Emotio­nale Rückkehr in die Villa von Amsberg

Das Plakat zur Ausstellung. Foto: Borek

Kunst­fo­to­graf Michael Meyers­feld schickte berüh­renden Dankes­brief nach der Ausstel­lung im einst elter­li­chen Haus.

Die Ausstel­lung „Braun­schweig 2013“ in der Villa von Amsberg am Friedrich-Wilhelm-Platz ist für den südafri­ka­ni­schen Kunst­fo­to­grafen Michael Meyers­feld zu einem unver­gess­li­chen Erlebnis geworden. Er konnte seine vielfach ausge­zeich­neten Arbeiten, es sind größten­teils sozial­kri­ti­sche Kommen­tare mit starker Ästhetik, nicht nur in der Stadt, sondern sogar im Haus seiner Vorfahren, der Bankiers­fa­milie Meyers­feld, präsen­tieren. Wie sehr ihn der Besuch in Braun­schweig berührte, schrieb er Richard und Erika Borek, die die Ausstel­lung mit der Richard Borek Stiftung reali­sierten, in einem sehr emotio­nalen Dankes­brief.

Darin heißt es: „Ich habe schon viele Ausstel­lungen gehabt, und diese hier, Braun­schweig 2013, schaute genauso gut, wenn nicht besser als die meisten aus. Aber an dem Abend der Vernis­sage war irgend­etwas anders, es hatte etwas mit Zurück­kommen nach Braun­schweig und mit der einzig­ar­tigen Geschichte zwischen Richards Vater und meinem zu tun. Das machte den Abend zu etwas ganz beson­derem.“

Michael Meyers­felds und Richard Boreks Vater pflegten von Kindes­beinen an eine innige Freund­schaft, die zwar durch die schreck­li­chen Kriegs­wirren behindert, aber eben nicht beendet wurde. Im Gegenteil, sie hat sich ob ihrer großen Inten­sität und trotz tausender Kilometer Distanz sogar auf die Söhne in die heutige Zeit übertragen.

Die Möglich­keit wieder eine greifbare Verbin­dung der Familien Meyers­feld und Borek in Braun­schweig zu reali­sieren, bot sich mit der viel beach­teten Fotoaus­stel­lung. In seiner Eröff­nungs­rede zur Vernis­sage erklärte Richard Borek, dass es neben der Darstel­lung des künst­le­ri­schen Schaffens von Michael Meyers­feld auch ein Ziel der Ausstel­lung sei, die Familie Meyers­feld als einst bedeu­tende Familie des Braun­schweiger Bürger­tums in Erinne­rung zu rufen.

Die Meyers­felds waren eine angese­hene Bankiers­fa­milie, die der Stadt Braun­schweig 1904 den Eulen­spiegel-Brunnen stiftete. Die Erinne­rungs­tafel an der Rückseite des Denkmals ist längst wieder angebracht. Die Natio­nal­so­zia­listen hatten sie einst abgerissen, weil die Stifter jüdischer Herkunft waren. Die Familie floh nach mehrwö­chiger „Schutz­haft“ im Gefängnis Rennel­berg ins Ausland. Schon zuvor war ihr Bankhaus der Weltwirt­schafts­krise zum Opfer gefallen.

Nach verschie­denen Stationen fand Herbert Meyers­feld, der Vater von Michael, schließ­lich eine neue Heimat im südafri­ka­ni­schen Johan­nes­burg. Der Kontakt zu seinem Freund Richard Borek in Braun­schweig riss nie ab. Es gab Besuche, wie den 1991 in der Heimat­stadt von Herbert Meyers­feld.

Mit der Fotoaus­stel­lung war sein Sohn Michael zurück­ge­kehrt. Er schrieb in seinem Dankes­brief an die Boreks weiter: „Während der vier Tage vor der Eröffnung, beim Hängen der Ausstel­lung, gab es einige Momente, in denen ich ganz allein in den Räumen der Villa war. Ich versuchte mir vorzu­stellen, welche Art von Leben mein Vater, seine Geschwister und Eltern in diesem Liebe und Zuneigung ausstrah­lendem Heim führten. Das waren Momente, in denen ich Tränen in meinen Augen hatte, und ich mir so sehr gewünscht habe, dass mein Vater diesen Moment miterlebt hätte.“

Seinen Dankes­brief schließt Michael Meyers­feld mit sehr persön­li­chen Worten: „Wir sprachen über die Bedeutung und den Wert unserer Freund­schaft, aber was mich besonders berührt hat, und was für mich ein bisschen unerwartet kam, war dieses außer­ge­wöhn­liche Willkommen, das mir so viele Braun­schweiger bereitet haben, von denen ich den Großteil nicht kannte. Ob diese Unter­stüt­zung einfach nur meiner Ausstel­lung galt oder eine Referenz an den alten Braun­schweiger Namen Meyers­feld war, werde ich wohl nie erfahren. Was ich aber weiß, ist, dass diese Erfahrung immer ein Highlight in meinem Leben sein wird.“

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