Die zweite „Heinrichs­linde“ ist gefällt

Ungewohnter Anblick: Domplatz ohne „Heinrichslinde“. Foto: Der Löwe
Ungewohnter Anblick: Domplatz ohne „Heinrichslinde“. Foto: Der Löwe

Bis auf weiteres: Ungewohnter Anblick am Domplatz, aber Nr. 3 ist schon im Anmarsch.

An diesen Anblick müssen sich die Braun­schweiger erst gewöhnen: Wegen des mittler­weile unsicheren Stands musste die „Heinrichs­linde“ auf dem Domplatz gefällt werden. Unter­su­chungen hatten den sehr wacke­ligen Zustand des wohl berühm­testen Baum Braun­schweigs zutage gefördert und die traurige Konse­quenz auch in der großen Eile unumgäng­lich gemacht. Nach Angaben der Stadt soll aber bereits im Januar der Nachfolger, natürlich ebenfalls eine Linde, gepflanzt werden.

Morsch und befallen

Baumstamm und Wurzeln seien verfault und von Pilzen befallen gewesen, teilte die Stadt mit. „Gefahr im Verzug“ hatten zuvor die Gutachter gemeldet. Sie mussten wegen Einsturz­ge­fahr die Unter­su­chungen und die Zugprü­fung vorzeitig abbrechen. Tags darauf rückten sie schon mit Ketten­sägen an und machten der Linde den Garaus. Noch steht der Stumpf, eventuell soll an dieser Stelle erst einmal ein aufge­stellter Weihnachts­baum die Wunde im Stadtbild schließen.

Ein Foto aus besseren Tagen: Heinrichslinde in voller Pracht. Foto: Der Löwe
Ein Foto aus besseren Tagen: Heinrichs­linde in voller Pracht. Foto: Der Löwe

Durch das Fällen verhin­derte die Stadt ein Ereignis, wie es sich 1894 zugetragen hatte. Damals stürzte die „erste“ Heinrichs­linde ein, nachdem es jahrelang Versuche gegeben hatte, sie zu retten. Am Ende war der tradi­ti­ons­reiche Baum schon reichlich gestutzt gewesen und tatsäch­lich kein schöner Anblick mehr. In seiner vollen Pracht soll er aber eine Höhe von 24 Metern und einem Stamm­um­fang von rund sechs Metern gehabt haben.

Einst ältester Baum der Stadt

Alte Postkarte mit der ersten „Heinrichslinde” und dem um 1830 abgerissenen Stiftsgebäude. Foto: Archiv Ostwald
Alte Postkarte mit der ersten „Heinrichs­linde” und dem um 1830 abgeris­senen Stifts­ge­bäude. Foto: Archiv Ostwald

Die erste „Heinrichs­linde“ galt als ältester Baum der Stadt. Sie hatte wegen der Bautä­tig­keit in ihrem Umfeld und durch die Pflas­te­rung des Domplatzes merklich gelitten und war seither mächtig angeschlagen. Wann sie aber und vor allem von wem sie tatsäch­lich ursprüng­lich mal gepflanzt worden war, ist nicht belegt. Eine erste Erwähnung gab es immerhin 1492 wohl durch den Braun­schweiger Geschichts­schreiber Cord Bote. Einer Sage nach sollte sie Heinrich der Löwe schon 1173 sie gepflanzt haben, deswegen auch der Name. Aber das ist Humbug und kann aus mehreren Gründen nicht stimmen.

Die zweite „Heinrichs­linde“, die auf dem erhöhten Rondell gepflanzt wurde, das heute noch existiert, brachte es in fast 130 Jahren immerhin auch auf 19 Meter Höhe und einen Kronen­durch­messer von zwölf Metern. Bevor nun die dritte „Heinrichs­linde“ gepflanzt wird, will die Stadt ein sogenanntes Wurzel­kam­mer­system instal­lieren und optimale Bedin­gungen für den Neuan­kömm­ling schaffen, damit er vielleicht so alt wird wie das Original.

Mehr unter: www.der-loewe.info/fake-news-um-die-heinrichslinde

 

 

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