist zuerst erschienen am 25.06.2022 (Bezahl-Artikel)

Je mehr Computersoftware unser gesellschaftliches Leben prägt, umso dringender müssen wir dem Miteinander von Mensch und Maschine auf die Spur kommen. Dies ist seit Jahren das wissenschaftliche Programm von Katharina Zweig. Für ihre Arbeit erhielt die Informatikprofessorin der Technischen Universität Kaiserslautern am Freitagabend den Braunschweiger Abt-Jerusalem-Preis. Vor der feierlichen Übergabe in der Klosterkirche Riddagshausen widmeten sich die Preisträgerin und Forscherkolleginnen und -Kollegen in einer kleinen Tagung dem „Menschenbild der künstlichen Intelligenz“.

In allen Vorträgen wurde deutlich, dass es „das“ Menschenbild der KI freilich nicht gibt. „Wir müssen der jeweiligen Technik schon unter die Motorhaube gucken“, sagte die Informatikerin Zweig. Welche Erwartungen hat ein Algorithmus an unser Verhalten? Was setzt das Computerprogramm voraus? Welche unserer Schwächen oder Defizite sollen durch die Technik ausgeglichen werden? Wenn man sich eine Übersetzungssoftware anschaut kommen dabei ganz andere Antworten zutage als bei einem Programm, das etwa bei die Zuteilung von Weiterbildungsmaßnahmen an Arbeitslose helfen soll. Die entscheidende Frage lautet aber: Wie sieht der bestmögliche Umgang mit solchen Systemen künstlicher Intelligenz aus – und wann ist es vielleicht besser, auf eine bestimmte digitale Anwendung zu verzichten?

Macht KI Lehrer überflüssig?

Um diese Fragen an einem Beispiel zu erörtern, nahm sich Zweig den „E-Rater“ vor, ein bereits vor rund 20 Jahren entwickeltes Computerprogramm, das kurze Essays von Sprachschülern mit Zensuren benotet. Wie die Informatikerin berichtete, ergab eine Studie, dass die Software bei fast allen Aufsätzen, mit denen sie gefüttert wurde, zu einem ähnlichen Ergebnis kam wie menschliche Prüfer. „Fast alle Noten wurden von dem Programm mit einer maximalen Abweichung von einer Note korrekt vorhergesagt“, erklärte sie das fast schon unheimliche Ergebnis. Macht diese Software also eine Bewertung durch menschliche Lehrer überflüssig?

Zweigs „Blick unter die Motorhaube“ zeigt, dass das mitnichten der Fall ist. Statt zu bewerten, wie gut die Schüler das Gelernte mit ihrer Lektüre verknüpfen konnten, wie relevant, korrekt oder kohärent ihre Argumente waren – Zweig: „Wie sollte eine Maschine das leisten?“ – analysierte die Software lediglich die Wortwahl und die Häufigkeit komplex aufgebauter Sätze. „Wenn ein Sprachschüler sehr gut ist, hat er einen größeren Wortschatz und traut sich eher mal, einen Satz mit Konjunktiv zu bilden“, erklärt sie die erstaunlich große Schnittmenge der Bewertungsergebnisse.

„Bei der Software werden lediglich Symptome gemessen, nicht jedoch die tatsächlichen Kompetenzen der Schüler, um die es geht.“

Dies bedeute aber auch: „Bei der Software werden lediglich Symptome gemessen, nicht jedoch die tatsächlichen Kompetenzen der Schüler, um die es geht.“ Als Beweis hierfür zeigt sie einen kurzen Text, der vom E-Rater ebenfalls die Bestnote erhielt: Ein absoluter Nonsense-Absatz – allerdings mit anspruchsvollen Satzkonstruktionen und gespickt mit Fremdwörtern.

Das Beispiel zeigt: Die Fähigkeit des Computers, Benotungen vorherzusagen, ist etwas völlig Anderes als die menschliche Kompetenz, die Essays wirklich zu bewerten. Und letztere ist auch aus anderem Grund nicht einfach zu ersetzen, wie Zweig erklärt: Eine Benotung ist ein sozialer „Sprechakt“ – eine sprachliche Äußerung, die laut dem britischen Philosophen John Lang­shaw Austin „Fakten schaffe“. Dazu gehöre aber viel mehr als eine korrekte Vorhersage. Im Fall der Benotung sind dies etwa: Akzeptanz der Zensur durch den Schüler, ein transparentes Verfahren, die Begründbarkeit der Bewertung seitens der Schule oder das Vertrauen in die Bewertung durch Dritte – also etwa durch Firmen, die aufgrund der Note ihre Bewerber einstellen.

Zieht ein neues „Zeitalter der Geistes- und Sozialwissenschaften“ auf?

Bis KI-Systeme sinnvoll eingesetzt werden können, um den Menschen bei „Sprechakten“ – also etwa auch behördlichen Entscheidungen, Eheschließungen oder Schiffstaufen – zu ersetzen, müssen noch gewichtige Fragen geklärt werden. Die Informatik allein ist damit aus Zweigs Sicht überfordert. Sie sieht sogar ein neues „Zeitalter der Geistes- und Sozialwissenschaften“ am Horizont heraufziehen. Nur wenn diese Disziplinen zentrale Fragen beantworteten, könne die Digitalisierung letztlich „fruchtbar gemacht“ werden, betont sie.

Passend dazu waren die weiteren Referenten beim Braunschweiger Kolloquium ausgewählt – neben dem Robotik-Professor Jochen Steil von der TU Braunschweig waren dies der katholische Theologe Lukas Brand aus Bochum sowie die Philosophin Prof. Karen Joisten, die wie Zweig in Kaiserslautern lehrt.

Logo Braunschweiger ZeitungDieser Artikel ist zuerst erschienen am 25.06.2022 und erreichbar unter: https://www.braunschweiger-zeitung.de/region/article235719407/Braunschweig-Smarten-Maschinen-unter-die-Motorhaube-geschaut.html (Bezahl-Artikel)

Die Einsatzgebiete sind vielfältig: Transportaufgaben, Überwachungsaufgaben im Küsten- und Umweltschutz, Spezialaufgaben in der Agrarindustrie …

Am Braunschweiger Forschungsflughafen soll ein Testfeld für Drohnen entstehen. Niedersachsens Wirtschaftsminister Bernd Althusmann übergab kürzlich den Förderbescheid über 1,7 Millionen Euro für das „Flybots“-Projekt. Denn auch wenn Drohnen bereits im Alltag angekommen sind, bedarf es für eine flächendeckende, großskalige Industrialisierung noch vieler Grundlagen hinsichtlich Technologie, Sicherheit und Zulassung. Die Technische Universität Braunschweig und das Deutsche Zentrum für Luft- und Raumfahrt (DLR) machen sich jetzt gemeinsam auf den Weg.

Logo Braunschweiger ZeitungDieser Artikel ist zuerst erschienen am 23.05.2022 (Bezahl-Artikel)

„Die Bandbreite möglicher Anwendungsfelder von Drohnen im urbanen, vor allem aber im ländlichen Raum ist sehr groß“, heißt es in einer Pressemitteilung der TU. „Sie reicht von Transportaufgaben im öffentlichen wie auch im innerbetrieblichen Raum, über Überwachungsaufgaben im Küsten- und Umweltschutz bis hin zu Spezialaufgaben in der Agrarindustrie sowie als Unterstützung für Wartungs- und Instandhaltungsaufgaben.“

Testumgebung für Start-ups und Zulassungsbehörden

Mit dem geplanten Drohnentestfeld am Forschungsflughafen werde die Möglichkeit geschaffen, entsprechende Technologien und Wechselwirkungen in einer vollständig kontrollierten Umgebung zu untersuchen. „Diese sind modular sowie in Kombination durchführbar und umfassen geschützte Laborumgebungen ebenso wie Tests unter kontrollierten Freifeld-Bedingungen.“ Ein Ziel sei es, Unternehmen und Start-Ups im Bereich der Herstellung und des Betriebs von Drohnen ebenso wie Zulassungs- und Zertifizierungsbehörden eine modulare Testumgebung anzubieten.

