Die 58. Persön­lich­keits­tafel gebührt Bernhard Meyers­feld

Eulenspiegelbrunnen mit Persönlichkeitsstafel für seinen Stifter Bernhard Meyersfeld. Foto: Der Löwe
Eulenspiegelbrunnen mit Persönlichkeitsstafel für seinen Stifter Bernhard Meyersfeld. Foto: Der Löwe

Der Bankier und Mäzen stiftete 1906 den Eulen­spie­gel­brunnen am Bäcker­klint.

Mit der Enthül­lung der Persön­lich­keits­tafel für den jüdischen Bankier Bernhard Meyers­feld (1841–1920) am Eulen­spie­gel­brunnen würdigt die Stadt den Stifter dieses Braun­schweiger Wahrzei­chens. „Der Eulen­spie­gel­brunnen am Bäcker­klint wird immer mit dem Namen des Bankiers Bernhard Meyers­feld verbunden bleiben. Bernhard Meyers­feld machte sich als Wohltäter und Mäzen in Wissen­schaft und Kunst einen Namen, Nachrufe würdigten seine Warmher­zig­keit und Mensch­lich­keit“, heißt es auf der zweige­teilten Tafel. Einer­seits beschreibt sie Meyers­felds Vita, anderer­seits die Geschichte des Brunnens.

Bernhard Meyersfeld (1841-1920). Foto: Richard Borek Stiftung
Bernhard Meyers­feld (1841–1920). Foto: Richard Borek Stiftung

Meyers­felds Persön­lich­keits­tafel ist bereits die 58., die seit 2006 im Braun­schweiger Stadt­ge­biet aufge­stellt wurde. Norma­ler­weise errichten sie die Stadt und ihr Projekt­partner, die Bürger­stif­tung Braun­schweig, an oder vor früheren Wohnhäu­sern der bedeu­tenden Braun­schwei­ge­rinnen und Braun­schwei­gern. Bei Meyers­feld wurde, wie zum Beispiel auch bei Konrad Koch, eine Ausnahme gemacht. Kochs Persön­lich­keits­tafel steht am Natur­his­to­ri­schen Museum. An jener Stelle des früheren Kleinen Exerzier­platz ließ der Lehrer des Martino-Katha­ri­neums 1874 erstmalig auf dem Gebiet des damaligen Deutschen Reiches ein Fußball­spiel austragen. Mit den Tafeln sollen für Braun­schweig heraus­ra­gende Persön­lich­keiten wieder in das Bewusst­sein gerückt werden.

Wahrzei­chen seit 1906

„1905 stieß die Präsen­ta­tion eines Eulen­spie­gels gewid­meten Brunnen­ent­wurfs des Wolfen­büt­teler Künstlers Arnold Kramer auf große Zustim­mung und weckte den Wunsch, den Brunnen für die Stadt zu erwerben. Zur Freude des daraufhin gegrün­deten Brunnen­aus­schusses übernahm Bernhard Meyers­feld die Kosten für die Aufstel­lung des Kunst­werks. Als Ort wurde der Platz in unmit­tel­barer Nähe der sogenannten, heute nicht mehr existie­renden Eulen­spie­gel­bä­ckerei gewählt, in der Till Eulen­spiegel der Legende nach Eulen und Meerkatzen gebacken hatte. Bereits im Herbst 1906 konnte der Brunnen enthüllt werden, schon bald wurde er zu einem Wahrzei­chen Braun­schweigs und war besonders bei den Kindern zum Spielen beliebt“, heißt es auf der neuen Tafel am Bäcker­klint.

Spielende Kinder am Eulenspiegelbrunnen, um 1930. Foto: Stadtarchiv
Spielende Kinder am Eulen­spie­gel­brunnen, um 1930. Foto: Stadt­ar­chiv

Und weiter: „Der Brunnen überstand den Bomben­an­griff am 15. Oktober 1944 unbeschadet, während die wertvollen Fachwerk­häuser in der Umgebung vollkommen zerstört wurden. So wurde die Figur des lächelnden Eulen­spie­gels inmitten eines Trümmer­meers zum Symbol der Hoffnung für die Braun­schwei­ge­rinnen und Braun­schweiger.“

Denkmal­schän­dung der Nazis

Der unversehrte Eulenspiegelbrunnen inmitten von Trümmern. Foto: Stadtarchiv
Der unver­sehrte Eulen­spie­gel­brunnen inmitten von Trümmern. Foto: Stadt­ar­chiv

