„Chanel No. 5“ war immer dabei

Museumsdirektorin Dr. Ulrike Sbresny inspizierte die letzte von Victoria Luise genutzte Handtasche. Foto: Schlossmuseum Braunschweig/Peter Sierigk
Museumsdirektorin Dr. Ulrike Sbresny inspizierte die letzte von Victoria Luise genutzte Handtasche. Foto: Schlossmuseum Braunschweig/Peter Sierigk

Victoria Luises zuletzt benutzte Handta­sche ist ein spannendes Zeitdo­ku­ment und wird Teil der Mitte September im Schloss­mu­seum begin­nenden Sonder­aus­stel­lung „Victoria Luise – ein Leben, zwei Welten“.

Die Vorbe­rei­tungen auf die neue Sonder­aus­stel­lung „Victoria Luise – ein Leben, zwei Welten“ laufen im  Schloss­mu­seum Braun­schweig auf Hochtouren. Vom 14. September an wird die einzige Tochter des letzten deutschen Kaisers Wilhelm II. und spätere Herzogin zu Braun­schweig-Lüneburg ein Jahr lang Thema dieser beson­deren Präsen­ta­tion sein. Das Haupt­au­gen­merk wird auf die Person Victoria Luise gelegt, deren Leben aus verschie­denen Perspek­tiven betrachet wird. Anlass der Ausstel­lung ist die 125. Wieder­kehr ihres Geburts­tags am 13. September 1892.

Immer mehr Exponate treffen gegen­wärtig im Schloss­mu­seum ein und manchmal tritt Überra­schendes zutage. Aktuell wurde die letzte Handta­sche, die Victoria Luise vor ihrem Tod am 11. Dezember 1980, benutzte, aus Privat­be­sitz für die Dauer der Ausstel­lung als Leihgabe übergeben. Museums­di­rek­torin Dr. Ulrike Sbresny inspi­zierte den Inhalt und stellte fest: „Es handelt sich um eine typische Frauen­hand­ta­sche. Sie ist aber auch etwas sehr Persön­li­ches und darüber hinaus ein spannendes Zeitdo­ku­ment. Wir sind froh, dass wir die Handta­sche zeigen können“. Selbst der Inhalt der Tasche dokumen­tiert den Bruch zwischen dem Leben als Kaiser­tochter und dem als „normale“ Bürgerin im Alter – eben ein Leben, zwei Welten.

Victoria Luise hatte neben Dingen, die sie im Alltag nutzte, wie Porte­mon­naie, zerknit­terte Papier­ta­schen­tü­cher, einem ärztli­chen Schreiben und sogar Würfel­zu­cker, auch ihre Ausweise in der schwarzen Leder­ta­sche mit Messing­be­schlag bei sich. Der weitere Inhalt zeugt vom großen Stellen­wert, den  Pflege, Mode und Schönheit bis zuletzt für Victoria Luise besessen hatte. Noch immer befinden sich Haarnetze, Lippen­stift, Puderdose, Taschen­spiegel und ein origi­nal­ver­packter Flacon des Parfüms „Chanel No. 5“ in der Handta­sche.

Es gibt jedoch auch Hinweise auf die finan­zi­ellen Schwie­rig­keiten, die das Alltags­leben der früheren Herzogin zu Braun­schweig und Lüneburg bereitete: eine Brille war zerbro­chen und wurde nicht sofort ersetzt. Selbst ihre vielen sozialen Kontakte, auf die sie stets beson­deren Wert legte, werden durch den Inhalt der Tasche deutlich, die auch ein Faltblatt zu einem Konfir­ma­ti­ons­got­tes­dienst sowie eine Visiten­karte enthält.

Victoria Luise war eine schil­lernde Persön­lich­keit, die die großen Brüche des 20. Jahrhun­derts erlebte. Auf ihrer pompösen Hochzeit 1913 mit Ernst August von Hannover tanzten der englische König und der russische Zar noch einen letzten Tanz vor dem 1. Weltkrieg. 1918 musste ihr Ehemann, der Braun­schwei­gi­sche Herzog, abdanken und zog mit Victoria Luise und ihren Kindern ins öster­rei­chi­sche Exil. 1945 verlor das Paar durch die Besetzung von Schloss Blanken­burg ein weiteres Mal seine Heimat und floh nach Schloss Marien­burg bei Hannover. Nach dem Tod ihres Ehemannes (1953) und einer Ausein­an­der­set­zung mit ihrem Sohn Ernst August lebte Victoria Luise von 1956 an in Braun­schweig. Sie war populäres Mitglied der Stadt­ge­sell­schaft und gern gesehener Gast bei zahlrei­chen Veran­stal­tungen. Die Trauer­feier zu ihrem Tod fand unter reger Anteil­nahme der Öffent­lich­keit im Braun­schweiger Dom statt.

Die Sonder­aus­stel­lung „Victoria Luise – ein Leben, zwei Welten“ nähert sich der Person Victoria Luise über die Präsen­ta­tion persön­li­cher Gegen­stände wie zum Beispiel der Handta­sche. Gezeigt werden Schmuck, Kleidungs­stücke und Gemälde sowie histo­ri­sche Fotos und Filme.

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