Das geschah während der Jungstein­zeit in Nieder­sickte

Ausgrabung 2019: Erdwerkgraben voller Schlachtabfälle von Rindern bei der Ausgrabung 2019. Foto: NLD Bezirksarchäologie Braunschweig

33. archäo­lo­gi­sche Hinweis­tafel der Braun­schwei­gi­schen Landschaft befasst sich mit im Neubau­ge­biet entdeckten Erdwerken

Mit den seit 1995 aufge­stellten archäo­lo­gi­schen Hinweis­ta­feln lädt die Arbeits­gruppe Heimat­pfleger der Braun­schwei­gi­schen Landschaft Bürge­rinnen und Bürger zu spannenden Entde­ckungs­reisen an weniger bekannte, regio­nal­ge­schicht­liche Orte im Braun­schwei­gi­schen ein. Mit den Erdwerken Nieder­sickte und der „Stellung Panther“ in Alvesse, Gemeinde Edemissen, sind die Hinweis­schilder 31 und 32 enthüllt worden.

In diesem Jahr soll mit dem Fährturm Schöningen eine weitere Hinweis­tafel hinzu­kommen. Auf den gestal­teten Schildern wird an den betref­fenden Orten mit Texten, Fotos und Grafiken über die jewei­ligen Hinter­gründe infor­miert. Die meisten Tafeln stehen an Rad- oder Wander­wegen und sind gut sichtbar angebracht. Das Projekt „Hinweis­ta­feln“ wird von der Stiftung Braun­schwei­gi­scher Kultur­be­sitz gefördert.

Enthül­lung der Hinweis­tafel in Nieder­sickte. Foto: Braun­schwei­gi­sche Landschaft

Jungstein­zeit­liche Erdwerke in Nieder­sickte

Im Braun­schweiger Land wurden im 4. Jahrtau­send v. Chr. zahlreiche Erdwerke angelegt. Die großen Graben­ringe sind noch heute auf Luftbil­dern gut zu erkennen sind. Die Gräben zeichnen sich noch als Verfär­bungen im Boden ab und waren ursprüng­lich bis zu vier Meter breit und rund einein­halb Meter tief. In Nieder­sickte wurde bei der Erschlie­ßung des Bauge­biets „Salzdah­lumer Straße“ eines solcher jungstein­zeit­li­chen Erdwerke entdeckt und archäo­lo­gisch erkun­detet. Darauf verweist jetzt eine Hinweis­tafel.

Das ursprüng­liche Erdwerk am südlichen Ortsrand Nieder­sicktes wurde später zu einer Doppel­gra­ben­an­lage erweitert. Unmit­telbar östlich davon wurde ein weiteres großes Erdwerk mit sogar drei Gräben gebaut. Der Arbeits­auf­wand für ihre Erbauung war seiner­zeit enorm. Die archäo­lo­gi­schen Unter­su­chungen haben ergeben, dass alle drei Anlagen aus der Zeit zwischen 4000 und 3700 v. Chr. stammen. Große Mengen an entdeckten Schlacht­ab­fällen sprechen dafür, dass die Gräben eine Rolle bei der Rinder­hal­tung besessen haben müssen. Zerbro­chene Keramik­ge­fäße, mensch­liche Schädel und Urgehörne aus den Gräben zeigen aber, dass dort auch religiöse Handlungen statt­fanden.

Deckname „Panther“

Nachrich­ten­hel­fe­rinnen posieren mit einem Soldaten vor einem Bunker. Foto: Sammlung Hans-Werner Fricke

Eine weitere Hinweis­tafel wurde in Alvesse, Gemeinde Edemissen, aufge­stellt. Die Geschichte reicht jedoch im Gegensatz zu Nieder­sickte nicht einmal ein Jahrhun­dert zurück. Die „Stellung Panther“ der 32. Flugmelde-Leitkom­panie war Teil des Vertei­di­gungs­sys­tems, das vor nächt­li­chen Luftan­griffen während des Zweiten Weltkriegs warnen sollte. Bis Mitte 1942 vergrö­ßerte sich die sogenannte „Kammhuber-Linie“ zu einer ununter­bro­chenen Kette von Dänemark bis Frank­reich. Die Schein­wer­fer­re­gi­menter hatten in jeweils etwa 40 Kilome­tern Abstand einzelne Stellungen. Jede Stellung verfügte über Radar­ge­räte für die Frühwar­nung und Gesamt­über­wa­chung.

Die „Stellung Panther“ befand sich zu einem Teil auf dem heutigen Sport­platz des TSV Rietze/Alvesse. Wenige Relikte dieser Zeit sind noch erkennbar: der ehemalige Badeteich am Sport­platz­rand und die Reste eines Beton­so­ckels auf einem Feld in der Nähe des Sport­platzes. Anfang des Jahres 1942 begann das Luftgau­kom­mando 6 Münster in der Alvesser Feldmark die Baustelle einzu­richten.

Über Herkunft und Alltag der Luftwaf­fen­sol­daten und der Nachrich­ten­hel­fe­rinnen ist nur wenig bekannt. Die Offiziere und Unter­of­fi­ziere waren während der Bau- und Einsatz­phase in Privat­quar­tieren unter­ge­bracht. Die Nachrich­ten­hel­fe­rinnen lebten in Baracken und hatten 24 Stunden Dienst, anschlie­ßend 24 Stunden frei.

Enthül­lung der Hinweis­tafel in Alvesse. Foto: Braun­schwei­gi­sche Landschaft

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