Das „Flybots“-Konzept ermögliche die Bündelung der Kapazitäten des DLR in Braunschweig mit denen der TU Braunschweig im Feld der Drohnentestung und -erprobung. Hierzu biete der Forschungsflughafen Braunschweig einen hervorragenden Rahmen. Über den Forschungsflughafen werde zukünftig auch weiteren Partnern und interessierten Unternehmen der Zugang zur Flybots-Infrastruktur ermöglicht.

Geplant sind ein Prüfstand, ein Drohnenkäfig und Drohnendetektion

Das Gesamtkonzept besteht aus drei Haupt-Komponenten:

• Prüfstand für Drohnen beziehungsweise deren Antriebseinheiten unter Kombination von aerodynamischen und EMV-Bedingungen (elektromagnetische Verträglichkeit): Damit können laut der TU sowohl elektromagnetische Störeffekte der Drohne auf Elektroniksysteme untersucht werden als auch die Sicherheit der fliegenden Drohne gegenüber gezielten Störangriffen.

• Drohnenkäfig für die Durchführung realer und dennoch gesicherter Flugversuche im Flughafennahbereich: Die Konstruktion soll der TU zufolge aus einem speziellen Sicherheitsnetz bestehen, das von mehreren Stahlpfählen aufgespannt wird. Der Drohnenkäfig werde zu allen Seiten hin geschlossen. Die Größe des Drohnenkäfigs erlaube die Nachbildung urbaner Bebauung im verkleinerten Maßstab.

•Die Entwicklung von unabhängigen Systemen zur Drohnendetektion soll laut der TU das Vertrauen in die weitere Entwicklung von Drohnenfähigkeiten stärken und gleichzeitig die bemannte Luftfahrt, die Öffentlichkeit (Datenschutz) und Innovationsindustrie (Spionage) schützen.

Logo Braunschweiger ZeitungDieser Artikel ist zuerst erschienen am 23.05.2022 und erreichbar unter: https://www.braunschweiger-zeitung.de/braunschweig/article235426639/In-Braunschweig-entsteht-ein-Drohnen-Testzentrum.html (Bezahl-Artikel)

Prof. Dr. Katharina Zweig erhält am 24. Juni in der Klosterkirche Riddagshausen den Abt Jerusalem-Preis.

Prof. Dr. Katharina Zweig, Professorin für Graphentheorie und Analyse komplexer Netzwerke am Fachbereich Informatik der Technischen Universität Kaiserslautern, erhält am 24. Juni den Abt-Jerusalem-Preis. Wegen der Corona-Pandemie musste der Festakt im vergangenen Jahr verlegt werden. „Katharina Anna Zweigs Expertise umfasst Biochemie, Informatik und statistische Physik. Sie engagiert sich in herausragender Weise für den Dialog zwischen Informatik und Geistes-, Natur- und Technikwissenschaften sowie zwischen Wissenschaft und Gesellschaft. Aus diesen Gründen ist sie in hohem Maße preiswürdig im Sinne des Abt-Jerusalem-Preises“, heißt es in der Begründung der Jury.

Stärkung der Forschungsregion

Der Abt-Jerusalem-Preis wird zum sechsten Mal für herausragende wissenschaftliche Beiträge verliehen. Der Preis wird von der Braunschweigischen Wissenschaftlichen Gesellschaft, der Evangelisch-lutherischen Landeskirche in Braunschweig, der Technische Universität Carolo-Wilhelmina zu Braunschweig und der Stiftung Braunschweigischer Kulturbesitz verliehen. Die Stifter verstehen den Wissenschaftspreis als Beitrag zur Stärkung der Forschungsregion Braunschweig. Das Preiskolloquium findet von 14 bis 18.15 Uhr im Marketing Management Institut in Riddagshausen statt, der Festakt von 19 bis 20.30 Uhr in der Klosterkirche Riddagshausen (Programm s.u.).

Friedrich Wilhelm Jerusalem. Foto: Evangelische Akademie Abt Jerusalem

Der Abt-Jerusalem-Preis wurde erstmals 2009 anlässlich des 300. Geburtstages von Abt Friedrich Wilhelm Jerusalem (22. November 1709) vergeben. Er wird im zweijährigen Rhythmus verliehen. Bisherige Preisträger waren Nicole C. Karafyllis (Braunschweig/2009), Wolfgang König (Berlin/2012), Gerd de Bruyn (Stuttgart/2015) und Jürgen Osterhammel (Konstanz/2017), Franz Josef Radermacher (Ulm/2019). Namensgeber des Preises ist Friedrich Wilhelm Jerusalem (1709-1789). Er war Hofprediger und Erzieher des Erbprinzen Karl Wilhelm Ferdinand, Abt zu Riddagshausen und Direktor des dortigen Predigerseminars. Er war Initiator und Mitbegründer des Collegium Carolinum (1745), der Vorläuferin der Technischen Universität. Jerusalem gilt als Vordenker eines aufgeklärten Verhältnisses zwischen Glaube und Vernunft und gehörte zu den herausragenden Vertretern des Geisteslebens seiner Zeit.

Ethischen Fragen der Digitalisierung

Katharina Anna Zweig leitet das von ihr gegründete „Algorithm Accountability Lab“ an der TU Kaiserslautern, das sich mit Fragen der Messung der Qualität und der Fairness von algorithmischen Entscheidungssystemen (ADM Systems), der Überwachung und Regulierung solcher Systeme und der Methoden des maschinellen Lernens widmet. In ihrem Fokus stehen vor allem der Beitrag der Informatik zur Bearbeitung gesellschaftlicher Komplexität sowie die sozialen Folgen und ethischen Fragen der Digitalisierung.

Viele ihrer Projekte, Publikationen und Vorträge widmen sich der Frage, wie KI-Systeme und die Gesellschaft zusammenwirken und sich gegenseitig in ihrer Entwicklung beeinflussen. Signifikant für diesen Ansatz ist ihr Projekt mit Partnern vom Deutschen Krebsforschungszentrum in Heidelberg, in dem sie an einem neuen Ansatz in der Brustkrebstherapie arbeitet. Kennzeichnend ist auch ihr Engagement in einer Arbeitsgruppe zur „Graphentheorie und Analyse komplexer Netzwerke“, in dem sie zeigt, wie soziale Netzwerkplattformen Wissen über ihre Nichtmitglieder sammeln, speichern und verwerten. lm Jahr 2020 gründete Zweig zusammen mit der Philosophin Karen Joisten an der TU Kaiserslautern das CEDIS-Zentrum (Center for Ethics and the Digitalized Society), dessen Ziel es ist, die Chancen und Risiken der Digitalisierung in allen Lebensbereichen mithilfe von ethischen, technischen, sozialwissenschaftlichen und anwendungsspezifischen Forschungsperspektiven zu analysieren und Handlungsempfehlungen zu entwickeln.

