Das doppelte Jubiläum der Kloster­kirche Riddags­hausen

Die Klosterkirche Riddagshausen vor blauem Himmel. Foto: Andreas Greiner-Napp
Die Klosterkirche. Foto: Andreas Greiner-Napp

Gute Gründe zum Feiern mit umfang­rei­chem Programm: 750 Jahre Kirch­weihe und 50 Jahre Rettung vor dem Verfall.

Wir schreiben das Jahr 1968. Die Kloster­kirche ist schon seit einigen Jahren wegen akuter Baufäl­lig­keit geschlossen. Gottes­dienste finden, als Pastor Armin Kraft (1941–2022) seine neue Stelle in Riddags­hausen antritt, nur noch in der Frauen­ka­pelle statt. Richard Borek II. (1911–1993) pflegt morgens stets einen Spazier­gang zu unter­nehmen.

Dabei blickt er oft hoch zur Wetter­fahne auf dem Turm der Kloster­kirche, um die Windrich­tung zu erfahren: gutes Wetter vom Osten, Regen vom Westen. Doch diesmal bewegt sich da oben nichts mehr. Die defekte Wetter­fahne wurde damals zum Symbol des desolaten Zustands der Kloster­kirche. Die reparierte Fahne steht heute für die erfolg­reiche Sanierung der Kloster­kirche, die mit der Einwei­hung 1975 zur 700-Jahr-Feier abgeschlossen wurde.

Schreck­ge­spenst Abriss

Es war ein schöner Erfolg für Pastor Kraft und „Macher“ Borek, die sich trotz großen Alters­un­ter­schieds bestens verstanden und ein gemein­sames Ziel verfolgten. Dank ihrer Initia­tive und Anstren­gungen ist die Kloster­kirche immer noch gerüstet für 750 Jahre Kirch­weihe in diesem Jahr. Damals machte schon das Schreck­ge­spenst Abriss die Runde. Die Kloster­kirche wäre womöglich heute nur eine Ruine, weil andere Dinge der Stadt wichtiger erschienen.

Henning Borek, heute Vorsitzender Förderverein Riddagshausen - Naturschutz und Bürgerschaft, der damalige Pastor Armin Kraft und Richard Borek III.
Henning Borek, heute Vorsit­zender Förder­verein Riddags­hausen – Natur­schutz und Bürger­schaft, der damalige Pastor Armin Kraft und Richard Borek III., hatten neben Richard Borek II. großen Anteil an der Sanierung der Kloster­kirche vor 50 Jahren. Foto: privat

Basis der Sanierung war die Gründung der Bürger­schaft Riddags­hausen (heute Förder­verein Riddags­hausen – Natur­schutz und Bürger­schaft). Die Vereins­grün­dung und der Einsatz von Richard Borek II. ermög­lichte das Einwerben von Dritt­mit­teln von Landes­kirche, Stadt und Denkmal­pflege.

Im Grunde gibt es in diesem Jahr sogar ein drittes Jubiläum zu feiern: Denn nach der Sanierung übernahm Henning Borek die Führung der Bürger­schaft. Sein Bruder Richard Borek III. und Armin Kraft hatten ihn dazu ermuntert. Henning Borek ist also seit 50 Jahren im Amt und im Einsatz für Riddags­hausen und die Kloster­kirche. „Die Leistung der Altvor­deren ist auch Auftrag für die nachfol­gende Genera­tion“, sagt Henning Borek zu seinem Engage­ment, das längst zur eigenen Passion wurde.

Neuer Repara­tur­stau

Rund 40 Jahre nach der Sanierung stand die Zukunft der Kloster­kirche wegen massiven Repara­turstaus erneut auf wacke­ligen Beinen. Es gelang aber der Richard Borek Stiftung, gemeinsam mit der Stiftung Braun­schwei­gi­scher Kultur­be­sitz und der Evange­li­schen Stiftung Neuerke­rode, erneut die eindrucks­volle Kloster­kirche als stark identi­täts­stif­tenden Ort zu erhalten. Durch die Auflösung der Jäger­hof­stif­tung nach dem Zweiten Weltkrieg war die Bauun­ter­hal­tung der Kloster­kirche an die Stadt Braun­schweig gefallen, die aber ihrer Verpflich­tung nicht ausrei­chend nachkam.

Es konnte eine umfas­sende Verein­ba­rung geschlossen werden. Danach sind neben der Kloster­kirche auch Frauen­ka­pelle, Kloster­garten und Streu­obst­wiese, Gärtnerei, Kloster, Zister­zi­en­ser­mu­seum, Bockwind­mühle, Jägerhof, Gaststätte Grüner Jäger und weitere Wohnge­bäude mit Wirkung vom 1. Januar 2014 in das Eigentum der Stiftung Braun­schwei­gi­scher Kultur­be­sitz überge­gangen. Die Evange­li­sche Stiftung Neuerke­rode pachtete einen Großteil der Grund­stücke für 99 Jahre.

Umfang­rei­ches Festpro­gramm

Anläss­lich der 750-jährigen Kirch­weihe der Kloster­kirche Riddags­hausen lädt die Stiftung Braun­schwei­gi­scher Kultur­be­sitz zusammen mit der Kirchen­ge­meinde Riddags­hausen-Glies­ma­rode, der Evange­li­schen Stiftung Neuerke­rode und der Richard Borek Stiftung Besuche­rinnen und Besucher ein, gemeinsam die Vielfalt der Kloster­kirche zu feiern. Zu diesem beson­deren Jubiläum ist ein umfang­rei­ches Veran­stal­tungs­pro­gramm geplant. Die Broschüre der Gemeinde können Sie hier herun­ter­laden.

