Goldrausch an der Oker

Buchumschlag.
Buchumschlag.

Jürgen Hodema­cher gibt mit „Der Fall Sömmering – Acta die betrü­ge­ri­schen Laboranten in Wolfen­büttel betref­fend“ sein Roman­debüt.

Jürgen Hodema­cher ist ein großer Kenner der Braun­schwei­gi­schen Landes­ge­schichte. Die Publi­ka­ti­ons­liste des früheren Lektors des Braun­schweiger Archiv Verlages in Braun­schweig zählt 25 Sachbü­cher. Hodema­cher ist bekannt dafür, regio­nal­ge­schicht­liche Themen spannend und verständ­lich nieder­zu­schreiben. Jetzt betritt der begeis­terte Heimat­for­scher neues Terrain: Mit dem Roman „Der Fall Sömmering“ legt der 77-Jährige mit Unter­stüt­zung der Richard Borek Stiftung seinen ersten histo­ri­schen Roman vor. Dieser spielt im 16. Jahrhun­dert in der Residenz­stadt Wolfen­büttel.

Über einen Zeitraum von zehn Jahren forschte der Journa­list, Publizist und begeis­terte Karne­va­list akribisch und völlig faszi­niert über den Wolfen­büt­teler Hof. Beim Akten- und Litera­tur­stu­dium stieß der Nachfahre einer uralten Braun­schweiger Familie auf eine fesselnde Randge­schichte oder genauer gesagt: eine Betrugs­ge­schichte. Der Plot: Die zeitty­pi­sche pure Gier nach einer Formel für das Goldma­chen ließ Herzog Julius von Braun­schweig-Wolfen­büttel (1528–1589) auf schamlose Alche­misten herein­fallen. Ihr Anführer hieß Philipp Sömmering. Die Mittäter hatten so klang­volle Namen wie Pastor Hahne, Schiel­hannes und die Schlü­ter­liese. Die Schurken verspra­chen, im herzog­li­chen Labora­to­rium Gold herstellen zu können. Völlig unmöglich, wie wir nicht erst heute wissen.

Statt die Fakten einfach so chrono­lo­gisch anein­an­der­zu­reihen, entschied sich Hodema­cher für eine roman­hafte Erzählart. Schließ­lich bieten ein Giftmord­ver­such, reichlich Verrat und Täuschungs­ma­növer durch zwielich­tige Gestalten sowie ein enges Geflecht aus Intrigen den idealen Stoff. „Doch dann flog der Betrug auf“, erzählt Jürgen Hodema­cher. „Die Folge war der größte Krimi­nal­pro­zess des 16. Jahrhun­derts im Land Braun­schweig.“ Beim Akten­stu­dium zu Tage kamen die origi­nalen Verhör­pro­to­kolle, Gerichts­ur­teile, Brief­wechsel und sogar eine Anleitung zur Herstel­lung von Gold. „Alles was im Roman vorkommt, ist belegt und recher­chiert“, unter­streicht Hodema­cher und unter­mauert dies durch originale Abschriften und Origi­nal­zi­tate.

Soviel sei vorweg­ge­nommen: Der flüssig geschrie­bene histo­ri­sche Roman, der den Leser in das Leben vor rund 500 Jahren eintau­chen lässt und zur Unter­füt­te­rung viele Illus­tra­tionen aufweist, hat ein Happy End. 1575 wurde der Großteil der Halunken hinge­richtet. „Philipp Sömmering wurde sogar mit glühenden Zangen gefoltert, geschleift und gevier­teilt“, verrät Hodema­cher.

Das Buch

Jürgen Hodema­cher, Der Fall Sömmering – Acta, die betrü­ge­ri­schen Laboranten in Wolfen­büttel betref­fend, 192 Seiten, döring­Druck, Braun­schweig 2015.
Preis: 14,99 Euro (erhält­lich im Buchhandel)

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