Preiskolloquium „Das Menschenbild der künstlichen Intelligenz“ (Vorträge):

14.15 Uhr: „Menschen und Kl-Maschinen: wie sie sich ein Bild voneinander machen“ (Prof. Dr. Jochen Steil, Technische Universität Braunschweig, Institut für Robotik und Prozessinformatik).

15.30 Uhr: „Die Maschine als Abbild des Menschen? — Die technische Reproduktion des Menschen in theologischer Perspektive.“ (Lukas Brand, Magister der Theologie und Wissenschaftlicher Mitarbeiter am Lehrstuhl für Religionsphilosophie und Wissenschaftstheorie der Katholisch-Theologischen Fakultät an der Ruhr-Universität Bochum).

16.15 Uhr: „Das gute Leben mit KI-Systemen? — Der Mensch im Zuge der digitalen Transformation“ (Prof. Dr. Karen Joisten, Technische Universität Kaiserslautern, Fachbereich Sozialwissenschaften, Fachgebiet Philosophie).

17.30 Uhr: „Zeitalter der KI — Zeitalter der Geistes- und Sozialwissenschaften? (Prof. Dr. Katharina Zweig, Technische Universität Kaiserslautern, Fachbereich Informatik).

Kontakt:

Evangelische Akademie Abt Jerusalem
im Theologischen Zentrum
Alter Zeughof
38100 Braunschweig

Tel.: 0531-120540
E-Mail: sekretariatthzlfilk-bs.de
Internet: www.abt-jerusalem-akadernie.de

Die Abcalis GmbH, eine Ausgründung der TU Braunschweig, gewinnt einen internationalen Preis. Biotechnologen entwickeln tierversuchsfreie Antikörper.

Tierversuche in der Forschung sind ein umstrittenes Thema. Die Abcalis GmbH – eine Ausgründung der Abteilung Biotechnologie der Technischen Universität Braunschweig – sucht Wege, Tierversuche zu umgehen. Dafür wurde das Team mit dem ECEAE-Preis für tierversuchsfreie Antikörper ausgezeichnet, wie die TU mitteilt.
Logo Braunschweiger ZeitungDieser Artikel ist zuerst erschienen am 04.04.2022 (Bezahl-Artikel)

Hinter der Abkürzung verbirgt sich die Europäische Koalition zur Beendigung von Tierversuchen („European Coalition to End Animal Experiments“). Sie möchte mit dem erstmals verliehenen Preis das Bewusstsein für die Vorteile tierversuchsfreier Antikörper für Forschung oder medizinische Zwecke schärfen. Deren Entwicklung und Anwendung sollen damit gefördert werden. Der Koalition gehören 17 europäische Tierschutzorganisationen an. Der Preis ist mit 10.000 Euro dotiert.

Abcalis: Antikörper nicht in Tieren hergestellt, sondern im Reagenzglas

Stellvertretend für das Team der Abcalis GmbH nahm Dr. Esther Wenzel, Wissenschaftlerin in der Abteilung Biotechnologie, den Preis jetzt bei einem Festakt in Brüssel in Anwesenheit von Abgeordneten des Europäischen Parlaments entgegen: „Antikörper sind Stoffe, die sehr breit in Therapie und Forschung verwendet werden“, erläutert Wenzel. Die Antikörper würden zum Beispiel als Nachweisreagenz bei unzähligen diagnostischen Tests eingesetzt.

„Unsere Antikörper sind im Gegensatz zu den sonst genutzten Antikörpern nicht in Tieren hergestellt, sondern durch biotechnologische Verfahren komplett im Reagenzglas“, so Wenzel. „Dadurch bieten sie Vorteile für die Nutzer, da sie im Vergleich zu Blutprodukten aus Tieren stets exakt molekular definiert sind und in unbegrenzter Menge hergestellt werden können. Mit diesen Eigenschaften wollen wir am Ende auch die Verlässlichkeit der medizinischen Tests auf dem Markt verbessern.“

„Abcalis ist ein echter Pionier der tierfreien Antikörperproduktion“

Den Preis übergab Dr. Corina Gericke vom Vorstand der ECEAE. Die TU zitiert sie in der Pressemitteilung mit Worten aus ihrer Laudatio: „Abcalis ist ein echter Pionier der tierfreien Antikörperproduktion. Mit modernster Phagen-Display-Technologie, einem Katalog mit etablierten tierfreien, veganen Antikörpern sowie einem Service für die Generierung neuer Antikörper, bietet das Unternehmen innovative Tools für die moderne Forschung ohne Tierversuche.“

TU Braunschweig: Tierversuche seien derzeit leider nicht komplett vermeidbar

Professor Stefan Dübel, Leiter der Abteilung Biotechnologie an der TU Braunschweig, erklärt laut der Uni: Tierversuche seien derzeit leider keinesfalls komplett vermeidbar, wenn die medizinische Versorgung der Menschen weiter verbessert werden soll. „Jedoch gibt es durchaus Bereiche, in denen sie heute dank moderner biotechnologischer Methoden bereits weitestgehend ersetzt werden können“, so Dübel.

Einer dieser Bereiche sei die Erzeugung von Antikörpern. „Mein studentischer Traum, tierversuchsfrei Antikörper für jedermann herstellen zu können, wurde nun nach 30 Jahren endlich Wirklichkeit. Wir haben gezeigt, was tierversuchsfreie Technologie leisten kann: Als eines von ganz wenigen Laboren weltweit konnten wir komplett tierversuchsfreie Antikörper gegen das Coronavirus – auch gegen die Omikron-Variante – in Rekordzeit herstellen. Denn bei unserer Erzeugungsmethode müssen wir nicht auf die Immunreaktion von Tieren warten wie bei der herkömmlichen Antikörperherstellung“, erklärt Dübel.

Abcalis hat bereits mehrere Auszeichnungen erhalten

Das Abcalis-Gründerteam wird vom Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) und dem Europäischen Sozialfonds im Rahmen des EXIST-Forschungstransfer-Programms gefördert. Es geht darum, die Qualität von diagnostischen Tests durch tierversuchsfrei hergestellte „vegane Antikörper“ zu verbessern. Das Abcalis-Team hat für seine tierversuchsfreie Technologie bereits mehrere Auszeichnungen erhalten, unter anderem den Innovationspreis Niedersachsen.

Logo Braunschweiger ZeitungDieser Artikel ist zuerst erschienen am 04.04.2022 und erreichbar unter: https://www.braunschweiger-zeitung.de/braunschweig/article234997459/Braunschweiger-Team-fuer-Forschung-ohne-Tierversuche-ausgezeichnet.html (Bezahl-Artikel)

Publikation „outSITE Wolfenbüttel – Das Strafgefängnis Wolfenbüttel und sein Netzwerk im Land Braunschweig“ vorgestellt.

Rechtzeitig zum 77. Jahrestag der Befreiung des Strafgefängnisses Wolfenbüttel am 11. April 1945 haben die Autoren Tomke Blotevogel, Janna Lölke, Gustav Partington und Martina Staats mit dem Buch „outSITE Wolfenbüttel – Das Strafgefängnis Wolfenbüttel und sein Netzwerk im Land Braunschweig“ eine umfassende Dokumentation über die schlimmen Geschehnisse von 1933 bis zum letzten Tag der zentralen Haftanstalt des ehemaligen Freistaats Braunschweig vorgelegt. Herausgeber sind die Gedenkstätte in der Justizvollzugsanstalt Wolfenbüttel und die Stiftung niedersächsische Gedenkstätten. Das Buch ist dort für 7,50 Euro erhältlich oder kann unter der ISBN-Nummer 978-3-946991-11-3 bestellt werden.