Dr. Henning Stein­führer, Leiter des Stadt­ar­chivs, hatte die Geschichte des Eulen­spiel­brun­nens in einem 60-seitigen Buch im Auftrag der Richard Borek Stiftung 2014 mit vielen histo­ri­schen Fotos aufge­ar­beitet. „Eine Denkmal­schän­dung begingen die Natio­nal­so­zia­listen, als sie den Namen des jüdischen Stifters Bernhard Meyers­feld aus der Inschrift entfernen ließen“, berichtet Stein­führer. Seit 1950 ziert den Brunnen wieder eine Stein­platte mit der Inschrift: „Dem lustigen Gesellen Till Eulen­spiegel dort errichtet, wo er die Eulen und Meerkatzen buk, Erdacht und gemacht von Arnold Kramer aus Wolfen­büttel. Wieder aufge­stellt zum Braun­schweiger Heimattag am 1. Oktober 1950. In Gedenken an den Stifter des Brunnens von 1905 Bernhard Meyers­feld.“

Bernhard Meyers­feld wurde 1841 in Einbeck geboren. 1869 gründete er mit seinem Vater das Bankhaus D. Meyers­feld in Braun­schweig. Nach dem Tod des Vaters 1885 übernahm Bernhard Meyers­feld die Führung der Bank. Von 1898 bis zu seinem Tod war er zudem einer der Vorsteher der jüdischen Gemeinde in Braun­schweig. Bernhard Meyers­feld starb 1920. Sein Grab befindet sich auf dem neuen jüdischen Friedhof an der Helmstedter Straße.

Kontakt nach Braun­schweig

Das Bankhaus wurde von seinem Sohn Berthold weiter­ge­führt, überstand aber die Weltwirt­schafts­krise nicht. Nach dem Tod Bertholds flüchtete seine Witwe mit ihren Kindern zunächst nach Paris (1934), später über Spanien und Portugal nach Südafrika. Die Familie kehrte nie nach Deutsch­land zurück.

Dennoch gibt es bis heute eine Verbin­dung nach Braun­schweig. Herbert Meyers­feld, Sohn von Bernhard Meyerfeld, war ein alter Schul­freund von Richard Borelk II. Sie blieben Freunde bis zum Schluss. 1991 gab es noch einmal ein Treffen in Riddags­hausen. Und auch die Söhne Michael Meyers­feld und Richard Borek III. halten weiter Kontakt. 2013 stellte Michael Meyers­feld, ein erfolg­rei­cher Kunst­fo­to­graf in Südafrika, auf Initia­tive der Richard Borek Stiftung in der Villa von Amsberg aus, dem Sitz des einstigen Bankhauses D. Meyers­feld.

Die bishe­rigen Persön­lich­keits­ta­feln:

Franz Abt, Marie Elisabeth Wilhel­mine von Baden, Fritz Bauer, Otto Bennemann, Johann Heinrich Blasius, Ernst Böhme, Käthe Buchler, Heinrich Büssing, Johannes Bugen­hagen, Johann Heinrich Campe,  Alexander David, Richard Dedekind, Prof. Dr. phil. Walter Dexel, Georg Eckert, Hansjörg Felmy, Götz Freiherr v. Secken­dorff, Kurt Otto Fried­richs, Martha Fuchs, Carl Friedrich Gauß, Friedrich Wilhelm Christian Gerstä­cker, Friedrich Oskar Giesel, Georg Friedrich, Carl Grotrian, August Hermann, Georg Ferdinand Howaldt, Ricarda Huch, Dr. Heinrich Jasper, Max Jüdel, Eduard Justi, Anna Klie, Ernst August Friedrich Klinge­mann, Friedrich Ludwig Knapp, Gustav Knuth, Prof. Dr. phil. Konrad Koch, Peter Joseph Krahe, Gotthold Ephraim Lessing, Luise Löbbecke, Paul Jonas Meier, Bernhard Meyers­feld, Albert Julius Maria,  Clemens Natalis, Carl Theodor Ottmer, Agnes Wilhel­mine Luise Pockels, Wilhelm Raabe, Otto Ralfs, Kuno Rieke, Galka Scheyer, Arno Wilhelm Schimmel, Dr. Kurt Seeleke, Hans Sommer, Louis Spohr, Johann Heinrich Stobwasser,  Constantin Uhde, Lette Valeska, Johann Friedrich Vieweg, Philipp August von Amsberg, Christian Theodor Winkel­mann, Johannes Winkler, Ludwig Winter.

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