Innehalten, um Neues zu schaffen

Die Stipendiatinnen in der Mitte von Jurymitgliedern und Vertretern der Braunschweigischen Stiftung (v.l.n.r.): Prof. Dr. Susanne Pfleger, Direktorin der Städtischen Galerie, Wolfsburg, Lars Eckert, Lehrbeauftragter Hochschule für Bildende Künste, Lucie Mercadal, anna.laclaque alias Annette Stricker, Christine Schulz, Axel Richter, Geschäftsführendes Vorstandsmitglied der Braunschweigischen Stiftung, und Gerhard Glogowski Vorstandsvorsitzender der Braunschweigischen Stiftung. Foto: Andreas Greiner-Napp
Die Stipendiatinnen in der Mitte von Jurymitgliedern und Vertretern der Braunschweigischen Stiftung (v.l.n.r.): Prof. Dr. Susanne Pfleger, Direktorin der Städtischen Galerie, Wolfsburg, Lars Eckert, Lehrbeauftragter Hochschule für Bildende Künste, Lucie Mercadal, anna.laclaque alias Annette Stricker, Christine Schulz, Axel Richter, Geschäftsführendes Vorstandsmitglied der Braunschweigischen Stiftung, und Gerhard Glogowski Vorstandsvorsitzender der Braunschweigischen Stiftung. Foto: Andreas Greiner-Napp

Die Braun­schwei­gi­sche Stiftung vergab drei neue Stipen­dien im Projekt­feld „Bildende Kunst“.

Zum zweiten Mal vergab die Braun­schwei­gi­sche Stiftung drei Kunst­sti­pen­dien für Künst­le­rinnen und Künstler, die in der Region Braun­schweig arbeiten und leben. Es handelt sich um die beiden Vorha­ben­sti­pen­dien „Idee“ und das Werksti­pen­dium „Abdruck“. In der Kemenate an der Hagen­brücke bekamen die Künst­le­rinnen Christine Schulz, Lucie Mercadal und anna.laclaque (alias Annette Stricker) die Stipen­dien-Urkunden überreicht. Die Feier­stunde hinter den vor kurzem restau­rierten mittel­al­ter­li­chen Mauern lieferte einen Vorge­schmack, welche spannenden und im Ergebnis ganz unter­schied­li­chen künst­le­ri­schen Pfade die drei Frauen in den nächsten Monaten beschreiten werden.

„Mit der Vergabe der drei Kunst­sti­pen­dien wollen wir die Künst­ler­szene im Land Braun­schweig stärken. Dies ist aber auch eine wirkungs­volle Möglich­keit, freischaf­fende Künstler der Region zu fördern und ihnen Chancen zu vermit­teln“, sagte Gerhard Glogowski, Vorstands­vor­sit­zender der Braun­schwei­gi­schen Stiftung. Glogowski fügte hinzu: „Die drei Künst­le­rinnen werden sich relevanten, zukunfts­wei­senden Themen widmen. Aber nicht nur auf die drei Künst­le­rinnen wartet ein beson­deres Projekt, sondern wir alle werden am Schaffen teilnehmen.“

Die Kunst­his­to­ri­kerin Dr. Anne Mueller von der Haegen ließ die Zuhörer bei ihrer Rede neugierig werden auf das, was folgt. „Die Braun­schwei­gi­sche Stiftung und die Jury haben bei der Preis­ver­gabe genau auf den künst­le­ri­schen Weg und die bisherige Tätigkeit geschaut“, erklärte von der Haegen. „Und nun wollen wir den Preis­trä­gern die Gelegen­heit geben, innezu­halten für einen neuen Blick. Sie sollen Neues auspro­bieren und Neues erschaffen.“