Vier Jahre Forschung

Der Buchtitel. Foto: Der Löwe

Das Buch basiert auf den Ergebnissen von bislang vierjähriger Forschungsarbeit. „Ziel des Projektes ist die Erforschung der Außenstellen im Land Braunschweig und ihre Sichtbarmachung. Am Beispiel des Strafgefängnisses Wolfenbüttel wird auch die weitreichende Beteiligung der deutschen Justiz und des Strafvollzugs an der Durchsetzung, Aufrechterhaltung und Radikalisierung der NS-Herrschaft nachvollzogen werden“ erläuterte Martina Staats, Leiterin der Gedenkstätte in der JVA Wolfenbüttel, während der Präsentation des Buches.

Enthalten sind auch die Schicksale vieler Opfer, deren Nachfahren vor allem aus Belgien, den Niederlanden, Frankreich, aber auch Polen und Deutschland am 10. April in Wolfenbüttel erwartet werden. Enthüllt werden dann im Rahmen des Projekts „outSITE Wolfenbüttel“ zwei weitere Erinnerungsstellen, wie sie bereits am Schießstand in der Buchhorst und an der medizinischen Fakultät der Universität in Göttingen zu sehen sind. In der Buchhorst waren mindestens 25 Gefangene hingerichtet worden, und an das Anatomischen Institut waren von 1939 bis 1944 mehr als 200 Leichen von Gefangenen zur „medizinischen Forschung“ transportiert worden.

„Himmelfahrtskommando“ Bombenräumung

Die Autoren Tomke Blotevogel und Gustav Partington, stellten bei der Buchpräsentation beispielhaft Außenorte vor, an denen die überwiegend politischen Gefangenen, arbeiten mussten. Tomke Blotevogel schilderte Aufräumarbeiten nach Luftangriffen in Braunschweig. „Arbeitskommandos wurden zu Aufräumarbeiten herangezogen. Bombensprengtruppen von je 12 bis 29 Gefangenen wurden etwa zur lebensgefährlichen Beseitigung von Blindgängern verpflichtet“, berichtete sie. Bei den „Himmelfahrtskommandos“ kam es zu mehreren tödlichen Unglücken. Gustav Partington erinnerte an Einsätze auf dem Braunschweiger Hauptfriedhof. „Die zahlreichen Opfer der schweren Bombenangriffe 1944 stellten die Braunschweiger Friedhofsverwaltung vor große Herausforderungen, da nicht ausreichend Arbeitskräfte zum Ausheben der Gräber zur Verfügung standen. Nach dem Bombardement vom 10. Februar 1944 forderte sie deswegen sechzig Strafgefangene dafür an“, zeigte er auf, wie vielschichtig die Strafgefangenen eingesetzt wurden.

Bei den beiden neuen Stelen im Wolfenbütteler Stadtgebiet Wolfenbüttel handelt es sich um zwei Außenorte für Zwangsarbeiter. lm Juni 1939 wurden 20 Gefangene für Erdarbeiten beim Bau des Bahnhofs eingesetzt. Den Auftrag dafür hatte die Braunschweiger Firma Karl Schaare erhalten. Und in der Maschinenfabrik Gebrüder Welger musste während des Zweiten Weltkriegs eine wachsende Anzahl von Straf- und Kriegsgefangenen in der Rüstungsproduktion arbeiten. Insgesamt wird es acht Stelen geben, die an unterschiedlichen Orten an die Opfer erinnern. Eine neunte war geplant, musste aber wegen des Brandanschlags auf die zuerst errichtete Stele in der Buchhorst weichen.

15.000 Strafgefangene

Im Buch werden mehr als 60 Haft-, Arbeits- und Hinrichtungsorte sowie Friedhöfe besprochen. Geschildert wird in knappen Worten und stets mit Illustrationen, was dort geschah. Wer mehr erfahren möchte über die Opfer, findet in der vor einigen Jahren komplett sanierten und erheblich aufgewerteten Dauerausstellung der Gedenkstätte herausragende Recherchemöglichkeiten. Insgesamt saßen zwischen 1933 und 1945 rund 15.000 Männer in Wolfenbüttel ein. In der seit 1937 eingerichteten Hinrichtungsstelle wurden 526 Todesurteile an Frauen, die zumeist im Braunschweiger Gefängnis Rennelberg eingesessen hatten, und Männern vollstreckt. Ungezählte kamen dazu an den Außenorten zu Tode.

Bei der Präsentation waren Ulrich Markurth, Präsident der Stiftung Braunschweigischer Kulturbesitz, und Gerhard Glogowski, Vorstandsvorsitzender der Braunschweigischen Stiftung, dabei. Beide lobten die akribische Arbeit des Projekts „outSite Wolfenbüttel“. „Wieso wurde die Geschichte des Strafgefängnisses nicht schon vor 30, 40 oder 50 Jahren erforscht“, fragte Gerhard Glogowski und gab die Antwort gleich mit: „Wir sind heute, nach Jahrzehnten in der Situation, dass wir klarer über die Vergangenheit denken können.“  Das Buch belege, dass die großen Verbrechen der Nazis nicht nur in Auschwitz, Birkenau oder Bergen-Belsen begangen wurden, sondern ganz vielen Orten im Land. „Die Dokumentation zeigt Geschichte, an die wir uns immer erinnern müssen“, mahnte Ulrich Markurth. Die Stiftungen und der Zukunftsfonds Asse haben die Publikation maßgeblich gefördert.

Video: www.der-loewe.info/500-gefangene-mit-dem-fallbeil-hingerichtet

Mehr: www.der-loewe.info/dort-wo-der-schrecken-herrschte

Kontakt:

Gedenkstätte in der JVA Wolfenbüttel
Am Herzogtore 13
38300 Wolfenbüttel

Telefon: 05331 – 9355010
E-Mail: wolfenbuettel@stiftung-ng.de 
Internet: wolfenbuettel.stiftung-ng.de

„Jugend forscht“ und „Schüler experimentieren“: Ergebnisse des virtuellen 34. Regionalwettbewerbs Braunschweig stehen fest.

Die Corona-Pandemie konnte auch in diesem Jahr den Braunschweiger Regionalwettbewerb „Jugend forscht“ und „Schüler experimentieren“ nicht stoppen. Er fand zum zweiten Mal in Folge virtuell statt. Rund 100 Teilnehmerinnen und Teilnehmer aus 20 Schulen nahmen teil. Zehn der 60 vorgestellten Projekte haben sich für die Landeswettbewerbe Niedersachsen qualifiziert. Darunter befanden sich spannende Lösungsansätze für Zukunftsaufgaben. Die weiterführenden Wettbewerbe finden vom 28. bis 30. April in Einbeck (Schüler experimentieren) und vom 21. Bis 24. März in Clausthal-Zellerfeld (Jugend forscht) statt. Der Bundeswettbewerb folgt schließlich vom 26. bis 29. Mai in Lübeck.

Herausragende Arbeiten waren beispielsweise die von Oscar Pongratz (13) und Jonah Weißgräber (14) aus Wolfsburg sowie von der Braunschweigerin Emily Czirr (18). Die Schülerin der Hoffmann-von-Fallersleben-Schule gewann im „Jugend forscht“-Fachgebiet Chemie mit ihrer Forschung über nachhaltige Mittel zur Beseitigung von Ölverschmutzungen im Wasser. Die beiden Jungen der Neuen Schule siegten im „Schüler experimentieren“-Fachgebiet Arbeitswelt mit der Entwicklung und Programmierung Krankenhausbetts, das relevante Wege und Funktionen selbständig ausführt.

