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Degradiert zu einer Verkehrsdrehscheibe

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Braunschweigs Plätze, Folge 14: Als der John F. Kennedy-Platz noch Augustplatz hieß, war er der „schönste Stadteingang des klassizistischen Wallrings“.

Die aktuelle Situation vom Süden kommend auf den John F. Kennedy-Platz. Foto: Elmar Arnhold

Der John F. Kennedy-Platz erhielt seinen Namen nach der Ermordung des US-Präsidenten im November 1963. Zu dieser Zeit war die vollständige Umgestaltung des einstigen Augustplatzes zu einem Verkehrsknotenpunkt gerade abgeschlossen.  Den Kennedy-Platz eint damit das traurige Schicksal der Mutation zu einem bedeutenden Verkehrsknotenpunkt in einer damals zum Ziel erhobenen „autogerechten“ Stadt nach den Bombenzerstörungen während des Zweiten Weltkriegs mit dem Radeklint.

Einst geniale Konstruktion

„Die heutige Bebauung des trichterförmig nach Süden geöffneten Platzes zeigt sämtliche Stilrichtungen der Architektur nach 1950. Aus der Zeit vor 1945 sind neben dem dreieckigen Gründerzeitblock zwischen Kennedy- und Lessingplatz nur wenige historische Relikte erhalten“, schreibt der renommierte Bauhistoriker Elmar Arnhold, der auch Stadtteilheimatpfleger für die Innenstadt Braunschweigs ist. Den vorherigen Augustplatz bezeichnet er als „geniale Konstruktion“ mit neuer Okerbrücke und einem Straßendreistrahl der zentral in die Innenstadt führte und abzweigend zum Löwenwall und zum Lessingplatz.

Der einstige Plan von Peter Josef Krahe (Norden unten) für das Augusttor. Foto: Stadtarchiv

Gemeinsam mit ihm stellt „Der Löwe – das Portal für das Braunschweigische“ Braunschweigs Innenstadt-Plätze in monatlicher Folge vor. Die Serie basiert auf dem von ihm verfassten und von der Richard Borek Stiftung herausgegeben Buch „Braunschweiger Plätze in Geschichte und Gegenwart“ (s.u.). Anlass für das Buch waren die Umgestaltungspläne für den Hagenmarkt. Herausgekommen ist ein attraktives Standardwerk. Eine zweite Auflage ist in Planung. Mit dem Erscheinen ist nach den Sommerferien zu rechnen.

Da vom historischen Augustplatz nach der Umgestaltung nichts mehr übriggeblieben war, sei die Umbenennung nach einer zeitgenössischen Persönlichkeit seinerzeit „durchaus folgerichtig“ gewesen, meint Arnhold. Mit den Wiederaufbauplänen nach 1945 endete aber die Geschichte der von Peter Josef Krahe im Zuge der Anlage des Wallrings geschaffenen Torsituation. Für Bauhistoriker Arnhold war es von 1806 an „der wohl schönste Stadteingang des klassizistischen Wallrings“.

Portikus im Bürgerpark

Den ersten einschneidenden Eingriff hatte die großzügig und nach Vorbildern der Stadtbaukunst der Renaissance und des Barocks gestalte Platzanlage mit der dreieckigen Bebauung zwischen den drei Torstraßen. Dem Bauvorhaben fiel ein klassizistisches Wachgebäude zum Opfer, dessen Portikus heute im Bürgerpark zu finden ist.

Das ehemalige klassizistische Wachgebäude wurde 1895 abgebrochen. Foto: Archiv der Heimatpfleger Braunschweig

Der repräsentative Platzcharakter blieb bis zur autogerechten Umgestaltung erhalten. Es hatte während des Krieges Beschädigungen an der Randbebauung gegeben, aber eine völlige Zerstörung war ausgeblieben. Brandbomben zerstörten allerdings den gründerzeitlichen Palais Riedesel, in dem Dannes Hotel untergebracht gewesen war.

Ursprung um 1200

Der historische Augustplatz war nach dem einstigen Augusttor, einem der wichtigsten Stadttore Braunschweigs, benannt. Es führte die Ausfallstraße in Richtung Süden zur ehemaligen Residenzstadt Wolfenbüttel. Der Name des Tores ging auf Herzog August Wilhelm (1662 – 1731) zurück. Das mittelalterliche Aegidientor war vermutlich während der ersten Gesamtbefestigung der Stadt durch Otto IV. um 1200 entstanden. Der Torturm befand sich am Südende der heutigen Auguststraße und hätte seinen Standort heute mitten auf dem weitläufigen Platz. Der Torturm war bereits 1728 abgebrochen worden. Eine Platzsituation war jedoch erst mit der Schaffung des Wallrings anstelle der Befestigungsanlagen entstanden.

Das ehemalige Palais Riedel wurde während des Zweiten Weltkriegs völlig zerstört. Foto: Archiv der Heimatpfleger

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