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Neue Inszenierungen für alte Mönche

Die neugestaltete Ausstellung im Zisterziensermuseum ist deutlich attraktiver geworden. Foto: Der Löwe
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Die modernisierte Ausstellung im Zisterziensermuseum rückt die Blütezeit des mittelalterlichen Ordens in Riddagshausen anschaulich in den Fokus.

Nach mehr als 400 Jahren des Bestehens wurde das Zisterzienserkloster in Riddagshausen dereinst aufgelöst und die Mönche auf die Reformation verpflichtet. Die Geschichte vom Beginn des Klosters im Jahr 1145 bis zu dessen Ende im Jahr 1568 ist in der gerade modernisierten Ausstellung des Zisterziensermuseums anschaulich nachzuvollziehen. Das bereits seit 1988 existierende Museum ist samstags und sonntags von 12 bis 17 Uhr geöffnet, aber auch am Tag der Deutschen Einheit, 3. Oktober.

Der Eingangsbereich des Museums. Foto: der Löwe

Der Eingangsbereich des Museums. Foto: der Löwe

Klare Gliederung

Die Präsentation konzentriert sich auf die Blütezeit des Ordens und stellt das mittelalterliche Kloster Riddagshausen, die tiefgläubigen Mönche, deren Klosterleben und wirtschaftlichen Unternehmungen in den Fokus. Gegliedert ist die klar strukturierte Ausstellung in die Bereiche Geschichte und Struktur, Beten und Arbeiten sowie Schreiben. Die Museumsbesucher werden mit zehn kurzen, aus dem Mittelalter stammenden Zitate in grafisch präsenter und plakativer Form durch die Ausstellung geführt. Genutzt werden auch visuelle und akustische Inszenierungen.

Ins rechte Licht gerückt wird beispielsweise das bedeutendste Exponat, eine Korporalientasche aus dem 15. Jahrhundert, die einst in der Klosterkirche aufgefunden wurde. Sie ist eine Dauerleihgabe der ev.-luth. Kirchengemeinde Riddagshausen. Der kleine Beutel wurde im Spätmittelalter im Rahmen der mönchischen Gottesdienste verwendet. Sein Inhalt waren Korporalien, kleine weiße Tücher, die als Unterlage für Kelch und Hostienschale auf dem Altar dienten.

Gründungsurkunden mit Übersetzungen. Foto: Der Löwe

Gründungsurkunden mit Übersetzungen. Foto: Der Löwe

Urkunden aus der Gründungszeit

Herausragende Stücke sind zudem wichtige Urkunden aus der Gründungszeit des Klosters. Darunter befindet sich auch jene, mit der Heinrich der Löwe den Zisterziensern „sechs Hufe“ (mittelalterliche Größeneinheit) Land überließ. Zu den unter Schauglas ausgestellten Dokumenten befindet sich jeweils herausnehmbare Übersetzungen aus dem Lateinischen.

So heißt es in der Schutzurkunde von Papst Eugen III.: „Die Sorge für die verehrungswürdigen Stätten ist uns Anlass, auf deren Ungestörtheit und Wohl mit Fleiß bedacht zu sein. Unzweifelhaft ist, dass, sofern wir uns den Bitten der Diener Gottes wohlwollend öffnen, wir auch einen unserem Vorhaben gnädig gestimmten Gott finden. Deshalb, geliebte Söhne im Herrn, geben wir Eurem gerechtfertigtem Begehren statt und nehmen besagtes Kloster, in welchem ihr Euch den Gehorsam gegen Gott zugewendet habt, unter den Schutz des seligen Petrus sowie unter den unsrigen. Diesen gewährleisten wir Euch Kraft des Privilegs der vorliegenden Urkunde.“

Blick in die Ausstellung. Foto: Der Löwe

Blick in die Ausstellung. Foto: Der Löwe

Der letzte Abt

Dem Braunschweiger Abt Dr. Johannes Lorber (1525-1586) ist unter anderem eine eigene Vitrine gewidmet. Mit ihm endete die lange Reihe der Riddagshausener Zisterzienseräbte. Unter ihm endete in Riddagshausen nach rund 420 Jahren zisterziensisches Leben. Der Theologe, 1538 gegen den Willen seiner protestantischen Mutter mit erst 13 Jahren als Novize in das Kloster eingetreten, war die prägende Persönlichkeit in Zeiten des Umbruchs. Nach 1568 mit Einführung der Reformation und der neuen Kirchenordnung durch Herzog Julius von Braunschweig-Wolfenbüttel war Lorber bis zu seinem Tod der erste auf den evangelischen Glauben verpflichtete Abt in Riddagshausen.

Zur 750-Jahrfeier der Klosterkirche im Juni dieses Jahres wurde das modernisierte Erdgeschoss des Museums in Trägerschaft des Fördervereins Riddagshausen – Naturschutz und Bürgerschaft e. V. eröffnet. Die Konzeption stammt von der Agentur Hinz & Kunst in Zusammenarbeit mit Brigitte Moritz und dem Architekturbüro Kleineberg, die in dieser Konstellation auch das Zisterziensermuseum Walkenried auf den Weg brachten. Finanziert wurde das Projekt über Fördermittel vom Land, von der Stiftung Braunschweigischer Kulturbesitz, der Braunschweigischen Stiftung, der Richard Borek Stiftung, der Eckensberger Stiftung, der Bürgerstiftung und der Niedersächsischen Sparkassenstiftung.

Der obere Teil des Museums widmet sich der Klosterkirche und der Dorfgeschichte Riddagshausens. Eine Sanierung dieses Teils steht noch aus, soll aber in Angriff genommen werden.

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