Im Rahmen des 34. Regionalwettbewerbs wurden bei „Schüler experimentieren“ (4. Klasse bis 14 Jahre) 24 Projekte und bei „Jugend forscht“ (15-21 Jahre) 36 Projekte präsentiert. Wettbewerbsleiterin Petra Aust war mit der Beteiligung mehr als zufrieden „Die Anmeldezahlen sind gegenüber dem Vorjahr leicht angestiegen. Dies ist im Landes- und Bundesvergleich etwas Besonderes. Alle Teilnehmenden, die betreuenden Lehrkräfte, die Jurorinnen und Juroren sowie das Organisationsteam haben großartig zusammengearbeitet. So haben wir wieder beeindruckende Präsentationen erlebt. Besonders hat es mich gefreut, dass in diesem Jahr wieder mehr Jugendliche in der Sparte Schüler experimentieren am Wettbewerb teilgenommen haben“, sagte sie.

Auch der Mädchenanteil machte ein Drittel der Anmeldungen aus, so dass der Braunschweiger Wettbewerb im Bundesdurchschnitt liegt. Bundesweit handelt es sich um den höchsten Mädchenanteil in der „Jugend forscht“-Geschichte. Die Teilnehmerinnen und Teilnehmer kamen aus Helmstedt, Göttingen, Holzminden, Wolfsburg, Wolfenbüttel, Braunschweig, Salzgitter und Schöningen.

Der Regionalwettbewerb Braunschweig wird von der Braunschweigischen Stiftung in Kooperation mit der Braunschweigischen Landessparkasse veranstaltet. Zum wiederholten Mal unterstützten darüber hinaus die Öffentliche Versicherung Braunschweig und die Erich Mundstock Stiftung den Wettbewerb.

Henri Nannen, damaliger Chefredakteur des Magazins „Stern“, legte 1965 den Grundstein für „Jugend forscht, anfänglich noch unter dem Titel „Wir suchen die Forscher von morgen!“. Das Vorbild für „Jugend forscht“ kam aus den USA. Dort hatte „Science Fairs“ bereits eine lange Tradition. Heute wird „Jugend forscht“ vom gemeinnützigen Verein „Stiftung Jugend forscht e.V.“ auch unter Beteiligung der Bundesregierung getragen. Die Geschäftsstelle von „Jugend forscht“ in Hamburg wird vom Bundesministerium für Bildung und Forschung finanziert. Seit 1977 ist der jeweils amtierende Bundespräsident Schirmherr.

Die Ergebnisse des 34. Regionalwettbewerbs in Braunschweig finden Sie hier.

Dr. Mike Reich leitet seit Januar das Naturhistorische Museum. Was ihn ausmacht und antreibt, und was ihn an Seegurken fasziniert – ein Porträt.

Der Mann ist rumgekommen in der Welt. Hat in Kanada und den USA an Forschungsprojekten mitgearbeitet, in entlegenen Bodenschichten in China nach Spuren früher mehrzelliger Lebewesen gesucht, vor Ägypten und Neuseeland nach seltenen Stachelhäutern getaucht. Nach dem Studium der Paläontologie, Zoologie und Geologie in Greifswald wurde er mit 29 Jahren promoviert, mit 31 stellvertretender Leiter des Geowissenschaftlichen Museums in Göttingen und 2016 stellvertretender Direktor der Bayerischen Staatssammlung für Geologie und Paläontologie in München.

Logo Braunschweiger ZeitungDieser Artikel ist zuerst erschienen am 26.01.2022 (Bezahl-Artikel)

Und nun: Braunschweig. Anfang des Jahres hat Dr. Mike Reich die Nachfolge von Prof. Ulrich Joger als Direktor des Naturhistorischen Museums angetreten. „17 Jahre in Stellvertreterpositionen reichen“, sagt der zugewandt, aber selbstbewusst auftretende Wissenschaftler. „Museumschef, das ist für mich ein Traumjob“, erklärt Reich. „Weil er so vielfältig ist. Und die Chance bietet, Natur begreifbar zu machen.“

Eine Berufung als Professor für Paläontologie an die TU Freiberg habe er vor einigen Jahren abgelehnt. Zu spezifisch. Forschung – ja bitte. Aber darüber hinaus lägen ihm die Entwicklung von Institutionen am Herzen, das Organisieren von Ausstellungen, die Vermittlung naturkundlicher Themen an jederfrau. Das Verständnis für wichtige Details und das große Ganze des Ökosystems Erde will er fördern – „Empathie auch für Spinnen und Quallen wecken“, findet der gebürtige Brandenburger eine griffige Formel dafür.

Warum Seegurken so wichtig sind

Wobei sein besonderes Interesse den Seegurken gilt. Da ist er eine Kapazität. Brasilianische Kollegen hätten sogar mal eine neuentdeckte Art nach ihm benannt, lässt er sich entlocken. Warum ausgerechnet Seegurken? „Weil sie faszinierend sind“, sagt der Wissenschaftler mit dem blonden Vollbart. „Auf gewisse Weise sogar ästhetisch. Und ganz wichtig für das Ökosystem Meer.“

Seegurken seien sozusagen die Regenwürmer der Meere. Sie durchwühlten den Boden, brächten Sauerstoff hinein, verdauten darin enthaltene Stoffe und machten sie dadurch für andere Meeresbewohner verwertbar. „Sie haben winzige kalkige Skelettteile in ihrer Haut eingeschlossen, die teils wunderschöne Formen haben“, sagt Reich. Die hülfen ihnen bei der Fortbewegung und schützten sie vor Feinden.

Die unerforschte Welt der Stachelhäuter

„Seegurken gehören zu den Stachelhäutern“, erklärt der 48-Jährige weiter. Das sei eine Gruppe von Tieren, die vor allem den Meeresboden bevölkert: Seeigel, Seesterne, Seelilien, Schlangensterne, und Seegurken. „Sie sind noch nicht zu Ende erforscht. Das gefällt mir daran“, sagt Reich. „Ich liebe das Meer und Projekte, mit denen man noch einen Blumentopf gewinnen kann.“

Das gilt in gewisser Weise auch für das Naturhistorische Museum. Das sei schon eine gute Adresse. Nicht die allererste Liga wie das Frankfurter Senckenberg-Museum oder das Berliner Museum für Naturkunde. Aber doch ein mittelgroßes Haus, das weit über die Region ausstrahle, auch wegen seiner langen Tradition. Und noch viel mehr strahlen könne, wenn man die Bestände digitalisiere, auch mit 3D-Methoden, und so international verfügbar mache. Das sieht Reich als eine der Kernaufgaben, die er hier anpacken will.

Ziele: ein neues Depot und Räumlichkeiten für Sonderausstellungen

Dann könnte etwa die historische Sammlung der Vögel und Fledermäuse online gehen, die Johann Heinrich Blasius, ein Vorgänger Reichs im 19. Jahrhundert, aufbaute. Die Bedeutung von Museen, erläutert Reich, bemesse sich zum einen an der Größe ihrer Sammlung. Das Naturhistorische verfüge etwa über 500.000 Objekte (im Vergleich zu 40 Millionen im Senckenberg-Museum). Aber natürlich auch an den deren Relevanz. Da gehe es vor allem um das Vorhandensein sogenannter Holo- oder Urtypen neuer Tier- und Pflanzenarten, auf denen die weitere naturkundliche Forschung aufbaue. Da punkte Braunschweig zum Beispiel mit den Fledermäusen und Vögeln.

