Jubiläums-Gottesdienst und ‑Empfang anlässlich des 20-jährigen Bestehens der Hospiz Stiftung für Braunschweig.
Das Hospiz „Am Hohen Tore“ ist längst mitten in der Stadtgesellschaft angekommen und wird als segensreiche Einrichtung wahrgenommen, in der Menschen in ihrer letzten Lebenszeit fürsorglich begleitet werden. Die Existenz des Hospizes ist eng mit dem frühen Engagement von Erika Borek und ihrem Mann, Ehrenbürger Richard Borek sen., verknüpft.
„Die Hospiz Stiftung für Braunschweig wurde vor 20 Jahren von meinem Mann und mir gegründet, um finanzielle Stabilität für das stationäre Haus und den Hospizgedanken zu gewährleisten. Deshalb kann ich für die zahlreichen kleinen und großen Spenden nicht genug danken. Die Arbeit der Stiftung wäre ohne regelmäßige Zuwendungen treuer Spender nicht möglich“, sagte sie während ihrer Begrüßung im Rahmen des Jubiläums-Gottesdiensts und ‑Empfangs in der Martinikirche.

Entscheidung für den Hospizgedanken
Die Richard Borek Stiftung hatte aber bereits vor der Gründung der Hospiz Stiftung für Braunschweig die Initialzündung für das Hospiz „Am Hohen Tore“ gegeben. „Als wir die ersten Gespräche mit dem Hospizverein führten, kam die Entscheidung: Ja, wir wollen den Hospizgedanken denken und leben. Es gab vor 20 Jahren noch viele Hürden zu nehmen. Doch wir haben immer weiter nach vorn geschaut und dann endlich das schöne Grundstück gekauft und das Haus ‚Am Hohen Tore‘ mit Giesler Architekten gebaut“, erinnerte Erika Borek an die Anfänge. Der Pachtvertrag mit der Hospiz gGmbH wurde 2006 geschlossen. 2007 öffnete das Hospiz seine Pforten.
Als wir die ersten Gespräche mit dem Hospizverein führten, kam die Entscheidung: Ja, wir wollen den Hospizgedanken denken und leben.
Erika Borek
„Durch die vielen positiven, aber anfangs auch kritischen Stimmen war für mich schnell klar, dass wir eine Stiftung zur nachhaltigen Förderung brauchen würden. Wir haben mit der Stiftung das Ziel verfolgt, einen ansprechenden Kapitalstock einzuwerben, um mit dessen Zinsen die Hospizarbeit in Braunschweig dauerhaft unterstützen zu können“, erläuterte die Vorstandsvorsitzende der Hospiz Stiftung für Braunschweig.
Seither gibt es diverse Initiativen, um regelmäßig Spenden einzuwerben, um den Hospizgedanken weiterentwickeln zu können. „Ein aktuelles Herzensprojekt unserer hospizlichen Arbeit in Braunschweig ist die Begleitung von Menschen in ihrer letzten Lebenszeit in Altenpflegeeinrichtungen“, sagte Erika Borek in diesem Zusammenhang.

Mit der Endlichkeit auseinandersetzen
Im Anschluss an den Gottesdienst hielt Dr. Rainer Prönneke (Hospiz- und Palliativversorgung Niedersachen) einen Impulsvortrag zu ehrenamtlichem Engagement, ohne das die Betreuung der Gäste im Hospiz „Am Hohen Tore“ nicht möglich wäre.
Was brauchen Schwerkranke vor allem? Menschen an ihrer Seite, die nicht wegsehen und weggehen, sondern sie ertragen.
Dr. Rainer Prönnecke
„Was brauchen Schwerkranke vor allem? Menschen an ihrer Seite, die nicht wegsehen und weggehen, sondern sie ertragen. Menschen, die bereit sind, sich dazu mit ihrer eigenen Endlichkeit auseinanderzusetzen. Damit sind Ehrenamtliche in der Hospizbewegung belastet, allerdings auch mit der Möglichkeit bereichert, den eigenen Lebensentwurf auf etwas Sinnstiftendes zu entwickeln“, sagte er.
Dr. Prönneke erinnerte daran, dass 1981 mit Gründung des ersten deutschen Hospizvereins in Goslar eine schleichende gesellschaftliche Revolution eingetreten sei, die auch zum Jubiläum der Hospiz Stiftung für Braunschweig geführt habe: „Statt Sterbende zu verdrängen – meine Großmutter verbrachte 1980 ihre letzten Tage in einem Krankenhaus –, wurden Schwerkranke und ihre Angehörigen von Ehrenamtlichen mit ihren Beschwerden und Bedürfnissen wahrgenommen und bewusst in den Mittelpunkt gerückt“, lobte er.
Abschließend rief Dr. Prönneke, Chefarzt i.R. und ehrenamtlicher Vorsitzender des Landesstützpunktes Hospizarbeit und Palliativversorgung Niedersachsen, zu einer von Selbsthilfe und Selbststärkung geprägten Sorgegemeinschaft auf. „Kein Bedürftiger und Beladener sollte übersehen werden. Dazu brauchen wir uns – ein Ich ohne Du, aber auch ein Du ohne Ich sind mit einer gesunden Lebens- und Sterbekultur nicht vereinbar“.