Als Projekt­lei­terin nimmt sie die drei taten­durs­tigen Frauen, wie schon die Kunst-Stipen­diaten des Jahres 2014, unter ihre Fittiche. Die Vitae und die bishe­rigen Kunst­er­geb­nisse des Trios lassen Großes erwarten. Annette Stricker – mit dem Künst­ler­namen anna.laclaque – ist von Haus aus eine vielfach geehrte Opern­sän­gerin und Pianistin. Um sich zu verändern, wandte sie sich der freien Kunst zu. Im Rahmen des Vorha­ben­sti­pen­diums „Idee“ will sie möglichst viele europäi­sche Länder bereisen. Dort plant sie, Treppen­häuser von Hochhäu­sern hinauf­zu­steigen oder aber Berggipfel zu erklimmen. Dabei will die Künst­lerin Opern­arien singen, all dies mit einem Aufnah­me­gerät speichern. Ihr Gesang mischt sich dabei beispiel­weise mit den Klängen der Hausbe­wohner und den Menschen auf der Straße. „Ich schaffe so neue Klang­si­tua­tionen und Klang­kom­po­si­tionen“, sagt anna.laclaque. Eine Heraus­for­de­rung, denn anna.laclaque gibt zu, große Höhen­angst zu haben.

Ein mit 4000 Euro dotiertes Vorha­ben­sti­pen­dium „Idee“ erhält auch Christine Schulz, die sich als Filmkünst­lerin die nächste Zeit intensiv mit der digitalen und analogen Fotografie ausein­an­der­setzen wird. Lucie Mercadal ist Perfor­merin im öffent­li­chen Raum und Video­künst­lerin. Sie wird sich jedoch nun als frisch­ge­kürte Stipen­diatin „Abdruck“ mit Druck­tech­niken ausein­an­der­setzen. Die Französin arbeitete viel mit dem Kunst­verein Wolfen­büttel e.V. zusammen. Mercadal weiß aktuell noch nicht, wohin sie der Weg führt.

Prof. Dr. Susanne Pfleger, Jurymit­glied und Direk­torin der Städti­schen Galerie Wolfsburg, dankte der Braun­schwei­gi­schen Stiftung, „für die tolle Idee, Künstler in jeder Lebens­phase zu fördern, nicht nur bei der Arbeit.“ Denn das Werksti­pen­dium „Abdruck“ findet in Koope­ra­tion mit der 1961 ins Leben gerufenen Druck­werk­statt im Schloss Wolfsburg statt. „So leben wir Region und haben eine Win-Win-Situation, weil wir alle neue Impulse bekommen“, so Prof. Dr. Susanne Pfleger.

Hinter­grund

Die Vorha­ben­sti­pen­dien „Idee“ und das Werksti­pen­dium „Abdruck“ sind mit jeweils 4000 Euro dotiert. Erstmalig vergeben wurden die Stipen­dien 2014. Bewerben können sich profes­sio­nell arbei­tende Künst­le­rinnen und Künstler, die im Braun­schwei­gi­schen leben und arbeiten. Die Stipen­dien unter­liegen keiner Alters­be­schrän­kung. Sogenannte „mid-career“-Künstler werden bevorzugt gefördert. Eine Jury wählt die Künstler unter einer Vielzahl von Bewerbern aus und empfiehlt sie dem Vorstand der Braun­schwei­gi­schen Stiftung.

Die Jury:

Lars Eckert, Lehrbe­auf­tragter Hochschule für Bildende Künste, Braun­schweig
Dr. Anja Hesse, Dezer­nentin für Wissen­schaft und Kultur, Braun­schweig
Prof. Dr. Susanne Pfleger, Direk­torin der Städti­schen Galerie, Wolfsburg
Susanne Schuberth, Fachre­fe­rentin der Braun­schwei­gi­schen Stiftung, Braun­schweig
Prof. Gerd Winner, Freischaf­fender Künstler, Lieben­burg.

Weitere Infor­ma­tionen zum Stipen­di­en­pro­gramm im Projekt­feld „Bildende Kunst“

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