Ein zentrales Depot für die Museumssammlung zu schaffen, ist ein weiteres Ziel von Reich. Derzeit lagert sie an verstreuten Orten. Und auch vorzeigbare, zeitgemäße Räumlichkeiten für Sonderausstellungen will der neue Direktor endlich akquirieren, ein Vorhaben, an dem sich sein Vorgänger die Zähne ausbiss. Zunächst aber wolle er alle Mitarbeiter kennenlernen, „ihre Potenziale“ entdecken, um optimal mit ihnen zusammenarbeiten zu können. Das wolle er nämlich eine lange Zeit tun, macht Reich deutlich, dass er nicht gekommen sei, um bald wieder zu gehen. „Die Leitung dieses Hauses ist schon so etwas wie die Krönung meines bisherigen Lebensweges.“

Es darf auch kontrovers werden

Bei künftigen Sonderausstellungen will Reich auch kontroverse Themen anschneiden. Da könne es etwa um den Konflikt zwischen Windrädern und Vogelschutz gehen. Das Thema Biodiversität treibt den Naturkundler um, der privat gerne Landschaftsaquarelle malt, liest, aber auch selbst Bücher bindet. Sorgenvoll spricht er über den Schwund zahlreicher heimischer Insektenarten in den vergangenen 30 Jahren. Aber auch in den Ozeanen sei das große Sterben angebrochen, etwa im pazifischen Biodiversitäts-Hotspot zwischen Indonesien und den Philippinen. Eine Ursache sei Plastikmüll, der in winzig kleinen Partikeln tierische Stoffwechselkreisläufe vergifte. „Ich finde es wichtig, in Ausstellungen zu zeigen, wie das auch mit unserem Verhalten zusammenhängt.“

Wenn er als Paläontologe dem Aufkommen und Aussterben von Arten und erdgeschichtlichen Veränderungen in der Frühzeit nachspüre, helfe das auch, genauere Aussagen für die Zukunft zu treffen. Klimawandel als Prozess, durch Naturkatastrophen, aber auch durch menschliche Eingriffe habe es schon immer gegeben, betont Reich. Um den Planeten sei ihm dabei nicht bange. „Der ist erstaunlich robust.“ Ob Menschen und viele Tiere mit den aktuellen Veränderungen jedoch auf Dauer zurechtkämen, sei eine andere Frage.

Logo Braunschweiger ZeitungDieser Artikel ist zuerst erschienen am 26.01.2022 und erreichbar unter: https://www.braunschweiger-zeitung.de/kultur/article234414535/Vernarrt-in-Seegurken-neuer-Museumschef-in-Braunschweig.html (Bezahl-Artikel)

Am 25. und 26. Februar findet der 34. Braunschweiger Regionalwettbewerb mit 61 Projekten statt.

Die Hoffnung, „Jugend forscht“ und „Schüler experimentieren“ wieder in Präsenz veranstalten zu können, haben sich leider nicht erfüllt. Am 25. und 26. Februar kann der 34. Braunschweiger Regionalwettbewerb wegen der Corona-Pandemie erneut nur virtuell stattfinden.

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Im Projekt „HypoWave+“ geht es um neue Wege landwirtschaftlicher Lebensmittelproduktion im großen Maßstab. Das Ziel: wassersparende Anbauverfahren.

Die landwirtschaftliche Produktion ist weltweit immer stärker auf Bewässerung angewiesen. Doch regionale Wasserknappheiten und daraus resultierende Nutzungskonflikte nehmen zu. Ertragreiche Ernten sind auch in Deutschland aufgrund von lang anhaltender Hitze und trockenen Böden keine Selbstverständlichkeit. Gesucht werden daher neue, wassersparende Anbauverfahren.

Logo Braunschweiger ZeitungDieser Artikel ist zuerst erschienen am 28.01.2022 (Bezahl-Artikel)

Mit dem Forschungsprojekt „HypoWave+“ unter der Leitung der Technischen Universität Braunschweig fördert das Bundesministerium für Bildung und Forschung deshalb die Umsetzung einer alternativen landwirtschaftlichen Anbauform – kombiniert mit Wasserwiederverwendung im großtechnischen Maßstab. Wie die TU mitteilt, beträgt die Fördersumme 2,8 Millionen Euro. Projektpartner sind unter anderen auch der Abwasserverband Braunschweig, der Wasserverband Gifhorn und der Landwirtschaftsbetrieb „IseBauern“ in Wahrenholz im Kreis Gifhorn.

Pflanzen werden über eine Nährlösung versorgt

Beim HypoWave-Verfahren handele es sich um ein sogenanntes hydroponische Verfahren: Pflanzen werden in Gefäßen ohne Erde über eine Nährlösung unter Verwendung von recyceltem Wasser versorgt. Das Vorgängerprojekt war bereits in Hattorf erfolgreich erprobt worden. „Jetzt geht es darum, die Erfahrungen mit dem wassereffizienten Verfahren auf der Basis von recyceltem Wasser in die Großproduktion zu bringen und wissenschaftlich zu begleiten“, sagt Projektleiter Thomas Dockhorn von der TU Braunschweig.

Mit dem neuen HypoWave-Verfahren könne nicht nur eine Alternative zur Bewässerung mit Trink- und Grundwasser erschlossen werden. Die Anbauform bediene sich zugleich einer optimierten Nährstoffversorgung, da den Pflanzen lebenswichtige Nährstoffe wie Stickstoff und Phosphor aus dem aufbereiteten Wasser zugeführt werden.

Gewächshaus-Gemüse wird in der Region verkauft

Mit niedersächsischen Landwirten sollen auf einem Hektar Anbaufläche bis zu 700 Tonnen Tomaten und Paprika unter Glas produziert werden. Das Gemüse soll im regionalen Lebensmitteleinzelhandel bis auf eine kurze Winterpause ganzjährig verkauft werden. „Im Zuge der wissenschaftlichen Begleitung von HypoWave+ konzentrieren wir uns auf Fragen des Qualitätsmanagements und der Marktfähigkeit des Verfahrens“, sagt Projektkoordinatorin Martina Winker vom Institut für sozial-ökologische Forschung in Frankfurt.

Wichtig sei es, nicht nur für diesen Standort eine tragfähige Lösung zu entwickeln, sondern daraus auch Empfehlungen für andere Orte und Landwirte ableiten zu können. Der Klimawandel schreite sichtbar voran. Der regionale wasserschonende und ganzjährig im Gewächshaus mögliche Gemüseanbau könne daher zu einer echten Option für Landwirte werden. „Dafür wollen wir die notwendigen Weichen stellen“, sagt Winker.

Logo Braunschweiger ZeitungDieser Artikel ist zuerst erschienen am 28.01.2022 und erreichbar unter: https://www.braunschweiger-zeitung.de/braunschweig/article234425825/TU-Braunschweig-Gemueseanbau-mit-recyceltem-Wasser-und-ohne-Erde.html (Bezahl-Artikel)

Seit dem 1. Juli ist sie im Amt: Jetzt spricht Braunschweigs neue TU-Präsidentin über ihren Start und ihre Pläne.

Die Psychologie-Professorin Angela Ittel ist seit dem 1. Juli Präsidentin der Technischen Universität (TU) Braunschweig. Wir haben jetzt mit ihr gesprochen.

Logo Braunschweiger ZeitungDieser Artikel ist zuerst erschienen am 6.12.2021 (Bezahl-Artikel)

Was sind Ihre wichtigsten Eindrücke nach dem Start?

