Eine statt­liche Fürsten­re­si­denz

Schloss Hessen, heute. Foto: IBR
Schloss Hessen, heute. Foto: IBR

Braun­schwei­gi­sche Geschichte(n), Folge 10: Der Lustgarten machte die besondere Stellung von Schloss Hessen als welfi­schem Residenzort aus.

Wer die Bundes­strasse von Wolfen­büttel nach Halber­stadt fährt, kommt durch den Ort Hessen und kann unschwer ein bedeu­tendes Denkmal der Braun­schwei­gi­schen Regio­nal­ge­schichte übersehen: Das Schloss Hessen, das es lohnt, einmal näher betrachtet zu werden. Es ist fraglos ein attrak­tives Ausflugs­ziel.

Zur Zeit der Herzöge Julius (1528–1589)  und Heinrich Julius (1564–1613) erlebte das Schloss Hessen seine Blütezeit. Im Jahre 1560 bezog Julius mit seiner jungen Frau Hedwig von Branden­burg (1540–1602) Schloss Hessen, nachdem eine vorläu­fige Aussöh­nung mit seinem Vater Heinrich dem Jüngeren (1489–1568) statt­ge­funden hatte. Neben der persön­li­chen Hofhal­tung des braun­schwei­gi­schen Erbprinzen war es vor allem seine Absicht, sich dort gründlich auf die zu erwar­tenden Staat­ge­schäfte vorzu­be­reiten.

Histo­risch bedeut­samen Ort der Regio­nal­ge­schichte

Dies war notwendig, da er als jüngerer Prinz zwar eine sehr gute theolo­gi­sche und humanis­ti­sche Ausbil­dung erfahren hatte, jedoch nicht auf eine mögliche Regie­rungs­ver­ant­wor­tung vorbe­reitet worden war. Erst nach dem Tod seiner beiden älteren Brüder in der Schlacht bei Sievers­hausen am 9. Juli 1553 trat Julius in die Rolle als Thron­folger ein. Am 15. Oktober 1564 wurde auf Schloss Hessen der Sohn Heinrich Julius geboren. Vater und Sohn waren die bedeu­tendsten braun­schwei­gi­schen Herzöge der Frühen Neuzeit, womit auch Schloss Hessen zu einem histo­risch bedeut­samen Ort der Regio­nal­ge­schichte wurde.

In ihrer Zeit fanden zahlreiche Um- und Ausbauten statt, die das Schloss zu einer statt­li­chen Fürsten­re­si­denz im Renais­sance­stil werden ließen. Ab 1589 war Schloss Hessen Witwen­sitz von Herzogin Hedwig bis zu ihrem Tod 1602. Damals begann die Anlage des Fürst­li­chen Lustgar­tens. Auch die Witwe von Herzog Heinrich Julius, Elisabeth (1573–1626), nutzte bis 1625 das Schloss als Sommer­re­si­denz. Neben der Schloss­an­lage war es insbe­son­dere der vom Hofgärtner Johann Royer angelegte Fürst­liche Lustgarten, der die besondere Stellung von Hessen als welfi­schem Residenzort ausmacht. Diese Bedeutung recht­fer­tigt auch jede Anstren­gung zur weiteren Sanierung des Schlosses Hessen und der Rekon­struk­tion des Fürst­li­chen Lustgar­tens.

1589 übernahm Herzog Heinrich Julius die Staats­ge­schäfte

Heinrich Julius erhielt eine sorgfäl­tige Ausbil­dung in Ganders­heim und auf der von seinem Vater Herzog Julius gegrün­deten Univer­sität Helmstedt, wo er 1576 das erste Rektorat übernahm. Bereits im Alter von zwei Jahren wurde er zum Bischof von Halber­stadt postu­liert, ein Amt, das er 1578 ebenso übernahm, wie er von 1582 bis 1585 das Bistum Minden innehatte. In Halber­stadt führte er 1591 die Refor­ma­tion durch. 1589 übernahm Heinrich Julius in der Nachfolge seines Vaters die Regierung des Fürsten­tums Braun­schweig-Wolfen­büttel.

Damals erreichte das Fürstentum seine größte Ausdeh­nung und wirtschaft­lich bedeu­tendste Entwick­lungs­phase. In den Ausein­an­der­set­zungen mit der „Erb- und Landstadt“ Braun­schweig erreichte der Herzog 1606 die Verhän­gung der Reichs­acht gegen die Stadt und reiste, um sich mit der Vollstre­ckung beauf­tragen zu lassen, an den Hof von Kaiser Rudolf II. nach Prag, wo er von 1610 an dauerhaft residierte und beacht­liche Leistungen in der Reichs­po­litik vollbrachte. Heinrich Julius führte ein glänzendes Leben am Kaiserhof, für das letzten Endes das Fürstentum Braun­schweig-Wolfen­büttel bezahlte, so dass er bei seinem Tod am 30. Juli 1613 ein verarmtes Land hinter­ließ. Es war eine spannende Zeit der braun­schwei­gi­schen Geschichte und Schloss Hessen ist ein bedeu­tendes Denkmal dieser Epoche.

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