Jasper kämpfte gegen Hitlers Einbür­ge­rung und starb im KZ

Steinerne Büste von Heinrich Jasper mit Hinweistafel vor einer Steinfassade mit Fenstern.
Das Heinrich-Jasper-Denkmal vor dem ehemaligen Regierungsgebäude des Landes Braunschweig. Foto: Der Löwe

Gerd Biegel hält anläss­lich der 80. Todes­tages des wirkungs­mäch­tigen Sozial­de­mo­kraten seinen Vortrag „Der Kampf um Demokratie endet nie.“

Heinrich Jasper zählt zu den heraus­ra­genden Persön­lich­keiten der braun­schwei­gi­schen Geschichte des 20. Jahrhun­derts. Der Sozial­de­mo­krat war in den Jahren 1919/20, 1922 bis 1924 und 1927 bis 1930 Minis­ter­prä­si­dent des Landes Braun­schweig und bis zum Lebens­ende ein Kämpfer gegen den Natio­nal­so­zia­lismus. Am 19. Februar 1945 starb er im Konzen­tra­ti­ons­lager Bergen-Belsen. Jasper wurde am 21. August 1875 in Dingelbe bei Hildes­heim geboren. Es gibt in diesem Jahr also gleich zwei Anlässe seiner zu gedenken: die 150. Wieder­kehr seines Geburts­tags und die 80. Wieder­kehr seines Todes­tages.

In der Reihe der „Donners­tags­vor­träge“ des Instituts für Braun­schwei­gi­sche Regio­nal­ge­schichte erinnert Gründungs­di­rektor, Gerd Biegel, deswegen in seinem Vortrag „Der Kampf um Demokratie endet nie.“ an Heinrich Jasper. Der Vortrag findet in Koope­ra­tion mit dem Braun­schwei­gi­schen Geschichts­verein am 20. Februar um 18.30 Uhr (Fallers­leber-Tor-Wall 23) statt. Der Eintritt ist frei.

Parla­men­ta­ri­scher Führer der SPD

Gerd Biegel nennt Heinrich Jasper einen „paradig­ma­ti­schen Garanten der liberalen Demokratie“ in den schwie­rigen 1920er Jahren und den bitteren Jahren der verhee­renden Nazi-Diktatur. „Heinrich Jasper gilt als wirkungs­mäch­tigster SPD-Politiker des demokra­ti­schen Aufbaus des Braun­schweiger Landes nach dem Ende der Monarchie. Als unumstrit­tener parla­men­ta­ri­scher Führer der Sozial­de­mo­kratie lenkte er nach 1924 als Frakti­ons­vor­sit­zender seine Partei durch die wirtschaft­li­chen Krisen dieser Jahre. Erneut als Minis­ter­prä­si­dent nach 1927 führte er eine SPD-Allein­re­gie­rung mit den Schwer­punkten Konso­li­die­rung der Staats­fi­nanzen, Schul-Kultur- und Bildungs­po­litik“, erläutert Biegel.

Der Freistaat Braun­schweig galt nicht zuletzt wegen der Einbür­ge­rung des gebür­tigen Öster­rei­chers Adolf Hitler als Hochburg der NSDAP. Braun­schweig war das erste Land im Deutschen Reich, in dem die NSDAP ab 1930 dauerhaft an der Regierung beteiligt war. Von 1930 bis 1933 war Jasper als Frakti­ons­vor­sit­zender der SPD im Landtag Opposi­ti­ons­führer gegen die natio­nal­so­zia­lis­ti­sche Regierung. Er kämpfte vehement, aber vergeb­lich gegen die Ernennung Hitlers zum Regie­rungsrat im Freistaat Braun­schweig, durch die er erst als Kandidat zur Reichs­prä­si­den­ten­wahl zugelassen werden konnte.

Schwarz-Weiß-Bild von Heinrich Jasper
Heinrich Jasper. Repro: IBR.

Misshand­lungen durch die SS

Bereits im März 1933 war Heinrich Jasper daraufhin von SS-Leuten schwer misshan­delt und inhaf­tiert worden. Jasper wurde in mehreren Gefäng­nissen und Konzen­tra­ti­ons­la­gern festge­halten. 1944 wurde er erneut verhaftet, zunächst in das Konzen­tra­ti­ons­lager Sachsen­hausen und 1945 in das Lager Bergen-Belsen gebracht. Dort starb er im Alter von 69 Jahren.

Nach dem Abitur am Wilhelm Gymnasium in Braun­schweig und dem Studium der Rechts­wis­sen­schaften in München, Leipzig und Berlin ließ sich Jasper in Braun­schweig nieder und arbeitete seit 1901 als Anwalt. 1902 trat er in die SPD ein und wurde zu einem der prägenden Vertreter der braun­schwei­gi­schen Sozial­de­mo­kratie. Als Mitglied der SPD war er auch von 1903 bis 1928 Mitglied der Stadt­ver­ord­ne­ten­ver­samm­lung Braun­schweigs, von 1919 bis 1920 Mitglied des Reichs­tags und von 1918 bis 1933 Mitglied des braun­schwei­gi­schen Landtags.

Erfolg gegen „Arbeiter- und Soldta­tenrat“

Im Zuge der Novem­ber­re­vo­lu­tion wurde Heinrich Jasper erstmals Minis­ter­prä­si­dent des Landes Braun­schweig. Am 10. November 1918 hatte zunächst der Arbeiter- und Solda­tenrat die „Sozia­lis­ti­sche Republik Braun­schweig“ ausge­rufen. Bei den Wahlen zum braun­schwei­gi­schen Landes­par­la­ment am 22. Dezember 1918 setzte sich Heinrich Jasper gegen die Vertreter des Arbeiter- und Solda­ten­rats durch. Es waren die ersten in Deutsch­land nach dem Ende des Kaiser­rei­ches.

Heinrich Jasper wurde danach erster Präsident des Braun­schwei­gi­schen Landtags. Ganz im Sinne der neuen demokra­ti­schen Ordnung erklärte er: „In den Wahlen hat das Volk gespro­chen, und mit dem Zusam­men­tritt dieser Landes­ver­samm­lung, der Vertre­tung des gesamten Volkes, ist die Macht auf die Vertre­tung des Volkes, auf die Landes­ver­samm­lung überge­gangen“.

Die von Bildhauer Jakob Hofmann geschaf­fene Heinrich-Jasper-Büste. Foto: der Löwe

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