Ich bin in Braunschweig „angekommen“ und habe meine TU kennengelernt, einen Super-Eindruck bekommen. Mir ist etwas aufgefallen, das mir viel bedeutet: Das ist die Begeisterung, die mir hier begegnet. Den Satz „Das gibt es nur in Braunschweig“ habe ich ziemlich oft gehört. Und dann kam sehr oft der Zusatz: „Und wir sind stolz darauf.“

Und: Stimmt es?

Tatsächlich – und es ist viel dabei, von dem viele außerhalb Braunschweigs, auch ich, noch nichts wussten. Natürlich spornt mich das an, es noch sichtbarer zu machen. Das ist ein Ziel, das ich beim Amtsantritt noch gar nicht so hatte. Aber jetzt umso mehr.

Nennen Sie Beispiele?

Unfair, etwas herauszugreifen. Aber als ein unterschätztes herausragendes Beispiel möchte ich einmal die Asphaltforschung im Institut für Straßenwesen herausgreifen. Lärmminderung, Effizienz, Nachhaltigkeit, da ist alles drin, das hat mich ehrlich überrascht. Und als Psychologin freue ich mich enorm über die Qualität der Ausbildung in der Psychotherapie. Sie ist gerade aktuell ein wichtiges und gesellschaftlich relevantes Thema in Pandemiezeiten. Es freut mich, dass hier so eine sichtbare und phantastische Arbeit geleistet wird.

Auch die Geisteswissenschaften sind in die Technische Universität gut integriert.

Stimmt. Alle sprechen von der Interdisziplinarität, hier wird sie durch die Forschungsschwerpunkte wirklich gelebt. Hier wollen sich nicht nur die Fakultäten präsentieren, sondern auch die fächerübergreifenden Forschungsschwerpunkte. Das zeigt schon die enorme Bereitschaft, wirklich zusammenzuarbeiten und das auch zu vermitteln. Auch in unseren Exzellenz-Clustern wollen wir hart daran arbeiten, die Geistes- und Sozialwissenschaften noch mehr zu integrieren. Das ist nicht selbstverständlich für eine Technische Universität! Und daher umso wichtiger.

Der Zauber des Anfangs – das ist völlig normal. Aber was ist Ihnen jetzt besonders wichtig?

Das sind besonders die Themenfelder Digitalisierung, Internationalisierung, Gleichstellung und Diversität und die Erweiterung des Transferbegriffs. Wichtig ist mir die regionale Verankerung. Der auf Augenhöhe stattfindende Dialog mit der Gesellschaft, von der Fragestellung bis hin zu Forschungsergebnis und Transfer. Der verläuft nicht nur in eine Richtung, von der Universität in die Gesellschaft, sondern es geht mir auch um den wechselseitigen Austausch von Wissen. Hier können wir Alleinstellung erreichen.

Reicht Ihnen das Haus der Wissenschaft dazu bereits als Schaufenster – oder ist es das überhaupt?

Ja, es ist in der Tat ein Schaufenster, eine Plattform. Ich würde gerne noch aktiver mit dem Haus der Wissenschaft zusammenarbeiten. Wir sind Nachbarn, sind in gutem Kontakt, hier sehe ich wunderbare Anknüpfungspunkte.

Gehen wir Ihre Themenfelder mal durch. Internationalisierung …

Wir müssen unsere Internationalität mehr betonen, mehr darüber sprechen. Wie international wir in unserer Region tatsächlich sind, das sagen wir zu selten. Denn es ist klar: Wenn wir unsere Region vielfältiger, internationaler darstellen, hilft das auch, Menschen anzuziehen und zu gewinnen. Ich möchte die TU Braunschweig gern in Richtung einer global denkenden Universität entwickeln. Alles, was wir tun und planen, muss global gedacht werden. Das ist mir sehr wichtig.

Stichwort Digitalisierung …

Die Begleitung der Studierenden von der Einschreibung bis zu den Alumni – das sollte in einem einheitlichen System erfolgen. Digitalisierung der Verwaltung, digitale Prozesse, da müssen wir noch viel tun. So verheerend die Corona-Pandemie auch ist, zumindest in dieser Hinsicht haben wir in den vergangenen eineinhalb Jahren viel gelernt. Ich sage Ihnen ehrlich: Den Druck, jetzt zur „alten Normalität“ zurückzukehren, sehe ich kritisch. Wir haben viele Prozesse durch den notgedrungenen Digitalisierungsschub auch zum Besseren verändert, bitte nicht wieder zurückfallen!

Studierende und Lehrende hocken isoliert in ihrer Kammer, das ist doch kein Uni-Leben.

Natürlich wollen wir nicht Fernuniversität werden. Keinesfalls! Es geht doch um die digital ermöglichte Option, flexible Angebote anzubieten und wahrzunehmen. Das ist die Stärke! Dann kann sich auch jemand aus dem Ausland zuschalten, und ich muss auch nicht für ein zweistündiges Meeting ins Ausland fliegen. Nicht zu vergessen: Wenn ich zuhause jemanden pflegen muss, mich um ein Kind kümmern will, bin ich flexibel, Angebote der Uni zu nutzen.

Einspruch: Mit zunehmender Digitalisierung verlieren wir auch Menschen. Wir müssen uns sehen, uns gegenübersitzen.

Natürlich können wir es nicht hinnehmen, Leute zu verlieren und natürlich brauchen wir Kontakte. Wir spürten gerade, wie gut es tut, Menschen wieder zu sehen. Es geht darum, neue Möglichkeiten zu nutzen. Deshalb ist es ja gerade so wichtig, hier keine Dimension auszuschließen – und in der konsequenten Digitalisierung hatten und haben wir Nachholbedarf.

Stichwort Gleichstellung. Da ist doch schon alles erreicht, für Sie bleibt nichts mehr zu tun …

Sehr lustig. Schön wär’s, wenn Sie Recht hätten. Da ist in allen Bereichen noch sehr viel zu tun. Immerhin beträgt mit meinem Antritt als Präsidentin der weibliche Anteil in der Hochschulleitung in Deutschland wieder 24 Prozent. Das ist nicht Gleichstellung. Aber ich rede nicht nur von der Hochschulleitung. Der Professorinnen-Anteil in den Spitzenpositionen beträgt weniger als ein Drittel. Wir haben auf fast allen Feldern Gleichstellung noch lange nicht erreicht. Ich kenne das Augenrollen, die Widerstände. Aber da bin ich gewappnet und freue mich auf die motivierte Arbeit.

Bei den Studierenden sieht es besser aus.

Ja, darum geht es ja. Die Lücke, der Gender-Gap, tritt später auf, wenn es um die Übernahme von Verantwortung und Führungspositionen geht. Und hören wir auf, davon zu reden, dass es nur für Frauen wichtig sei, Familie und Beruf miteinander zu vereinen. Bei diesem Thema bin ich – auch und gerade als zweifache Mutter – sehr sensibel. Das Thema Gleichstellung und Chancengerechtigkeit ist nicht nur aufs Geschlecht zu reduzieren. Es ist für eine offene und tolerante Bildungsorganisation ein zentrales Thema. Das ist für mich ein Grundsatz. Ich zweifele nicht, dass wir uns darüber an meiner Universität einig sind. Aber wir können es noch sichtbarer machen und dürfen nicht aufhören daran zu arbeiten. Jeden Tag.

Wie konkret?