Titelseite der Broschüre zu 750 Jahre Klosterkiche Riddagshausen
Titel­seite der Broschüre zu 750 Jahre Kloster­kiche Riddags­hausen. Foto: Kirchen­ge­meinde Riddags­hausen-Glies­ma­rode

 

29. März: Renais­sance-Musik und Video­kunst. Capella de la Torre: The Elements – Living Earth (20 Uhr). Capella de la Torre zählt zu den weltweit führenden Ensembles für Bläser­musik der frühen Neuzeit. Beson­derer Höhepunkt sind die Projek­tionen mehrerer Video-Kunst­werke von Jean-François Guiton.

bis 3. April: Fotoaus­stel­lung in der Kloster­kirche. Elena Kaufmann: Der Weiße Faden. Das Kunst­pro­jekt beschäf­tigt sich mit der vorur­teils­freien Begegnung von unbekannten Menschen.

13. April: Eiermarkt am Palmsonntag in der Kloster­kirche. Nach dem 11-Uhr-Gottes­dienst ist der Markt in der Zeit von 12–16:30 Uhr für Besucher geöffnet. Im Hohen Chor wird ein festlich gedeckter Abend­mahls­tisch zu sehen sein. Die Aussteller bieten öster­li­ches Kunst­hand­werk zum Schmücken des Oster­fests an.

14. Juni: 7. Riddags­häuser Zister­zi­en­ser­tage. Ein tradi­ti­ons­rei­ches regio­nal­ge­schicht­li­ches Symposium im Manage­ment-Marketing-Institut (10–16 Uhr). Beleuchtet werden die beson­deren Aspekte der Geschichte der Zister­zi­enser in Norddeutsch­land. Dazu gehört auch die Geschichte der Riddags­häuser Abtei im Kontext der wechsel­vollen Geschichte der Stadt Braun­schweig und des Fürsten­tums Braun­schweig-Wolfen­büttel.

15. Juni: Festgot­tes­dienst 750-Jahre Kloster­kirche (11 Uhr). Am Trini­tatis-Sonntag hält Landes­bi­schof Dr. Christoph Meyns die Predigt des Festgot­tes­diensts. Anschlie­ßend wird im Garten der Geburtstag mit Überra­schungs­gästen gefeiert.

29. Juni–10. August: 22. Inter­na­tio­naler Riddags­häuser Orgel­sommer, Konzerte jeweils sonntags (17 Uhr). 29. Juni: Ourania Gassiou und Eleni Kevents­idou (London/GB, Athen/GR), 6. Juli: Martin Setchell (Christchurch/NZ), 13. Juli: Alma Betten­court (Paris/F), 20. Juli: Hector Olivera (Sarasota/USA), 27. Juli: Alexander Flood (London/GB), 3. August: Colin Mark Andrews (Franklin/USA), 10. August: Hans-Dieter Karras

2. Juli: Der Dresdner Kreuzchor zu Gast in Riddags­hausen (19:30 Uhr). Seit mehr als 800 Jahren bewegt der Chor mit seinem Gesang die Menschen, seit Hunderten von Jahren strömen sie in die Dresdner Kreuz­kirche am Altmarkt, um die Kruzianer singen zu hören. Ein Gastkon­zert des Kreuz­chors unter Kreuz­kantor Martin Lehmann bringt diese Magie der Musik nach Riddags­hausen.

16. August: Die Musik der Hildegard von Bingen. Ars Choralis Coeln, Ordo Virtutum (20 Uhr). Hildegard von Bingen (1098–1179) hat mit ihren visio­nären Schriften und Gesängen eine Art theolo­gi­sches Gesamt­kunst­werk hinter­lassen. Die Musik wurde für diese Insze­nie­rung aus dem Original transkri­biert. Mit dem Ensemble Ars Choralis Coeln wird die Auffüh­rung eine visuelle und akusti­sche Zeitreise.

30.–31. August: Riddags­häuser Dorfmarkt. Buntes Treiben rund um die Kloster­kirche (11–18 Uhr). Erwartet werden mehr als 130 Aussteller, die alte Handwerks­tech­niken wie Filzen, Korbflechten, Puppen­her­stel­lung, Klöppeln, Stein­metz­ar­beiten und Drechs­lerei hautnah präsen­tieren. Musika­lisch unter­halten werden die Besucher vom Philhar­monic Volks­wagen Orchestra und den Krazy Kats.

5. Oktober: Ernte­dank­fest mit Herbst­markt (11 Uhr). Der reich geschmückte Altar mit Ernte­gaben und die Ernte­krone schmücken die Kloster­kirche und stehen für die Dankbar­keit für eine reiche Ernte. Im Anschluss an den Gottes­dienst beginnt im Kloster­garten ein buntes Markt­treiben mit Kunst­hand­werk und Kulina­ri­schem.

9. November: Martins­markt (11–17 Uhr). Nach dem Gottes­dienst erwartet die Besucher auf dem Gemein­dehof und im Gemein­de­haus ein Martins­markt mit Kunst­hand­werk.

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