Ein kleines Beispiel: Jetzt veranstalten wir das erste digitale Frauennetzwerk hier an der TU. Ich habe alle Professorinnen und Postdoktorandinnen eingeladen, darunter etliche wichtige Akteurinnen, zum Beispiel bei Acatech, der Deutschen Akademie der Technikwissenschaften. So etwas hatten wir hier noch nicht. Es ist auch ein Symbol dafür, dass Netzwerke für die Sichtbarkeit von Frauen wichtig sind.
Und: Auch die Berufungsprozesse werden wir uns genauer anschauen. Ja, vieles wurde auch schon gemacht. Doch es gibt noch Stellschrauben, an denen man drehen kann. Wir wollen es verbindlicher machen. Und werden ein Diversity Impact Assessment durchführen. Hier können wir methodisch von der Wirtschaft lernen, um auch schon subtile Diskriminierung verhindern zu können. Da geht es bereits um die Formulierungen in Stellenangeboten, die Themen, ja, auch die direkte Ansprache von Bewerberinnen für alle Positionen.

Wird man damit auch besser?

Das ist das Ziel der Methode. Wir beginnen jetzt damit. Wir sind die erste Uni in Deutschland, die das durchführt. Lassen Sie uns in einem Jahr nochmal darüber reden. Die Erhöhung und Stärkung der Diversität ist Teil einer ganzheitlichen Exzellenz, die wir gemeinsam entwickeln.

Abgemacht. Wo liegen international Ihre Vorbilder?

Man kann in die Niederlande blicken. Manche Unis haben da beschlossen, so lange nur noch Frauen zu berufen, bis eine Gleichstellung erreicht ist. Zum Beispiel die Technische Universität Eindhoven. Das geht schon rechtlich in Deutschland nicht, weil es nur um die Bestenauswahl geht.

Würden Sie persönlich denn so weit gehen?

Natürlich glaube ich auch an die Stärke der Bestenauswahl. Doch ich denke, dass wir auch noch sehr viele Möglichkeiten haben, an den Stellschrauben der Auswahlprozesse anzusetzen. An denen, die uns dazu bringen, zu glauben, dass diese oder eine andere Person die oder der Beste ist.

Das war jetzt eine ausweichende Antwort.

Nein, überhaupt nicht. Es ist klar, dass ich eine solche Ansage, nur Frauen zu berufen, nicht machen würde. Damit verändern wir die Haltungen der Menschen nicht, die solche Auswahlprozesse gestalten. Ich will ganz einfach und konkret mehr Auswahlgerechtigkeit, als das bislang der Fall ist.

Irgendwann berufen Sie dann nur noch Männer.

Das will ich auch nicht. Ich will ja nur die Besten berufen.

Schon klar. Was ist Ihnen in einer ersten Bilanz im Präsidentinnenamt noch besonders wichtig?

Ich bin eine Präsidentin für alle! Da breche ich dann gern auch einmal vertraute, „handverlesene“ Strukturen auf. Das hat bislang wunderbar funktioniert: Eben meine Art, meine Wertschätzung für alle Mitarbeitenden auszudrücken. Besonders wichtig ist mir auch, die Rückkehr der Studierenden auf den Campus zu unterstützen. Ich weiß, wie schwierig das gerade ist. Für alle. Außerdem ist mir die nationale und internationale Sichtbarkeit und Vernetzung unserer TU wichtig! Da haben wir noch Potential.

Sie haben es noch nicht bereut?

Ich bin der Aufgabe gegenüber nicht weniger demütig geworden, als ich es bei meinem Amtsantritt war. Ja, manches ist komplexer als gedacht, aber bereuen tue ich nichts. Ganz im Gegenteil. Die Demut möchte ich mir beibehalten.

Ihre erste Amtszeit währt sechs Jahre. Eine mögliche zweite weitere acht Jahre. Gehen wir von 14 Jahren aus, nur mal so. Was ist dann erreicht?

Eine offene, chancengerechte Universität, die ihre Werte auch tatsächlich lebt. Auch global weiß man, wo die TU Braunschweig liegt und was wir hier für tolle, auch einzigartige Sachen machen. Ganzheitlich exzellent! Das sollten wir auch schon etwas früher geschafft haben.

Was heißt das für Sie?

Eine ganzheitlich exzellente Universität poliert nicht nur an ihren Leuchttürmen, sondern hebt die gesamte Uni auf ein global kompatibles Niveau in den Themen, die wir hier besprochen haben.

Global kompatibel, wer versteht das?

Ja, es hebt die gesamte Universität auf ein exzellentes Niveau, nicht nur einzelne Forschungsprojekte. Darum geht es jetzt: Die TU kann als Ganzes nur so exzellent sein wie ihre schwächeren Glieder.

Das hat noch keiner geschafft.

Deshalb arbeiten wir alle daran. Wir sind sehr stolz auf unsere Leuchttürme. Doch wir müssen auch täglich an exzellenten Standards arbeiten. Auch die Leuchttürme brauchen eine Uni, die nachwächst, die sie unterstützen kann. Dann klappt’s auch mit der ganzheitlichen Exzellenz – unabhängig von formalen Wettbewerben. Das ist wichtig! Und klar ist: Auch die Leuchttürme müssen für die gesamte Universität denken. Die Menschen, die ich bislang getroffen habe, arbeiten begeistert mit und sprühen vor Ideen. Ich freue mich auf die nächsten Jahre der gemeinsamen Arbeit.

Angela Ittel ist Professorin für Pädagogische Psychologie, war von 2014 bis 2021 hauptberufliche Vizepräsidentin der TU Berlin. Ihr Weg führte sie nach Psychologie-Studium an der Florida International University und Promotion an der University of California Santa Cruz über das Max-Planck-Institut für Bildungsforschung, Berlin, zu den weiteren Stationen Uni Jena, TU Chemnitz und die FU Berlin. Angela Ittel gilt als erfolgreiche Wissenschaftsmanagerin in Sachen strategische Hochschulentwicklung, Exzellenzstrategie, Gleichstellung und Diversität.

Logo Braunschweiger ZeitungDieser Artikel ist zuerst erschienen am 6.12.2021 und erreichbar unter: https://www.braunschweiger-zeitung.de/braunschweig/article234021921/Angela-Ittel-Ich-will-eine-TU-der-Vielfalt-und-der-Exzellenz.html (Bezahl-Artikel)

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Festvortrag zu 275 Jahre Fürstenberg

Dr. Christian Lechelt, Leiter des Museums Schloss Fürstenberg, wird am Donnerstag, 4. August (18.30 Uhr) im Herzog Anton Ulrich-Museum den Festvortrag zum 275-jährigen Bestehen der Porzellanmanufaktur Fürstenberg halten. Die weltberühmte Porzellanmanufaktur Fürstenberg ist lebendiges Kulturgut des Landes Niedersachsen. Die Geschichte von Fürstenberg begann am 11. Januar 1747 als Herzog Carl I. von Braunschweig-Wolfenbüttel auf dem Jagdschloss Fürstenberg eine Porzellanmanufaktur gründete.

Der Museumsleiter berichtet von einer turbulenten Reise durch drei Jahrhunderte und beleuchtet die Fürstenberg-Geschichte zwischen großer Historie und amüsanten Anekdoten. Des Weiteren stellt Dr. Martina Minning, Leiterin der Abteilung Angewandte Kunst im Herzog Anton Ulrich-Museum, das prunkvolle Uhrgehäuse aus der Frühzeit der Fürstenberger Manufaktur vor, das mit Unterstützung der Hans und Helga Eckensberger Stiftung erworben wurde.

Der Treffpunkt für die Veranstaltung ist im Foyer des Apoll des Herzog Anton Ulrich-Museums (rechter Treppenaufgang, Eingang Verwaltung/Bibliothek). Der Eintritt ist frei, um Anmeldung beim Buchungsservice wird gebeten:

E-Mail: buchung.haum@3landesmuseen.de
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